Dienstag, 19. März 2024

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Kein Bezug zur Sommerhitze
Die Hundstage mit Sirius und Sonne

Wir sind mitten in den Hundstagen – so heißt die Zeit vom 23. Juli bis zum 23. August. Der Begriff geht auf das antike Rom zurück und hat nichts mit der heißesten Phase des Sommers zu tun. Die Hundstage – lateinisch caniculares, von canis Hund – sind ein astronomisches und kein meteorologisches Phänomen.

Von Dirk Lorenzen | 28.07.2021
Auf der Sonne sind immer wieder einige dunkle Flecken zu sehen, entdeckt von Johann Fabricius im Jahr 1611
Umgangssprachlich steht der Begriff Hundstage inzwischen für die Zeit im Sommer, wenn die Sonne am heißesten scheint (SDO/NASA) (SDO/NASA)
Vor zwei Jahrtausenden ging die Sonne zu Beginn der Hundstage genau mit Sirius im Großen Hund auf.
Im Laufe der gut vier Wochen verfrühte sich der Aufgang des hellsten Sterns am Himmel, bis er schließlich in der Morgendämmerung auszumachen war. Das Auftauchen des Sirius vor der Sonne während der Hundstage signalisierte in Ägypten den Beginn des Nilhochwassers.
Da die Erdachse mit einer Periode von knapp 26.000 Jahren taumelt, hat sich seit Caesars Zeiten der Himmel deutlich verschoben. Derzeit gehen Sonne und Sirius erst etwa am 5. August gemeinsam auf – und der Stern zeigt sich erst Ende August am Morgenhimmel.

Hundstage sind geblieben

Nach Vorstellung der alten Griechen sorgte wohl die Kombination des Sonnenlichts mit dem Feuer des Sterns für Sommerhitze. Fata Morgana-Erscheinungen waren für arabische Astronomen der "vom Himmel tropfende Speichel des Hundssterns". Diese Hitzephasen dauerten aber etliche Monate, also viel länger als die Hundstage.
Auch im Russischen haben sich die caniculares gehalten – als "Kanikuly", dem Wort für Ferien. Die Hundstage sind geblieben, auch wenn sie durch das Taumeln der Erde nicht mehr mit dem Lauf der Gestirne übereinstimmen.