75. Jahrestag der DDR-Staatsgründung
"Kein Defizit": Soziologe Bude rät dazu, Unterschiede zwischen Ost und West zu akzeptieren

Der Soziologe Heinz Bude hält es für geboten, die weiter bestehenden Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland zu akzeptieren - und nicht als Defizit zu darzustellen. Anlass seiner Äußerungen ist der 75. Jahrestag der DDR-Gründung am 7. Oktober 1949.

    Der Soziologe Heinz Bude redend und mit den Händen gestikulierend.
    Heinz Bude, Professor fuer Makrosoziologie an der Universitaet Kassel. (Archivbild) (imago images / photothek / Thomas Imo)
    Bude sagte im Deutschlandfunk, man müsse sich von der Vorstellung eines gemeinsamen Narrativs verabschieden, demzufolge es ein gemeinsames Volk und eine gemeinsame Gesellschaft gebe. Vielmehr müsse man sich auf Dauer daran gewöhnen, dass es in Ostdeutschland eine, Zitat, "Teilgesellschaftlichkeit" gebe.

    Steffen Mau: "Die Angleichungsdynamik ist zum Erliegen gekommen"

    Budes These ähnelt der des Soziologen Steffen Mau. Auch er geht davon aus, dass es zwischen Ost- und Westdeutschland auch künftig große Unterschiede geben wird. So sagte Mau im Juni der Wochenzeitung "Die Zeit", nach der Einheit habe es die Vorstellung gegeben, der Osten gleiche sich dem Westen schrittweise an. Zitat: "Wenn ich heute Bilanz ziehe, stelle ich fest: Die Angleichungsdynamik ist zum Erliegen gekommen.“ Unterschiede in Vermögen und Einkommen würden wahrscheinlich bestehen bleiben, sagte Mau.
    Die Deutsche Demokratische Republik wurde am 7. Oktober 1949 gegründet - wenige Monate nach der Bundesrepublik Deutschland. Nach dem Mauerfall 1989 trat die DDR am 3. Oktober 1990 der Bundesrepublik Deutschland bei.

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    Diese Nachricht wurde am 07.10.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.