Philipp Krohn: Über den Vorstandswechsel bei der WestLB habe ich vor der Sendung mit Gerhard Papke gesprochen. Er führt die FDP-Fraktion im Düsseldorfer Landtag. Zunächst habe ich ihn gefragt, ob es mit Fischer und Risiko-Manager van den Adel die beiden richtigen Manager getroffen hat.
Gerhard Papke: Das kann und will ich von außen nicht bewerten. Die WestLB ist eine Aktiengesellschaft. Nach dem Aktiengesetz ist es Aufgabe des Aufsichtsrates, solche Personalentscheidungen zu treffen. Ich bin natürlich im Rahmen dessen, was rechtlich zulässig war, auch informiert worden, aber ich zweifle nicht daran, dass der Aufsichtsrat seiner Verantwortung gerecht geworden ist und dann auch die richtige Entscheidung getroffen hat.
Philipp Krohn: Der künftige Vorstandsvorsitzende Stuhlmann hat selber erklärt, er sei nur eine Übergangslösung. Wie lang wird er benötigen, um die Krise nach den Fehlspekulationen zu überwinden?
Papke: Ich bin überzeugt davon, dass diese Krise sehr schnell beendet werden kann. Wir haben eine Führungskrise, keine Strukturkrise in der Bank, eine Führungskrise, die ausgelöst worden ist durch die bedauerlichen Verluste im Eigenhandel und die Frage, wer im Vorstand dafür Verantwortung trägt. Heute hat es erste Konsequenzen, sehr umfassende Konsequenzen, gegeben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir spätestens dann, wenn der Abschlussbericht der BaFin, also der externen Finanzaufsicht, vorliegt, das soll bis Ende August der Fall sein, diesen sehr unglücklichen und unsäglichen Vorgang werden abgeschlossen haben können.
Krohn: Ist es wirklich keine Strukturkrise, wenn die Risikokontrolle so schlecht lief?
Papke: Das kam sicherlich für alle überraschend, dass die Risikokontrolle versagt hat, denn Herr Fischer war ja gerade angetreten, als Spezialist in Sachen Risikokontrolle, vor dem Hintergrund dieser sehr unglücklichen Erfahrungen, die die WestLB in den Jahren 2002, 2003 mit Boxclever und anderen Geschäften gemacht hatte. Das kam für uns alle sehr überraschend, aber jetzt sind die Konsequenzen gezogen worden. Die Verluste sind bedauerlich, sie werden die Bank aber nicht aus der Bahn werfen. Die Bank wirtschaftet wieder hervorragend, hat schwarze Zahlen vorgelegt, deshalb warne ich sehr davor, die WestLB jetzt in Grund und Boden zu reden. Die Vorgänge sind sehr unglücklich, sie mussten und müssen weiter unverzüglich und umfassend aufgeklärt werden, aber das ist kein Drama, das die Bank aus der Bahn werfen wird.
Krohn: Wie soll denn die Risikokontrolle verbessert werden?
Papke: Ja nun, das ist nicht meine Aufgabe als Landespolitiker da jetzt von außen schon mit guten Ratschlägen zu operieren. Ich bin mir sicher, dass der neue Vorstandsvorsitzende gerade dieses Problem sehr schnell in den Blick nehmen wird und mit dem Gesamtvorstand beraten wird, wie man die Probleme lösen kann. Daran ist in den letzten Monaten ja auch schon gearbeitet worden. Es ging jetzt im Wesentlichen ja um die Frage, ist rechtzeitig informiert worden? Und offenbar ist der Aufsichtsrat zu der Einschätzung gekommen, gestützt durch die externen Gutachter, dass dem nicht so war. Noch einmal: So was ist nicht jetzt zum ersten Mal passiert in der deutschen Bankgeschichte und schon gar nicht in der deutschen Industriegeschichte. So was ist immer bedauerlich, wenn Geld verbrannt wird durch fehlende Risikokontrolle, aber noch muss ja auch geklärt werden, ob nicht auch mit krimineller Energie von außen, darauf hat Herr Fischer ja hingewiesen, der Bank geschadet worden ist. Das muss bis zum Schluss aufgeklärt und beleuchtet werden, und warten wir mal ab, welche Ergebnisse dieser Prüfungsprozess noch zeitigen wird.
Krohn: Herr Papke, wie beeinflusst die Führungskrise die Zukunft der Landesbank?
Papke: Also, die WestLB ist strukturell gut aufgestellt, hat sich in den letzten Jahren insgesamt sehr gut entwickelt, verfügt über ausgezeichnete, hochmotivierte Mitarbeiter, und deshalb kann die Bank weiterhin sehr selbstbewusst agieren. Sie genießt auch die volle Rückendeckung der Regierungskoalition in Düsseldorf, ich will das klar sagen. Dennoch: Wir sind in einer Phase, in der sich die Landesbanken insgesamt neu aufstellen, auch die WestLB schaut sich ja nach neuen Partnern, nach neuen Geschäftsfeldern um. Sie wissen, dass wir als Koalitionspartner FDP in Nordrhein-Westfalen seit langem dafür werben, den Landesanteil an der Bank von insgesamt 38 Prozent an einen strategischen Investor zu veräußern, an einen privaten Investor. Das könnte im Idealfall eine gute, eine wichtige, europäische Großbank sein, um der WestLB darüber neue Marktmöglichkeiten, neues Kapital, aber auch zusätzliches Know-how zu erschließen. Das ist der Weg, für den wir seit längerem werben und, ich glaube, es ist jetzt an der Zeit, wenn diese Krise überstanden ist - und, wie gesagt, ich hoffe, dass das in wenigen Wochen endgültig der Fall sein wird -, diesen Weg der Öffnung der WestLB, der Verbindung der WestLB mit privatem Kapital und Know-how zu gehen.
Krohn: Die Sparkassen, die ja auch Miteigentümer der Bank sind, streben eine Fusion mit der Landesbank Baden-Württemberg an. Könnte nicht auch so eine Lösung die Wettbewerbssituation stärken?
Papke: Die Geschäftstätigkeiten der LBBW und der WestLB würden ja durchaus ganz gut zusammen passen, wenn wir uns die besonderen Stärken beider Häuser einmal anschauen. Auf der anderen Seite werden wir in Nordrhein-Westfalen unter keinen Umständen akzeptieren, dass es zu einer Übernahme der LBBW, das heißt der WestLB durch die LBBW, kommt. Wir stehen Kooperationsmöglichkeiten zwischen diesen beiden Landesbanken, aber auch mit Blick auf andere Landesbanken, sehr offen gegenüber. Angedacht wird erkennbar aber in Baden-Württemberg eine Fusion, die letztlich eine Übernahme wäre. Die WestLB wäre der deutlich kleinere Partner, der Juniorpartner, und wir wissen, wie im Wirtschaftsleben Fusionen zwischen ungleichen Partnern ausgehen - immer zu Lasten des kleineren Partners. Und für uns kommt keine Lösung infrage, die die WestLB als wichtige Landesbank für den Finanzplatz Nordrhein-Westfalen gefährdet und mittelfristig auch Arbeitsplätze in Nordrhein-Westfalen in Gefahr bringen würde. Deshalb glaube ich nicht, ich will das auch so deutlich sagen, dass es zu einer Fusion zwischen LBBW und WestLB kommen wird.
Krohn: Die FDP drängt auf eine schnelle Lösung des Problems. Warum lohnt es sich nicht zu warten, bis der Marktwert der Bank sich verbessert?
Papke: Also, ich will auch nicht sagen, dass wir den Landesanteil jetzt in den nächsten Monaten veräußern müssen. Wir müssen nicht, aber ich werbe sehr dafür, in einem konjunkturell sehr günstigen Marktumfeld, die Kassen potenzieller Investoren für die WestLB sind sehr gut gefüllt, auch nicht ohne Not Zeit ins Land gehen zu lassen. Der Finanzminister Helmut Linssen weist ja gelegentlich darauf hin, wir müssten die Braut erst hübsch machen, und ich halte dem gerne entgegen, dass Liebe bekanntlich im Auge des Betrachters liegt und wir potenzielle Investoren in einem offenen Konsultations- und gegebenenfalls auch Bieterverfahren einladen sollten, ihr Interesse zu untermauern und dann möglicherweise auch in ein konkretes Bieterverfahren einzusteigen und zu schauen, wie der Markt auf dieses Angebot reagiert. Wir stehen nicht unter Druck, wir sind nicht in einer Situation, in der wir jetzt schnellstmöglichst den Landesanteil veräußern müssen. Aber wenn ein interessanter Investor kommt, der die Zukunft der Bank sichert und neue Chancen für die Arbeitsplätze, für die Bank in Nordrhein-Westfalen eröffnet, dann sollten wir auch nicht unnötig warten.
Gerhard Papke: Das kann und will ich von außen nicht bewerten. Die WestLB ist eine Aktiengesellschaft. Nach dem Aktiengesetz ist es Aufgabe des Aufsichtsrates, solche Personalentscheidungen zu treffen. Ich bin natürlich im Rahmen dessen, was rechtlich zulässig war, auch informiert worden, aber ich zweifle nicht daran, dass der Aufsichtsrat seiner Verantwortung gerecht geworden ist und dann auch die richtige Entscheidung getroffen hat.
Philipp Krohn: Der künftige Vorstandsvorsitzende Stuhlmann hat selber erklärt, er sei nur eine Übergangslösung. Wie lang wird er benötigen, um die Krise nach den Fehlspekulationen zu überwinden?
Papke: Ich bin überzeugt davon, dass diese Krise sehr schnell beendet werden kann. Wir haben eine Führungskrise, keine Strukturkrise in der Bank, eine Führungskrise, die ausgelöst worden ist durch die bedauerlichen Verluste im Eigenhandel und die Frage, wer im Vorstand dafür Verantwortung trägt. Heute hat es erste Konsequenzen, sehr umfassende Konsequenzen, gegeben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir spätestens dann, wenn der Abschlussbericht der BaFin, also der externen Finanzaufsicht, vorliegt, das soll bis Ende August der Fall sein, diesen sehr unglücklichen und unsäglichen Vorgang werden abgeschlossen haben können.
Krohn: Ist es wirklich keine Strukturkrise, wenn die Risikokontrolle so schlecht lief?
Papke: Das kam sicherlich für alle überraschend, dass die Risikokontrolle versagt hat, denn Herr Fischer war ja gerade angetreten, als Spezialist in Sachen Risikokontrolle, vor dem Hintergrund dieser sehr unglücklichen Erfahrungen, die die WestLB in den Jahren 2002, 2003 mit Boxclever und anderen Geschäften gemacht hatte. Das kam für uns alle sehr überraschend, aber jetzt sind die Konsequenzen gezogen worden. Die Verluste sind bedauerlich, sie werden die Bank aber nicht aus der Bahn werfen. Die Bank wirtschaftet wieder hervorragend, hat schwarze Zahlen vorgelegt, deshalb warne ich sehr davor, die WestLB jetzt in Grund und Boden zu reden. Die Vorgänge sind sehr unglücklich, sie mussten und müssen weiter unverzüglich und umfassend aufgeklärt werden, aber das ist kein Drama, das die Bank aus der Bahn werfen wird.
Krohn: Wie soll denn die Risikokontrolle verbessert werden?
Papke: Ja nun, das ist nicht meine Aufgabe als Landespolitiker da jetzt von außen schon mit guten Ratschlägen zu operieren. Ich bin mir sicher, dass der neue Vorstandsvorsitzende gerade dieses Problem sehr schnell in den Blick nehmen wird und mit dem Gesamtvorstand beraten wird, wie man die Probleme lösen kann. Daran ist in den letzten Monaten ja auch schon gearbeitet worden. Es ging jetzt im Wesentlichen ja um die Frage, ist rechtzeitig informiert worden? Und offenbar ist der Aufsichtsrat zu der Einschätzung gekommen, gestützt durch die externen Gutachter, dass dem nicht so war. Noch einmal: So was ist nicht jetzt zum ersten Mal passiert in der deutschen Bankgeschichte und schon gar nicht in der deutschen Industriegeschichte. So was ist immer bedauerlich, wenn Geld verbrannt wird durch fehlende Risikokontrolle, aber noch muss ja auch geklärt werden, ob nicht auch mit krimineller Energie von außen, darauf hat Herr Fischer ja hingewiesen, der Bank geschadet worden ist. Das muss bis zum Schluss aufgeklärt und beleuchtet werden, und warten wir mal ab, welche Ergebnisse dieser Prüfungsprozess noch zeitigen wird.
Krohn: Herr Papke, wie beeinflusst die Führungskrise die Zukunft der Landesbank?
Papke: Also, die WestLB ist strukturell gut aufgestellt, hat sich in den letzten Jahren insgesamt sehr gut entwickelt, verfügt über ausgezeichnete, hochmotivierte Mitarbeiter, und deshalb kann die Bank weiterhin sehr selbstbewusst agieren. Sie genießt auch die volle Rückendeckung der Regierungskoalition in Düsseldorf, ich will das klar sagen. Dennoch: Wir sind in einer Phase, in der sich die Landesbanken insgesamt neu aufstellen, auch die WestLB schaut sich ja nach neuen Partnern, nach neuen Geschäftsfeldern um. Sie wissen, dass wir als Koalitionspartner FDP in Nordrhein-Westfalen seit langem dafür werben, den Landesanteil an der Bank von insgesamt 38 Prozent an einen strategischen Investor zu veräußern, an einen privaten Investor. Das könnte im Idealfall eine gute, eine wichtige, europäische Großbank sein, um der WestLB darüber neue Marktmöglichkeiten, neues Kapital, aber auch zusätzliches Know-how zu erschließen. Das ist der Weg, für den wir seit längerem werben und, ich glaube, es ist jetzt an der Zeit, wenn diese Krise überstanden ist - und, wie gesagt, ich hoffe, dass das in wenigen Wochen endgültig der Fall sein wird -, diesen Weg der Öffnung der WestLB, der Verbindung der WestLB mit privatem Kapital und Know-how zu gehen.
Krohn: Die Sparkassen, die ja auch Miteigentümer der Bank sind, streben eine Fusion mit der Landesbank Baden-Württemberg an. Könnte nicht auch so eine Lösung die Wettbewerbssituation stärken?
Papke: Die Geschäftstätigkeiten der LBBW und der WestLB würden ja durchaus ganz gut zusammen passen, wenn wir uns die besonderen Stärken beider Häuser einmal anschauen. Auf der anderen Seite werden wir in Nordrhein-Westfalen unter keinen Umständen akzeptieren, dass es zu einer Übernahme der LBBW, das heißt der WestLB durch die LBBW, kommt. Wir stehen Kooperationsmöglichkeiten zwischen diesen beiden Landesbanken, aber auch mit Blick auf andere Landesbanken, sehr offen gegenüber. Angedacht wird erkennbar aber in Baden-Württemberg eine Fusion, die letztlich eine Übernahme wäre. Die WestLB wäre der deutlich kleinere Partner, der Juniorpartner, und wir wissen, wie im Wirtschaftsleben Fusionen zwischen ungleichen Partnern ausgehen - immer zu Lasten des kleineren Partners. Und für uns kommt keine Lösung infrage, die die WestLB als wichtige Landesbank für den Finanzplatz Nordrhein-Westfalen gefährdet und mittelfristig auch Arbeitsplätze in Nordrhein-Westfalen in Gefahr bringen würde. Deshalb glaube ich nicht, ich will das auch so deutlich sagen, dass es zu einer Fusion zwischen LBBW und WestLB kommen wird.
Krohn: Die FDP drängt auf eine schnelle Lösung des Problems. Warum lohnt es sich nicht zu warten, bis der Marktwert der Bank sich verbessert?
Papke: Also, ich will auch nicht sagen, dass wir den Landesanteil jetzt in den nächsten Monaten veräußern müssen. Wir müssen nicht, aber ich werbe sehr dafür, in einem konjunkturell sehr günstigen Marktumfeld, die Kassen potenzieller Investoren für die WestLB sind sehr gut gefüllt, auch nicht ohne Not Zeit ins Land gehen zu lassen. Der Finanzminister Helmut Linssen weist ja gelegentlich darauf hin, wir müssten die Braut erst hübsch machen, und ich halte dem gerne entgegen, dass Liebe bekanntlich im Auge des Betrachters liegt und wir potenzielle Investoren in einem offenen Konsultations- und gegebenenfalls auch Bieterverfahren einladen sollten, ihr Interesse zu untermauern und dann möglicherweise auch in ein konkretes Bieterverfahren einzusteigen und zu schauen, wie der Markt auf dieses Angebot reagiert. Wir stehen nicht unter Druck, wir sind nicht in einer Situation, in der wir jetzt schnellstmöglichst den Landesanteil veräußern müssen. Aber wenn ein interessanter Investor kommt, der die Zukunft der Bank sichert und neue Chancen für die Arbeitsplätze, für die Bank in Nordrhein-Westfalen eröffnet, dann sollten wir auch nicht unnötig warten.