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Kein Grund zur Sorge

Es brummt, rauscht, rumpelt, und manchmal kommt ein Quietschen dazu. Geräusche an Bord eines Flugzeugs rufen bei Passagieren oft Unbehagen bis Panik hervor. Dabei besteht – in der Regel – kein Grund zur Sorge: Zumeist sind es ganz normale Begleiterscheinungen des Flugbetriebs.

Von Sebastian Auer |
    Ein bisschen beklemmend ist die Lage in dem kleinen Simulator auf dem Trainingsgelände von Air Berlin in Essen schon. In einer riesigen Halle nachgebaut: Eine Flugzeugkabine. Die Luft ist stickig, der Platz zwischen den Sitzen eng. – Alles wie bei einem echten Flug eben. Piloten und Stewardessen üben hier den Alltag. Und wie bei einem echten Flug wird es zum Start des Simulators etwas lauter.

    Es scheppert, es ruckelt, alles wie bei einem richtigen Start. Für den Piloten Kristian Feller alles normal, für manch einen Passagiere aber der Moment, wo das Grummeln im Magen beginnt. Doch eigentlich besteht gar kein Grund zur Panik.

    "Das leichte Rumpeln. Das ist ganz einfach: Die Räder die beschleunigen auf dem Asphalt. Und eine Startpiste hat ja auch eingelassene Lampen, und über die rollen wir hinweg. Und deswegen haben wir ein leichtes Schlagen: Klack, klack, klack, klack."

    Es ist vor allem die Unwissenheit, die bei einigen Passagieren für ein flaues Gefühl sorgt. Denn kaum einer weiß genau, woher die Geräusche kommen und was sie bedeuten. Hinzu kommt, dass Fluggäste auch nicht eingreifen können - ein Gefühl von Ohnmacht. Egal, ob es nur einmal im Jahr in den Urlaub geht oder das regelmäßige Fliegen mit zum Job gehört.

    "Manchmal hat man ein bisschen Angst, aber das ergibt sich dann wieder."

    "Eigentlich sitze ich mit einem guten Gefühl im Flugzeug."

    "Ich kann das nicht richtig zuordnen, muss ich sagen. Ist schon etwas angespannt, weil man sitzt auch nicht alleine."

    "Es kommt natürlich darauf an, wo man sitzt. An den Tragflächen. Ich sitze natürlich immer gern da, wo ein Notausgang ist, wenn man weiter fliegt, ist das immer ein bisschen sicherer, wenn man dann weiß, es passiert was und man ist dann schnell draußen. Wir sind mal geflogen mit einer Maschine, da hat es unglaublich gescheppert, da bekommt man dann schon ein bisschen Angst. Obwohl ich glaube, es passiert sehr viel mit Maschinen, aber nicht mit der, wo ich drin sitze."

    Gerade beim Start des Flugzeugs sind die Geräusche in der Maschine noch sehr laut. Schon kurz nach dem Abheben klingt es aber, als würde plötzlich der Motor ausgehen. Seit 20 Jahren ist Kristian Feller Pilot, inzwischen fliegt er vor allem Kurz- und Mittelstrecke. Das Triebwerk ist bei all seinen Flügen noch nie ausgegangen, sagt er schmunzelnd. Dass die Maschine kurz nach dem Start viel ruhiger wird, hat einen anderen Grund.

    "Erstmal fährt das Fahrwerk ein. In einer gewissen Höhe wird dann der Triebwerksschub reduziert, weil wir ja nicht immer mit der Startleistung fliegen, und dadurch hört es sich so an, als würden die Triebwerke ausgehen, das ist aber natürlich nicht der Fall."

    Zweimal im Jahr müssen sowohl Stewardessen als auch Piloten in den Simulator. Hier werden alle möglichen Szenarien geübt. Zur Ausbildung der Flugbesatzung gehören auch Kommunikationsseminare. Hier lernt die Mannschaft, wie ängstliche Fluggäste beruhigt werden können. Der Simulator hat inzwischen die Reiseflughöhe erreicht. Es brummt leise. Ab und zu hört es sich so an, als würde jemand von außen gegen das Flugzeug schlagen. Völlig harmlos sagt Pilot Kristian Feller: Das ist Wind, der gegen die Maschine bläst. Erst zur Landung knattert und rumpelt es dann wieder kräftiger.

    "Wir fahren die Landeklappen aus, um langsamer fliegen zu können. Um den Auftrieb des Flugzeugs zu erhöhen. Das verursacht dann auch wieder mehr Luftwiderstand. Dadurch wird auch das Luftgeräusch höher. Wir fahren das Fahrwerk aus, das ist genauso wie beim Starten. Es wird also erstmal laut, das Fahrwerk fährt aus, die Klappen gehen zu und dann ist es wieder etwas ruhiger."

    Früher war das Fliegen noch ein Privileg für einige wenige. In Zeiten von Billigfliegern sind allerdings immer mehr in der Luft unterwegs. Das sorgt auch dafür, dass an Bord häufiger Menschen mit Flugangst sitzen, sagt Pilot Kristian Feller. Besonders natürlich auf Flügen zu den klassischen Urlaubszielen im Süden. Einige Fluglinien haben reagiert und bieten deswegen inzwischen ein spezielles Training gegen Flugangst an, damit Rumpeln, Rauschen und Brummen keine Panik mehr auslösen.