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Keine Abstriche für Ackermann

Die Schuldenkrise verdarb ihm seine letzte Jahresbilanz, seine Nachfolger bauen den Vorstand radikal um. Immerhin: Beim Gehalt muss Deutsche Bank-Chef Ackermann keine Abstriche machen wie aus dem aktuellen Geschäftsbericht des Geldhauses hervorgeht.

Von Brigitte Scholtes | 20.03.2012
    Eine Vergütung von etwa 9,4 Millionen Euro steht Josef Ackermann, für sein letztes volles Jahr an der Spitze der Deutschen Bank zu. Das setzt sich zusammen aus einem Grundgehalt von 1,75 Millionen Euro, weiteren Komponenten, die vom Geschäftserfolg abhängig sind und schließlich aus einer Barvergütung, die erst später ausgezahlt wird. Deshalb hat Ackermann zunächst "nur" 6,3 Millionen Euro erhalten, soviel wie für 2010.

    Insgesamt aber ist sein Einkommen gegenüber dem Vorjahr um 400.000 Euro gestiegen. Sein Nachfolger Anshu Jain liegt in der Vergütung mit insgesamt 9,8 Millionen Euro noch vor Ackermann, er hatte für 2010 zwölf Millionen Euro erhalten. Ausgezahlt werden aber auch ihm davon erst einmal 5,8 Millionen Euro. Damit hat Jain trotz des schlechten Jahrs im Investmentbanking nur vergleichsweise wenige Einbußen hinnehmen müssen. Denn die Einkünfte der Investmentbanker insgesamt sind in den letzten Jahren stark zurückgegangen, wie Stefan Winter, Präsident des Verbands der Auslandsbanken beklagt:

    "Für die Industrie genommen und insgesamt gesehen ist das natürlich eine positive Entwicklung. Ich glaube, wir haben da schon ein paar Exzesse gesehen in der Vergangenheit, die sich jetzt wieder normalisieren. Wir haben dort relativ starke Rückgänge gesehen, aber die sind eben abhängig von dem Bereich, die sind sicherlich im Schnitt zwischen 20 und 40 Prozent niedriger als noch vor zwei, drei Jahren."

    Ackermann verwies in dem heute veröffentlichten Geschäftsbericht nochmals auf die neue Ausrichtung der Deutschen Bank in den letzten Jahren. Schon zur Bilanzvorlage Anfang Februar hatte er auf die Veränderung im Geschäftsmodell verwiesen:

    "Wir haben uns von riskanten Geschäftsaktivitäten verabschiedet und durch den massiven Ausbau des sogenannten klassischen Bankgeschäfts unsere zweite Ertragssäule erheblich gestärkt. Der Ergebnismix der Bank ist damit deutlich ausgeglichener."

    Diese neue Ausrichtung dürfte auch unter seinen designierten Nachfolgern so beibehalten werden, auch wenn sie in den letzten Wochen durch den nicht ganz pannenfreien Umbau des Vorstands nach Ackermanns Abtritt Unruhe verursacht hatten. Diese Pannen aber dürften schnell vergessen sein, glaubt Stefan Bongardt, Analyst von Independent Research:

    "Wir haben da im Moment ganz andere Probleme. Die Banken sind da ja dabei, sich jetzt auf Basel III vorzubereiten, eben Eigenkapitallücken zu schließen, das Kapitalmarktgeschäft neu auszurichten, wo es ja Probleme gegeben hat. Die Deutsche Bank hat jetzt mit der Integration von Sal. Oppenheim und der Postbank ja auch einiges zu tun, was mit Sicherheit in den nächsten Wochen im Vordergrund stehen dürfte."

    Erstmals zeitgleich mit dem Geschäftsbericht veröffentlichte die Deutsche Bank ihren Bericht zur gesellschaftlichen Verantwortung. Diese ist für Ackermann integraler Bestandteil ihrer Arbeit und Grundlage für den langfristigen Erfolg:

    "Als Marktführer in Deutschland und eine der führenden Banken weltweit sehen wir uns in einer besonderen Verantwortung, uns nicht nur an gültige Regeln und Vorgaben zu halten, sondern unsere ökonomischen Ziele auf ehrbare, das heißt stets moralisch vertretbare Weise zu erreichen. Kein Geschäft ist es wert, den guten Ruf der Bank aufs Spiel zu setzen."

    So will die Bank in diesem Jahr keine neuen börsengehandelten Anlageprodukte auf Basis von Grundnahrungsmitteln mehr auflegen, also auf die Spekulation damit verzichten.