Bettina Klein: Das Jahr 2007 neigt sich dem Ende entgegen. Auch das Börsenjahr, zu dem einem sofort folgende Stichworte einfallen: Banken- und Kreditkrise, made in USA, ein Rekordölpreis und ein Rekord-Euro-Kurs, zusammenhängend mit einem sensationell schwachen Dollar. Eine Bilanz dieses Jahres, ein Ausblick auf das nächste nun mit Klaus Nieding, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Schönen guten Morgen, Herr Nieding!
Klaus Nieding: Ich grüß Sie, Frau Klein! Guten Morgen!
Klein: Köpfen Sie die Champagnerflaschen, weil dieses Börsenjahr mit Banken-, Kredit- und Immobilienkrise endlich zu Ende geht? Oder gab es 2007 aus Ihrer Sicht durchaus Entwicklungen, auf die man schon anstoßen kann?
Nieding: Ich denke, wenn wir im Bild bleiben wollen, müssen wir für 2007 vielleicht eine Flasche guten Winzersekts aufmachen. Champagner ist vielleicht nicht ganz so angebracht. Aber das Jahr ist nicht so schlecht gelaufen, wie das viele befürchtet haben. Die Kreditkrise, die Finanzkrise, die Subprimekrise hat im Grunde genommen unter dem Strich nicht so viel bewirkt, wie das noch im Sommer von zahlreichen Experten befürchtet wurde. Der DAX ist nach wie vor um die 8.000 Punkte herum, also eigentlich nicht ganz so schlecht gelaufen, wie man es gedacht hatte.
Klein: Aktionäre welcher Unternehmen hatten in diesem Jahr besonders schlechte Karten?
Nieding: Ja, zum einen natürlich die Aktionäre der amerikanischen Banken, die sehr stark gebeutelt worden sind aufgrund der hausgemachten Schwierigkeiten und Probleme mit den Hypothekenkrediten, die dort eben doch ganz ordentlich in die Bilanzen gezogen sind. Darüber hinaus hatten wir in Deutschland in einigen Branchen, insbesondere denjenigen, die von Energiepreisen abhängig sind, doch sehr starke Einbußen. Auf der anderen Seite hat, ich sage mal, der Höhenflug des Euro unser produzierendes Gewerbe nicht so durcheinandergebracht, dass die Aktienkurse der deutschen Industrieunternehmen nicht kräftig gestiegen wären. Also unter dem Strich ist die Waage ganz ordentlich geblieben und neigt sich immer noch zugunsten der Aktionäre.
Klein: Eher weniger Auswirkungen der Banken-, Kredite- und Immobilienkrise, sagen Sie. Welche gab es und gibt es denn und wird es auch weiterhin noch geben in den kommenden Monaten?
Nieding: Na ja, gut. Ich meine, wir haben ja sehr deutlich gesehen, dass die Notenbanken ordentlich Liquidität in den Markt gepumpt haben. Das hat mit Sicherheit auch dazu beigetragen, dass die Folgen und die Auswirkungen dieser Kreditkrise nicht so heftig geworden sind, wie man das im Sommer noch hier und da befürchtet hatte. Darüber hinaus konnten wir uns dann doch davon überzeugen, dass unsere deutschen Banken jedenfalls nicht in dem Maße das Problem in der Bilanz hatten wie ihre amerikanischen Wettbewerber. Schauen Sie sich eine deutsche Bank an. Die hat insgesamt Wertberichtigungen von um die zwei Milliarden Euro vorgenommen. Das ist nun nicht die Welt. Das hört sich zwar viel an, aber es ist für eine deutsche Bank absolut verkraftbar. Wenn Sie dagegen die amerikanischen Institute sehen, die zweistellige Milliardenbeträge abschreiben mussten, ist das natürlich eine ganz andere Dimension.
Klein: Weshalb haben eigentlich die Aktienstrategen die Gefahr, die da auf uns zukam, nicht auf dem Schirm gehabt, zumindest haben sie ja nicht ausdrücklich davor gewarnt?
Nieding: Na ja. Ich sage mal so: Wir waren uns eigentlich schon einig in der Beurteilung oder im Großen und Ganzen einig, dass die Bilanzzahlen der deutschen und europäischen Unternehmen jedenfalls aufgrund der gutlaufenden Konjunktur ordentlich robust sind. Das heißt, wir waren schon zuversichtlich, dass jedenfalls auch die deutschen Unternehmen von dieser Krise nicht so betroffen sein würden wie beispielsweise die amerikanischen Unternehmen. Dort haben wir einen ganz anderen Wirtschaftszyklus, oder wir befinden uns im Wirtschaftszyklus an einer ganz anderen Stelle. Es gibt leicht rezessive Anzeichen, also leichte Anzeichen dafür, dass die Wirtschaft wieder etwas zurückkommt. Das ist in Europa und vor allen Dingen in Deutschland im Moment noch nicht der Fall, sodass unsere Institute eigentlich gut aufgestellt waren. Hinzu kam eben, dass wir nicht in diesem Maße diese, ich sage mal, faulen Kredite in den Büchern hatten in Deutschland, wie das bei den Amerikanern der Fall ist.
Klein: Also wenn ich Sie richtig verstehe, keine grundlegende Verunsicherung bei deutschen Anlegern aufgrund der Börsenentwicklung? Wovor sollten sie sich dennoch in Acht nehmen in Zukunft?
Nieding: Na ja, ich denke mal, dass wir diesen Anstieg, den wir noch im Jahre 2007 und vor allen Dingen 2006 gesehen haben, dass wir den 2008 nicht mehr so haben werden.
Klein: Ein Anstieg wovon?
Nieding: Der Kurse. Ich prognostiziere, dass die Aktienkurse sich eher seitwärts entwickeln werden. War ich für das Jahr 2007 noch recht zuversichtlich, dann meine ich eigentlich, dass wir Ende 2008 zwar noch etwas über dem momentanen Stand sein werden, aber nicht mehr so deutlich den Anstieg weiter verfolgen können, wie das jetzt 2007 und vor allen Dingen 2006 gelaufen ist. Also der Anleger muss sich darauf einrichten, dass es zwar weiterhin recht positiv läuft, aber natürlich die Zuwachszahlen geringer werden. Und er muss seine Aktien ganz besonders beachten und beobachten. Er muss aufpassen. Es gibt Branchen, die sind natürlich deutlich anfälliger für Schwankungen, insbesondere dann, wenn die Konjunktur etwas langsamer läuft. Das sind vor allen Dingen die exportabhängigen Branchen, das sind vor allen Dingen die währungsabhängigen Branchen. Unternehmen, die Probleme mit der Währungsabsicherung haben, werden natürlich in Zukunft etwas schwierigeren Zeiten entgegensehen. Nehmen Sie alle US-Dollar-abhängigen Unternehmen, die in Deutschland produzieren, aber in den USA beispielsweise oder im Dollarraum verkaufen. Da wäre ich als Anleger schon etwas vorsichtiger und würde diese Aktien genauer beobachten.
Klein: An welche Indizien muss man sich halten, wenn man den künftigen Dollar-Euro-Kurs abschätzen will?
Nieding: Na ja, ich denke mal, wenn unsere Konjunktur weiterhin gut läuft, wenn sie sich als robust erweist, wenn wir zwar moderate, aber doch immer noch Steigerungsraten in der Konjunktur haben werden, dann wird der Euro natürlich weiterhin besser laufen gegenüber dem US-Dollar. Und das bedeutet dann eben für die deutschen Unternehmen, die im Dollarraum ihre Produkte verkaufen wollen, ordentliche Schwierigkeiten. Es sei denn, sie sind abgesichert gegen diesen, ich sage mal, Unterschied. Da muss der Anleger sich halt darauf einstellen und muss eben vielleicht auch selektiv umschichten.
Klein: Das heißt, ein neuer Rekord ist zu erwarten noch im nächsten Jahr? Oder haben die einen Höhepunkt des Euro-Kurses überschritten?
Nieding: Na, ich denke schon, dass der Euro-Kurs weiterhin ansteigen kann. Das hängt natürlich auch noch von anderen Faktoren ab, politische Stabilität. Es darf keine größeren Krisen geben. Der Dollar ist traditionell eigentlich immer eine Sicherheitswährung gewesen für die gesamte Welt. Kriege etc. dürfen nicht ausbrechen. Terroranschläge dürften nicht passieren. Wenn das alles eintreten sollte, dann könnte der Dollar wieder etwas erstarken. Bleibt es dabei, dass es im Wesentlichen friedlich bleibt und solche Großereignisse uns erspart bleiben, was wir alle hoffen, dann wird der Euro sicherlich weiterhin kräftig sein. Und er wird natürlich auch weitere Höhen erklimmen.
Klein: Ein Ausblick auf das Börsenjahr 2008 mit Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Danke Ihnen für das Gespräch, Herr Nieding!
Nieding: Danke Ihnen, Frau Klein!
Klaus Nieding: Ich grüß Sie, Frau Klein! Guten Morgen!
Klein: Köpfen Sie die Champagnerflaschen, weil dieses Börsenjahr mit Banken-, Kredit- und Immobilienkrise endlich zu Ende geht? Oder gab es 2007 aus Ihrer Sicht durchaus Entwicklungen, auf die man schon anstoßen kann?
Nieding: Ich denke, wenn wir im Bild bleiben wollen, müssen wir für 2007 vielleicht eine Flasche guten Winzersekts aufmachen. Champagner ist vielleicht nicht ganz so angebracht. Aber das Jahr ist nicht so schlecht gelaufen, wie das viele befürchtet haben. Die Kreditkrise, die Finanzkrise, die Subprimekrise hat im Grunde genommen unter dem Strich nicht so viel bewirkt, wie das noch im Sommer von zahlreichen Experten befürchtet wurde. Der DAX ist nach wie vor um die 8.000 Punkte herum, also eigentlich nicht ganz so schlecht gelaufen, wie man es gedacht hatte.
Klein: Aktionäre welcher Unternehmen hatten in diesem Jahr besonders schlechte Karten?
Nieding: Ja, zum einen natürlich die Aktionäre der amerikanischen Banken, die sehr stark gebeutelt worden sind aufgrund der hausgemachten Schwierigkeiten und Probleme mit den Hypothekenkrediten, die dort eben doch ganz ordentlich in die Bilanzen gezogen sind. Darüber hinaus hatten wir in Deutschland in einigen Branchen, insbesondere denjenigen, die von Energiepreisen abhängig sind, doch sehr starke Einbußen. Auf der anderen Seite hat, ich sage mal, der Höhenflug des Euro unser produzierendes Gewerbe nicht so durcheinandergebracht, dass die Aktienkurse der deutschen Industrieunternehmen nicht kräftig gestiegen wären. Also unter dem Strich ist die Waage ganz ordentlich geblieben und neigt sich immer noch zugunsten der Aktionäre.
Klein: Eher weniger Auswirkungen der Banken-, Kredite- und Immobilienkrise, sagen Sie. Welche gab es und gibt es denn und wird es auch weiterhin noch geben in den kommenden Monaten?
Nieding: Na ja, gut. Ich meine, wir haben ja sehr deutlich gesehen, dass die Notenbanken ordentlich Liquidität in den Markt gepumpt haben. Das hat mit Sicherheit auch dazu beigetragen, dass die Folgen und die Auswirkungen dieser Kreditkrise nicht so heftig geworden sind, wie man das im Sommer noch hier und da befürchtet hatte. Darüber hinaus konnten wir uns dann doch davon überzeugen, dass unsere deutschen Banken jedenfalls nicht in dem Maße das Problem in der Bilanz hatten wie ihre amerikanischen Wettbewerber. Schauen Sie sich eine deutsche Bank an. Die hat insgesamt Wertberichtigungen von um die zwei Milliarden Euro vorgenommen. Das ist nun nicht die Welt. Das hört sich zwar viel an, aber es ist für eine deutsche Bank absolut verkraftbar. Wenn Sie dagegen die amerikanischen Institute sehen, die zweistellige Milliardenbeträge abschreiben mussten, ist das natürlich eine ganz andere Dimension.
Klein: Weshalb haben eigentlich die Aktienstrategen die Gefahr, die da auf uns zukam, nicht auf dem Schirm gehabt, zumindest haben sie ja nicht ausdrücklich davor gewarnt?
Nieding: Na ja. Ich sage mal so: Wir waren uns eigentlich schon einig in der Beurteilung oder im Großen und Ganzen einig, dass die Bilanzzahlen der deutschen und europäischen Unternehmen jedenfalls aufgrund der gutlaufenden Konjunktur ordentlich robust sind. Das heißt, wir waren schon zuversichtlich, dass jedenfalls auch die deutschen Unternehmen von dieser Krise nicht so betroffen sein würden wie beispielsweise die amerikanischen Unternehmen. Dort haben wir einen ganz anderen Wirtschaftszyklus, oder wir befinden uns im Wirtschaftszyklus an einer ganz anderen Stelle. Es gibt leicht rezessive Anzeichen, also leichte Anzeichen dafür, dass die Wirtschaft wieder etwas zurückkommt. Das ist in Europa und vor allen Dingen in Deutschland im Moment noch nicht der Fall, sodass unsere Institute eigentlich gut aufgestellt waren. Hinzu kam eben, dass wir nicht in diesem Maße diese, ich sage mal, faulen Kredite in den Büchern hatten in Deutschland, wie das bei den Amerikanern der Fall ist.
Klein: Also wenn ich Sie richtig verstehe, keine grundlegende Verunsicherung bei deutschen Anlegern aufgrund der Börsenentwicklung? Wovor sollten sie sich dennoch in Acht nehmen in Zukunft?
Nieding: Na ja, ich denke mal, dass wir diesen Anstieg, den wir noch im Jahre 2007 und vor allen Dingen 2006 gesehen haben, dass wir den 2008 nicht mehr so haben werden.
Klein: Ein Anstieg wovon?
Nieding: Der Kurse. Ich prognostiziere, dass die Aktienkurse sich eher seitwärts entwickeln werden. War ich für das Jahr 2007 noch recht zuversichtlich, dann meine ich eigentlich, dass wir Ende 2008 zwar noch etwas über dem momentanen Stand sein werden, aber nicht mehr so deutlich den Anstieg weiter verfolgen können, wie das jetzt 2007 und vor allen Dingen 2006 gelaufen ist. Also der Anleger muss sich darauf einrichten, dass es zwar weiterhin recht positiv läuft, aber natürlich die Zuwachszahlen geringer werden. Und er muss seine Aktien ganz besonders beachten und beobachten. Er muss aufpassen. Es gibt Branchen, die sind natürlich deutlich anfälliger für Schwankungen, insbesondere dann, wenn die Konjunktur etwas langsamer läuft. Das sind vor allen Dingen die exportabhängigen Branchen, das sind vor allen Dingen die währungsabhängigen Branchen. Unternehmen, die Probleme mit der Währungsabsicherung haben, werden natürlich in Zukunft etwas schwierigeren Zeiten entgegensehen. Nehmen Sie alle US-Dollar-abhängigen Unternehmen, die in Deutschland produzieren, aber in den USA beispielsweise oder im Dollarraum verkaufen. Da wäre ich als Anleger schon etwas vorsichtiger und würde diese Aktien genauer beobachten.
Klein: An welche Indizien muss man sich halten, wenn man den künftigen Dollar-Euro-Kurs abschätzen will?
Nieding: Na ja, ich denke mal, wenn unsere Konjunktur weiterhin gut läuft, wenn sie sich als robust erweist, wenn wir zwar moderate, aber doch immer noch Steigerungsraten in der Konjunktur haben werden, dann wird der Euro natürlich weiterhin besser laufen gegenüber dem US-Dollar. Und das bedeutet dann eben für die deutschen Unternehmen, die im Dollarraum ihre Produkte verkaufen wollen, ordentliche Schwierigkeiten. Es sei denn, sie sind abgesichert gegen diesen, ich sage mal, Unterschied. Da muss der Anleger sich halt darauf einstellen und muss eben vielleicht auch selektiv umschichten.
Klein: Das heißt, ein neuer Rekord ist zu erwarten noch im nächsten Jahr? Oder haben die einen Höhepunkt des Euro-Kurses überschritten?
Nieding: Na, ich denke schon, dass der Euro-Kurs weiterhin ansteigen kann. Das hängt natürlich auch noch von anderen Faktoren ab, politische Stabilität. Es darf keine größeren Krisen geben. Der Dollar ist traditionell eigentlich immer eine Sicherheitswährung gewesen für die gesamte Welt. Kriege etc. dürfen nicht ausbrechen. Terroranschläge dürften nicht passieren. Wenn das alles eintreten sollte, dann könnte der Dollar wieder etwas erstarken. Bleibt es dabei, dass es im Wesentlichen friedlich bleibt und solche Großereignisse uns erspart bleiben, was wir alle hoffen, dann wird der Euro sicherlich weiterhin kräftig sein. Und er wird natürlich auch weitere Höhen erklimmen.
Klein: Ein Ausblick auf das Börsenjahr 2008 mit Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Danke Ihnen für das Gespräch, Herr Nieding!
Nieding: Danke Ihnen, Frau Klein!