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Kerry in Brüssel
USA staunen über schlechte Geheimdienstkooperation

US-Außenminister Kerry ist in Brüssel, um der belgischen Regierung zu kondolieren. Zudem will er mit Vertretern der Europäischen Union über den weiteren Kampf gegen den Terror sprechen. Denn in den USA ist das Erstaunen über die mangelhafte Zusammenarbeit der europäischen Sicherheitsdienste groß.

Von Marcus Pindur | 25.03.2016
    US-Außenminister John Kerry (links) steht mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker vor einer USA- und Europaflagge in Brüssel.
    US-Außenminister John Kerry ist zu einem Treffen mit der EU nach Brüssel gereist. (picture alliance / dpa / Olivier Hoslet)
    Für die amerikanische Regierung sprach Justizministerin Loretta Lynch nochmals ihre Anteilnahme aus.
    "Die Obama-Regierung und das amerikanische Volk versichern dem belgischen Volk und den Völkern Europas, das wir diese Taten verurteilen und bieten unsere Unterstützung im Kampf gegen den Terrorismus an."
    Es gebe zwar derzeit keine glaubwürdigen Bedrohungen auf dem amerikanischen Kontinent, aber man sei wachsam. Außerdem sei das amerikanische Justizministerium in ständigem Kontakt mit den belgischen Sicherheitsbehörden.
    In den USA ist das Erstaunen über die mangelhafte Zusammenarbeit der europäischen Sicherheitsdienste groß. Der ehemalige CIA-Agent Bob Baer berichtet, die Kommunikation mit den belgischen Sicherheitsbehörden sei schon immer schlecht gewesen.
    "Als ich noch bei der CIA war, hatten wir öfters mit den Belgiern zu tun. Es war völlig unmöglich, von ihnen bei der Terrorbekämpfung Antworten zu bekommen. Wir haben ihr System nie durchschaut. Wenn man Nachrichten hinterließ, bekam man keine Antwort. Das hat sich über die Jahre auch nicht geändert."
    Anschläge sind Thema im Wahlkampf
    Die Brüsseler Anschläge sind umgehend auch Thema des amerikanischen Wahlkampfes geworden. Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton hat ihren republikanischen Rivalen Donald Trump als ein Sicherheitsrisiko für die Welt bezeichnet.
    Clinton griff auch die Rhetorik des Texaners Ted Cruz an, der eine verstärkte Überwachung der Muslime in den USA gefordert hatte.
    "Diese aufhetzende Rhetorik, diese Pauschalvorwürfe an alle Muslime helfen nicht, im Gegenteil, sie schaden. Es gibt Millionen friedliebender Muslime in diesem Land, die Steuern bezahlen und ihre Kinder aufziehen. Sie sind ein Bollwerk gegen Terrorismus, weil sie als erste die Zeichen einer Radikalisierung erkennen."
    Donald Trump hatte zuvor das Engagement der Vereinigten Staaten in der NATO infrage gestellt. Er werde die Rolle der USA in der Welt deutlich zurückfahren. NATO-Partnern wie Deutschland will er mehr Lasten aufbürden. Hillary Clinton hob demgegenüber hervor, dass die USA von ihrem Engagement in internationalen Bündnissen stark profitierten. In einer Rede an der Stanford University in Kalifornien sagte sie, sollte sich der Rechtspopulist Trump durchsetzen, werde dies "Amerika weniger sicher und die Welt gefährlicher machen".