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Kindertagesstätten
Förderprogramm soll Erzieher-Beruf attraktiver machen

Familienministerin Franziska Giffey will den Erzieher-Beruf attraktiver machen - und hofft damit auch, mehr Männer für die Tätigkeit anzusprechen. Als wichtigsten Anreiz sieht Giffey die Bezahlung: Künftig soll die Ausbildungsvergütung bereits im ersten Jahr über 1.000 Euro monatlich betragen.

Von Frank Capellan |
    Bundesfamilienministerin Franziska Giffey umringt von Kindern, bei einem Besuch der Berliner Kita bei einem Besuch der Kita "mittendrin".
    Mit einem Milliarden-Programm will Bundesfamilienministerin Franziska Giffey Kitas fördern und den Erzieherberuf attraktiver machen. (dpa / ZB / Britta Pedersen)
    "Könnt Ihr noch mal ganz laut ,Hallo´sagen? – Haaallloooo!"
    Rausgehen, Zuhören, Handeln – das hat sie zu ihrem Motto erklärt, und oft ist die Ministerin in diesem Jahr durchs Land getingelt. Ungezählte Kitas hat sie dabei besucht, und sich ein Bild von der Misere gemacht.
    "Also ich bin die Franziska"
    190.000 Erzieherinnen und Erzieher werden in Deutschland bis zum Jahr 2025 fehlen, betont Giffey und bezieht sich auf eine Prognos-Studie. Es liegt vor allem am Geld, meint die Sozialdemokratin, und sie wird beim Wort genommen, wenn sie eine bessere Bezahlung ankündigt, um den Beruf attraktiver zu machen. Zumeist kümmern sich nur Frauen um Kinder im Vorschulalter. Bei einem ihrer Besuche erinnert sie einer der wenigen Erzieher an ein Versprechen der Ministerin:
    "500 Euro mehr für Erzieher/Erzieherinnen. Wir wissen vom Fachkräftemangel, es ist fünf vor zwölf. Wann kommt die notwendige Aufwertung?"
    5,5 Milliarden Euro für bessere Standards in Kitas
    "Bald!", kündigt die Familienministerin heute an. 5,5 Milliarden Euro werden vom nächsten Jahr für bessere Standards in den Kitas fließen. Jetzt legt Giffey 300 Millionen Euro für ein Förderprogramm des Bundes drauf, damit sich endlich mehr junge Menschen für diesen Job entscheiden. Es beginnt mit der Ausbildung: Nicht einmal ein Fünftel der Lehrlinge wird bezahlt.
    "Wir haben 81 Prozent, die keine vergütete Ausbildung bekommen und teilweise sogar noch Schulgeld mitbringen müssen – in einem Mangelberuf!"
    Vom Sommer nächsten Jahres an soll damit Schluss sein – zumindest für die Träger, die das Förderprogramm des Bundes in Anspruch nehmen können. Locken soll dabei die Bezahlung: 1.140 Euro im ersten Ausbildungsjahr, 1.200 Euro im zweiten, 1.300 im dritten Jahr. In den ersten zwölf Monaten übernimmt der Bund diese Vergütung zu 100 Prozent, danach wird der Zuschuss reduziert, ehe die Träger im dritten Ausbildungsjahr 70 Prozent dieser Gehälter selbst aufbringen müssen. Damit bekomme ich die Leute, verspricht die Ministerin und erzählt von einer Reise in eine Fachschule in Baden-Württemberg:
    Bessere Rahmenbedigungen schon in der Ausbildung
    "Ich sag Ihnen: Da war in Stuttgart die Schule, die hatte 75 Plätze, Ausbildungsvergütung 1.000 Euro im Monat und 450 Bewerber. Ganz, ganz viele Männer auch mit dabei. Und damit geht es! Es gibt genügend Menschen, die in Deutschland sich vorstellen können, Erzieher zu werden. Es ist ein schöner Beruf! Es gibt viele Menschen, die das mit Freude tun. Aber wir müssen die Rahmenbedingungen verbessern!"
    Das will der Bund nun auch für diejenigen tun, die bereits im Erzieherjob tätig sind. Giffey verspricht mehr Geld für alle, die sich weiter qualifizieren, ob das allerdings gleich 500 Euro mehr im Monat werden, wie von Franziska Giffey einmal in Aussicht gestellt, ist fraglich. Björn Köhler von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft gießt ohnehin Wasser in den Wein. Das Vorstandsmitglied macht im Bayerischen Rundfunk klar, gefragt seien weiter die Länder – 50.000 neue Erzieher zu rekrutieren, das lasse sich mit dem Bundesprogramm allein kaum bewerkstelligen
    "Wir wissen, dass wir – wenn wir auch die Qualität ausbauen wollen – eigentlich bis 2025 einen Bedarf von fast 600.000 Erzieherinnen haben, aber im Augenblick nur knapp 250.000 Erzieherinnen ausbilden bis dahin. Und da sind 50.000 natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein."
    Helmut Dedy, Geschäftsführer des Deutschen Städtetages, bringt deshalb eine andere Forderung ins Spiel. Er möchte den Einstieg für Quereinsteiger erleichtern und Abschlüsse aus anderen Ländern schneller als bisher anerkennen.