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Kinderuni Steinfurt
Rätselhafte Muster-Felle

Gepunktet, gestreift, gelb, ocker oder auch schwarz - in der Natur gibt es unendlich viele Muster. Deutlich wird das an Tierfellen. Wie die vielfältigen Formen darauf entstehen, können garantiert auch viele Erwachsene nicht erklären. In einer Vorlesung der Kinder-Uni in der Fachhochschule im münsterländischen Steinfurt gab es Aufklärung.

Von Nicole Albers | 16.05.2015
    Gepunktet, gestreift, gelb, Ocker oder auch schwarz - in der Natur gibt es unendlich viele Formen und Muster. Deutlich wird das an Tierfellen. Wie die entstehen, können garantiert auch viele Erwachsene nicht erklären. In einer Vorlesung der Kinder-Uni in der Fachhochschule im münsterländischen Steinfurt gab es Aufklärung.
    "Wir haben einen beweglichen Ferientag und trotzdem sind die in Klassenstärke heut vertreten", erzählt Lehrerin Alexandra Brintrup-Feldhaus, die gleich mit einem ganzen Bus voller Gesamtschüler angereist ist. Über 30 Jungen und Mädchen zwischen elf und 15 Jahren. "Weil für uns ganz wichtig ist, Wissen mit Spaß zu vermitteln und so die Neugier zu erhalten, weil das ist die Triebfeder des Lernens."
    Von nah und fern sind etwa hundert Kinder und auch einige Erwachsene gekommen. Sie alle wollen mehr erfahren in Sachen Punkte und Streifen auf dem Fell. Auch der elfjährige Simon. "Weil mich das auch interessiert, die Streifen sind zur Tarnung, aber woher die kommen, das weiß ich nicht."
    Genau das will Professor Eckhard Finke erklären. Und das möglichst anschaulich, denn er sieht diese Vorlesung auch als eine Art Akquise von wissenschaftlichem Nachwuchs. "Wir brauchen bei uns in der Gesellschaft mehr Menschen, die im Bereich Naturwissenschaften, Mathematik, sich interessieren, und deswegen früh Kinder ansprechen, und von daher hoffe ich, dass der Funke überspringt und Begeisterung transportiert wird."
    Und genau deshalb hat sich der eigentliche Maschinenbauer Finke ein Thema überlegt, mit dem sich bei Kindern besser punkten lässt. Zur Unterstützung dienen dabei viele Tierbilder, ein kleiner Zweiplattenherd, eine Pfanne und eine Flasche mit einer gräulichen Substanz: Silikonöl mit Aluminiumpulver. Und das gießt er in die heiße Pfanne.
    Je heißer die Pfanne wird, desto mehr Bewegung kommt in die Flüssigkeit. Und schon nach kurzer Zeit entsteht auf der Oberfläche ein rundliches, zellenartiges Muster: Punkte. Wäre die Pfanne eher länglich als rund, erklärt der Professor, könnte man anstatt Punkten Streifen sehen. Doch wie das auf ein Fell oder eine Muscheloberfläche übertragen werden kann, will noch erklärt werden. Aber erstmal eine Erkenntnis, was nicht geht: "Gibt es denn irgendein Tier, was einen gestreiften Körper hat und gepunktete Beine? Die Mathematik sagt, gibt’s nicht, mir hat noch keiner ein solches Tier mit einer solchen Fellzeichnung gezeigt."
    Das finden die Kinder sichtlich spannend. Die meisten sitzen eher auf der Stuhlkante, stellen viele Nachfragen, haben Augen und Ohren weit auf. Das ist offensichtlich immer so, meint Barbara Herrmann vom Kulturforum Steinfurt. Schon seit drei Jahren organisiert sie die Kinderuni und es ist jedes Mal proppenvoll, egal bei welchem Thema. "Wir hatten mal was zu dem Thema Jura, Statik, jetzt im September gibt’s was zur Verdauung, also aus dem medizinischen Bereich und auch schon mal was aus dem Bereich der Archäologie."
    Was heute nach einer Stunde klar wird: Die Musterbildung bei Tieren ist hohe Mathematik, und hat was mit der Abstammung zu tun. "Genetisch wird das irgendwie immer weiter erweitert. Das kommt immer drauf an, welche Muster die Eltern haben."
    Außerdem muss der Körper zwei bestimmte Farbgebungssubstanzen aufweisen. Und es kommt kurz gesagt auf Raum und Zeit an. Beispiel Zebra: Wenn das noch ein Embryo ist, und der Farbgebungsprozess geht los, dann ist es von der Form her zu diesem Zeitpunkt eher länglich als rund. Deshalb bilden sich auch keine Punkte - wie etwa bei der runden Pfanne - sondern Streifen. Ganz schön kompliziert. Trotzdem, Kinder und Eltern sind begeistert.
    "Richtig gut: ich fand diese Ziege cool, eine Hälfte schwarz die andere weiß." "Das mit dem Nasenbären, das sah so aus, als ob der einen Bikini anhatte, als wenn der eine Jacke anhatte, das ist einfach nett aufbereitet, didaktisch einfach gemacht, sodass die auch wirklich Spaß und Freude dran haben."
    Es ist eben eine richtige Vorlesung in einem richtigen Hörsaal in einer richtigen Fachhochschule. Das muss dann ja anders sein als Schule. "Dass wir hier Experimente machen. In der Schule zeigen wir sowas nicht. Hier sind auch bequemere Sitze und hier ist auch mehr Platz."