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Kita-Gipfel
Länderübergreifende Qualitätsstandards für Kitas?

Caritas, Arbeiterwohlfahrt und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft haben vor dem Kita-Gipfel von Bund und Ländern ein Bundesqualitätsgesetz gefordert. Ihrer Ansicht nach unterscheiden sich die Bedingungen für die frühkindliche Betreuung in den einzelnen Bundesländern zu stark. Personalschlüssel sollten vereinheitlicht werden und die Erzieherinnen mehr Zeit für Vor- und Nachbereitung bekommen.

Von Anja Nehls | 29.10.2014
    Kinderspielzeug hängt an einem Rahmen. Im Hintergrund spielt eine Erzieherin mit zwei kleinen Kindern
    Hier so, dort so: Kita-Träger fordern einheitliche Standards. (dpa / Julian Stratenschulte)
    Wer als dreijähriger Steppke in eine Kita in Baden-Württemberg geht, hat Glück gehabt - zumindest auf den ersten Blick. Während sich dort durchschnittlich zehn Kinder eine Erzieherin teilen, sind es in Mecklenburg-Vorpommern fast doppelt so viele. Dafür werden in Baden Württemberg insgesamt weniger Kinder betreut und die Öffnungszeiten der Einrichtungen sind in der Regel erheblich kürzer, als in den neuen Bundesländern.
    "Da kann man schon sagen, dass Deutschland, was die Rahmenbedingungen angeht, in den einzelnen Bundesländern einem Flickenteppich gleicht und wir sind der Meinung, das muss irgendwo bundeseinheitlich geregelt werden, damit wirklich alle Kinder unabhängig von ihrer regionalen Zugehörigkeit gleiche Chancen auf Bildung und Betreuung haben", sagt Frank Jansen, der Geschäftsführer des Verbandes katholischer Kindertageseinrichtungen.
    Mehr Zeit, mehr Personal
    Zusammen mit der Caritas, der Arbeiterwohlfahrt, und der GEW fordert er deshalb ein Bundesqualitätsgesetz für Kitas. Darin soll unter anderem der Personalschlüssel unter Berücksichtigung von Urlaubs, Krankheits- und Fortbildungszeiten vereinheitlicht werden und den Erzieherinnen Zeit für Vor- und Nachbereitung eingeräumt werden.
    Christiane Weißhoff hat als Erzieherin in einigen Berliner Kitas gearbeitet und war auch stellvertretende Leiterin. Unter dem Dilemma, stets und ständig zu wenig Zeit zu haben, hat sie sehr gelitten:
    "Oder auch gerade durch die Bildungspläne und Programme, die aufgelegt worden sind wir auch als Aufgabe haben, die Kinder zu beobachten zu dokumentieren, vielmehr mit den Eltern über die Entwicklung der Kinder zu sprechen, das ist überhaupt nicht zu schaffen, wir haben kaum Zeit. Gerade bei der Vor- und Nachbereitungszeit da wird immer als Erstes gekürzt und man muss immer gucken, dass die Kinder über den Tag gut betreut werden, das steht immer an erster Stelle."
    Dass die Leiter der Kitas für ihre Aufgaben von der unmittelbaren Kinderbetreuung freigestellt werden, ist deshalb auch ein Punkt, der in das geforderte Gesetz Eingang finden sollte, meinen die Initiatoren. Für Georg Cremer, Caritas-Generalsekretär, ist das schon deshalb wichtig, weil die Anforderungen an die Einrichtung in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind:
    "Kindertagesstätten entwickeln sich zum Beispiel zu Familienzentren weiter, sie müssen stärker sozialräumlich arbeiten, heute verbringen Kinder weit mehr Zeit in Kindertagesstätten als das noch vor ein oder zwei Dekaden der Fall war und die Anforderungen an eine inklusive pädagogische Arbeit sind einfach größer geworden."
    Frühe Weichenstellung
    Eine Kindertagesstätte ist heute weit mehr als eine Möglichkeit zur Verwahrung mit Aufsicht. Sie ist eine anerkannte Stätte für frühkindliche Bildung. Kinder, die möglichst früh, eine gute Kindertagesstätte besuchen, sind später besser in der Schule und sozial und emotional stabiler als andere, meinen die Fachverbände. Gut 50.000 Kitas gibt es in Deutschland, ca. die Hälfte davon unter kommunaler Trägerschaft., die anderen von katholischer oder evangelischer Kirche, AWO oder DRK.