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Kita-Streik
Eltern im Stress

Bisher ist kein Ende im Tarifkonflikt der Erzieher in Sicht. Sie fordern eine bessere Entlohnung aufgrund höherer beruflicher Belastungen. Ab morgen wollen sie erneut streiken. Zwei Wochen sollen Kitas bundesweit geschlossen oder nur mit Notgruppen betrieben werden. Für die Eltern bedeutet das: Viel Stress und viel zusätzliche Organisation.

Von Nicole Albers |
    Spielplatz in einer Kita
    "Es ist einfach so, dass die Individualität des Kindes so in den Vordergrund gerückt ist." Erzieher fordern bessere Bezahlung. (Sabine Demmer/Deutschlandradio)
    "Ich schick die wahrscheinlich zu meiner Mutter. Es ist natürlich schwierig zu regeln, die wohnt im Sauerland." - "Ich bin Gott sei Dank noch in Elternzeit und kann das noch ganz gut regeln, sonst hätte ich ein großes Problem." - "Der erste Gedanke? Viel Orga-Kram, der auf einen zukommt, die erste Woche ist ja eh kurz, dadurch dass Freitag ja eh ein Brückentag ist und die Kita geschlossen ist, das geht dann noch, jetzt die Info, dass die zweite Woche mit ziemlicher Sicherheit auch betroffen ist, das verdränge ich gerade noch."
    Egal, mit wem man spricht, eines wird deutlich: Der Streik sorgt bei den berufstätigen Eltern für Stress. Wohin mit dem Kind, wenn die Kita dicht ist? Auch Anja Kupitz hat nur eine grobe Ahnung, wie es funktionieren könnte.
    "Wir haben untereinander n jeweiligen Tausch an Tagen ausgemacht, der eine macht da Urlaub, der andere da und für den dritten Tag zumindest Notgruppen eingerichtet und für die zweite Woche werde ich versuchen, meine Eltern aus Berlin einfliegen zu lassen."
    Koordination ist gefragt
    Gerade beim Thema Notgruppe redet sie sich in Rage. Dass es in ihrer Kita eine geben wird, steht ziemlich fest, doch klar ist: Nur sehr wenige werden die nutzen können.
    "Wir müssen jetzt koordinieren unter den Eltern, wer an welchen Tagen wirklich gar keine Betreuung findet, damit es halt nicht eine ungerechte Verteilung gibt, aber für die gesamte Kita mit fünf Gruppen eigentlich, werden 20 maximal aufgenommen. Und das ist bei einer Streikwelle, die vielleicht zwei Wochen dauert, ein Witz."
    Besonders schwierig wird es für Eltern mit kleineren Kindern, denn die, so erzählt sie, kann man nicht einfach so in andere Hände geben.
    "Die brauchen den gewohnten Rhythmus und die gewohnte Umgebung, bei meinem Sohn ist es so, er ist drei Jahre, und selbst, wenn ich das Angebot einer anderen Mutter hätte, deren Umgebung er aber nicht kennt, er würde dort nicht bleiben und insofern ist es auf dem Rücken der Kinder ausgetragen, und es nützt nichts, ich muss ne andere Lösung finden."
    Eines macht sie besonders sauer: So hatten sich Mütter bereit erklärt, die Notgruppen zu unterstützen. So hätten mehr Kinder aufgenommen werden können. Das aber wurde seitens der Stadt abgelehnt.
    "Wir bekommen bisher noch keine Auskunft darüber, ob es eine Haftungsfrage ist, die aus meiner Sicht mit Unterschriften unter entsprechenden Formularen abgeebbt werden könnte. Ich würde versuchen, da gleich anzurufen und wir alle werden da anrufen, mal gucken, was passiert."
    Es muss etwas passieren
    Erzieherin Ulrike hat Verständnis für die Eltern, ihr ist klar, dass der Streik gehörig Unruhe in den Alltag bringt, dennoch: Es muss was passieren, denn die Anforderungen an ihren Job seien deutlich gestiegen.
    "Es ist einfach so, dass die Individualität des Kindes so in den Vordergrund gerückt ist, die Förderung der Kinder ist sehr individuell, die Sprache, die Feinmotorik, die sozialen Kompetenzen sollen gefördert werden und der Rahmen ist einfach wesentlich größer, die Gesundheitsvorsorge. Vielmehr muss einfach berücksichtigt werden."
    Sie weiß, wovon sie redet, arbeitet sie doch bereits seit 40 Jahren als Erzieherin – und das mit Leib und Seele. Trotzdem sei es keineswegs so, dass die sogenannten alten Hasen ihren Job gelassener ausüben können.
    "Es ist auch so, dass immer weniger Erzieher ab 50 zum Beispiel diesen Beruf auch ausüben können, von der Anstrengung her, von der psychischen und körperlichen Belastung her, eindeutig. Ich spüre das so, dass ich Freitags platt bin."
    Verständnis trotz zusätzlicher Belastung
    Das wissen auch die Eltern – insofern unterstützen die meisten das Anliegen der Erzieher. So wie Silvia Jedrusiak. Sie ist selbstständig und hat gleich zwei Kinder in der Kita. Angehörige sind nicht in der Nähe und so wird sie versuchen, die Babysitterin so oft wie möglich zu engagieren. Das wird teuer, zumal ihr wahrscheinlich trotzdem noch einige Aufträge flöten gehen. Und trotzdem: Aus ihrer Sicht ist der Streik völlig richtig.
    "Ich finde es wichtig, dass gestreikt wird, unbedingt. Das ist unser höchstes Gut die Kinder, und wir wollen auch, dass das in gute Hände geht und gut betreut ist und es soll einfach angemessen bezahlt werden. So meine Kinder drängen, ich muss jetzt auch zur Arbeit."