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Klare Absage an die Tea Party

In New Jersey gewinnt der pragmatische Republikaner Chris Christie, in Virginia gewinnt ein enger Freund der Clintons. Beide bemühten sich zuletzt um überparteiliche Zusammenarbeit – und gingen damit auf Distanz zur rechten Tea Party.

Von Marcus Pindur | 06.11.2013
    Es ist ein Sieg des pragmatischen Flügels der republikanischen Partei. Chris Christie hat in einem traditionell demokratischen Bundesstaat, in New Jersey, seine demokratische Gegenkandidatin mit 22 Prozentpunkten hinter sich gelassen. Der Gouverneur mit einer Reputation für Offenheit bis hin zur Rüpelhaftigkeit hat in den vergangenen vier Jahren erfolgreich mit einer demokratischen Mehrheit im Parlament von New Jersey regiert.

    Die Bereitschaft zur Kooperation auch mit politischen Gegnern ist den Vertretern der reinen Lehre aus den Reihen der Tea Party ein Gräuel. Sie konnten es ihm nicht verzeihen, dass er nach dem Hurrikane Sandy Präsident Obama mit offenen Armen in seinem Bundesstaat empfangen und sich für die schnelle Katastrophenhilfe aus Washington bedankt hatte. Er legte sich mit dem prominenten Tea Party-Senator Ted Cruz an. Dessen Strategie, die in den government shutdown führte, sei ein monumentaler Fehler gewesen, so Christie.

    Er wolle weiter parteiübergreifend regieren, erklärte der 51-Jährige in seiner Siegesrede, und die Politik in Washington könne sich daran ein Beispiel nehmen.

    "Amerika ist entmutigt und zornig über die politische Blockade in Washington. Und heute Abend schauen die Amerikaner nach New Jersey und reiben sich verwundert die Augen, und fragen sich: Ist das wirklich wahr, was ich da sehe?"

    Die Wähler in New Jersey sehen in ihrem Gouverneur auch einen potenziellen Präsidentschaftskandidaten. Christie selbst macht aus seinen Ambitionen kein Geheimnis.

    "Ich habe mich nicht zur Wiederwahl gestellt, um kleinere Sachen zu erledigen. Ich wollte den Job zuende bringen, und ich werde das auch tun."

    Christie hat geschafft, woran der Republikaner Mitt Romney vor einem Jahr deutlich gescheitert ist. Er hat eine Wählerkoalition erreicht, die ethnisch divers und deutlich jünger ist. Obwohl Christie gegen Abtreibung ist, hat er über die Hälfte der Stimmen der Frauen bekommen, er hat deutlich bei Latinos, Schwarzen Wählern und jungen Leuten zugelegt.

    Genau das gelang dem Republikaner Ken Cucchinelli in Virginia nicht. Der Tea Party Kandidat verlor gegen den Demokraten Terry McAuliffe mit 45 zu 48 Prozent der Stimmen. McAuliffe hatte seinen republikanischen Konkurrenten in einer teuren Medienkampagne erfolgreich als Radikalkonservativen gebrandmarkt. McAuliffe reklamierte die politische Mitte für sich.

    "Diese Wahl war nicht eine zwischen Demokraten und Republikanern. Es ging darum ob Virginia den Geist überparteilicher Kooperation beibehalten würde, der uns im letzten Jahrzehnt so gut getan hat. Das wird umso deutlicher im Vergleich zur politischen Blockade in Washington."

    In beiden Wahlen haben sich also Kandidaten durchgesetzt, die eine Botschaft überparteilicher Zusammenarbeit betonen, was als klare Absage an die Tea Party verstanden werden kann – zumindest in New Jersey und Virginia.

    Die Erleichterung im Weißen Haus dürfte sich in Grenzen halten. Obamas Zustimmungswert ist auf 39 Prozent gesunken, der holprige Start der Gesundheitsreform hätte um ein Haar den Wahlsieg in Virginia gekostet.

    Terry McAuliffe ist ein enger Freund der Clintons, die enorme Mengen von Geld für seinen Wahlkampf gesammelt hatten. Sollte Hillary Clinton bei den nächsten Präsidentschaftswahlen antreten, so hat sie einen guten Freund in einem wichtigen Swing State.