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Klaviermusik
Das Pianos Trio mit raffinierten Arrangements

Das rote "S" im Namen des italienischen Pianos Trio kommt nicht von ungefähr: Denn bei einem Konzert stehen für Alessandro Stella, Giorgia Tomassi und Carlo Maria Griguoli gleich drei Flügel auf dem Podium. Nun ist eine CD mit Live-Aufnahmen des Trios vom Lugano Festival erschienen.

Von Klaus Gehrke | 13.07.2014
    Hände spielen auf einem Klavier.
    Das Pianos Trio sind Giorgia Tomassi, Alessandro Stella und Carlo Maria Griguoli (picture-alliance / dpa / Martin Schutt)
    Dmitri Schostakowitsch hätte sicherlich seine Freude an der Bearbeitung der "Spritztour" durch Moskau" aus seiner Operette "Moskau Tscherjomuschki" op. 105 gehabt: Das Original für Orchester ist schon ziemlich rasant; doch hier scheinen die Pianisten das Gaspedal noch ein bisschen mehr herunterzudrücken.
    Solisten und Trio
    Atemberaubend virtuos sowie interpretatorisch tiefgründig und lebhaft: So präsentiert sich das Pianos Trio in seinen Konzerten – wobei die Mitglieder nach wie vor auch ihre eigenen Wege gehen. Alle drei studierten zunächst in ihrem Heimatland Italien, nahmen an Meisterkursen unter anderem bei Maria Joao Pires, Maurizio Pollini oder Alexis Weissenberg teil und waren Preisträger zahlreicher internationaler Klavierwettbewerbe. Darüber hinaus geben sie regelmäßig Solokonzerte in Europa, Amerika und Asien, arbeiten mit renommierten Dirigenten und Orchestern zusammen und wirken bei Schallplatten- und Rundfunkproduktionen mit.
    Als Trio fanden Giorgia Tomassi, Alessandro Stella und Carlo Maria Griguoli erst vor vier Jahren zusammen; im Juni 2010 debütierten sie beim Klavierprojekt der Pianistin Martha Argerich im Rahmen des Lugano Festivals – unter anderem mit einer Bearbeitung von Igor Strawinskys "Feuervogel"-Ballettsuite für drei Klaviere.
    Raffinierte Arrangements
    Nicht nur die außerordentliche Technik und Musikalität der Mitglieder begeisterte Publikum und Kritiker beim Debüt des Pianos Trios, sondern auch die höchst raffinierten und klangvollen Arrangements von großen Orchesterstücken für drei Klaviere; diese stammen alle von Carlo Maria Griguoli. Dazu gehören auch Bearbeitungen von vier Stücken aus Jacques Offenbachs Operette "Gaité parisienne" mit dem berühmten "Cancan" und Claude Debussys sinfonischen Skizzen "La Mer"; gerade in der Fassung für drei Klaviere scheint man die Wassertropfen der Brandung und den Wind im Spiel mit den Wellen geradezu körperlich zu spüren.
    Abtauchen in die Erdgeschichte
    Neben den Bearbeitungen findet sich auf der jetzt erschienenen CD auch eine Originalkomposition, die dem Pianos Trio gewidmet ist: Im vergangenen Jahr schrieb der renommierte italienische Komponist Carlo Boccadoro als Auftragswerk für das Martha Argerich Projekt das Stück "Vaalbara". Der Titel bezieht sich auf einen möglichen gleichnamigen Urkontinent, der erdgeschichtlich vor rund zweieinhalb Milliarden Jahren existiert hat. Die Vision von dessen Werden und Vergehen inspirierte Boccadoro zu einem klanggewaltigen Stück, das sowohl Jazz-Elemente aufweist als auch hin und wieder an Strawinskys Tonsprache des "Sacre du printemps" erinnert.
    Klaviergenuss hoch drei
    Ob Offenbach, Schostakowitsch, Strawinsky oder Claude Debussy: Die feinfühlige und klangvolle Bearbeitung derer Orchesterwerke öffnet durchaus neue Sichtweisen auf die Stücke: Strukturen oder thematische Linien werden hervorgehoben oder erscheinen in einem anderen Licht. Dazu trägt aber auch die frische und zupackend agile Interpretation des Pianos Trios bei. Es macht Spaß, den Dreien zuzuhören; und ich würde mir wünschen, dass von deren brillantem Spiel auf den insgesamt 264 Tasten bald noch mehr auf CD erscheint.
    The Pianos Trio
    Live in Lugano
    Label: Warner Classics