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Kleinaktionäre rebellieren gegen den Vorstand der Commerzbank

Bei der Hauptversammlung in Frankfurt wollte sich Commerzbank von ihren Aktionären die geplante Kapitalerhöhung absegnen lassen. Doch die Kleinaktionäre sind wütend auf den Chef des Geldhauses - und forderten die Ablösung von Martin Blessing.

Von Brigitte Scholtes |
    Die Reihen in der Messehalle 1 in Frankfurt sind gefüllt, schon zu Beginn der Hauptversammlung der Commerzbank liegen 37 Wortmeldungen vor, die Redezeit ist von Anfang an begrenzt. Denn die Aktionäre sind sauer auf das Management der Bank:

    "Es muss der Vorstand weg, ganz einfach."

    "Jedenfalls erwarte ich mir einen besseren Vorstand und Aufsichtsrat als der vergangene Blessing. Denn das war ja ein Schuss in den Ofen."

    "Also ich denke, dass ich mich selbst auch einfach aufregen werde, weil das Geld einfach verbraten wird, und der kleine Aktionär bekommt keine Dividenden mehr. Die Großen, die stecken‘s sich immer mehr ein."

    "Die sind ja halb pleite. Also, ob das, noch was wird, mit der Commerzbank weiß ich nicht."

    Der Commerzbankvorstand weiß die Großaktionäre noch hinter sich, deswegen dürften auch die Beschlüsse zur Kapitalherabsetzung und anschließenden Kapitalerhöhung mit der Mehrheit der Stimmen der Großaktionäre durchgewunken werden. Commerzbankchef Martin Blessing versuchte, den Aktionären die Erhöhung des Kapitals um 2,5 Milliarden Euro schmackhaft zu machen:

    "Heute wollen wir beschließen, alle Bestandteile des staatlichen Engagements zurückzuführen, die wir aktiv ablösen können. Wir stärken damit unsere Kapitalausstattung deutlich und erhöhen unsere Ausschüttungsfähigkeit."

    Bis zur Normalisierung aber sei ein langer Weg.

    "Wie bereits angekündigt wird das erste Quartal von Einmalbelastungen durch den geplanten Stellenabbau geprägt sein. Hierfür wurden rund 500 Millionen Euro Restrukturierungsaufwand gebucht. Daher erwarten wir aus heutiger Sicht für die ersten drei Monate ein negatives Ergebnis nach Steuern."

    Blessings Rede wurde mit Pfiffen quittiert, derzeit machen die Aktionäre ihrem Ärger Luft. So etwa Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz:

    "Wir haben die angestrebten Ziele abermals nicht erreicht, Klassenziel verfehlt. Setzen: Sechs."

    "Wir haben ihre Kapitalvernichtung satt, die unter stiller Duldung des Staates stattfindet", meinte Aktionärsvertreter Karl-Walter Freitag. Er ruft am Ende seiner Rede Blessing und Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller zu: "Wann wird diese Bank endlich von Ihnen befreit?" Und das Publikum ist begeistert.