Donnerstag, 25. April 2024

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Kleinanzeigen von Künstlern
Leben am Limit

In seinem Buch "Tausche Ölbild für gebrauchtes Auto" hat Moritz Frei die Kleinanzeigen deutscher Künstler gesammelt. Die skurril-witzigen Kurztexte geben einen Einblick in ihre Lebenswelt - und lassen erahnen, unter welch schwierigen Verhältnissen viele leben. Im Corso-Gespräch berichtet Moritz Frei über prekäre Arbeitsverhältnisse im Kunstbereich.

Autor Moritz Frei im Gespräch mit Susanne Luerweg | 21.12.2016
    Ein Besucher geht an dem Bild des Künstlers Gerhard Richter, Strip, 2012 in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus am 03.07.2016 in München (Bayern) vorbei.
    Große Gegensätze: Viele Künstler leben in prekären Verhältnissen. Nur wenige erzielen so hohe Preise für ihre Bilder wie Gerhard Richter - hier sein Bild "Strip" in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus (picture alliance / dpa / Felix Hörhager)
    Der Maler Gerhard Richter wird gerne genannt, wenn es um den überhitzten Kunstmarkt geht. Denn Richter ist der lebende Maler, dessen Bilder derzeit die höchsten Preise auf Auktionen erzielen.
    Kunst ist längst zum Prestige- und Anlageobjekt geworden. Da entsteht schnell die irrtümliche Annahme, vielen Künstlern ginge es finanziell blendend. Ganz im Gegenteil: Viele Künstler lebten in prekären Arbeitsverhältnissen und verdienten nur sehr wenig, sagte Moritz Frei im Corso-Gespräch.
    Deutlich wird das, wenn man die Kleinanzeigen liest, die Moritz Frei in seinem Buch "Tausche Ölbild für gebrauchtes Auto, nicht älter als 5 Jahre" veröffentlicht hat. Etwa Folgende:
    "Suche Mäzen, der meine Existenz sichert und so meine künstlerische Entwicklung fördert."
    Was lustig klinge, habe oft einen ernsten Hintergrund, sagte Frei: "Viele Künstler halten sich nur durch Zweitjobs über Wasser."
    Die Idee zu dem Buch entstand 2008 als Frei studierte. Ihm sei schnell klar geworden, dass die Anzeigen sehr viel über das Künstlerdasein und den Kunstmarkt erzählten, als man auf den ersten Blick vermuten würde.

    Das gesamte Gespräch können Sie sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.