Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Kleines Sternbild im Zenit
Die himmlische Leier ganz oben

In diesen kulturell etwas eingeschränkten Zeiten spendet vielleicht das einzige Musikinstrument am Himmel etwas Trost. Es leuchtet mit viel Musik und Drama gegen Mitternacht im Zenit.

Von Dirk Lorenzen | 02.08.2020
Das Sternbild Leier mit der markanten Wega seht jetzt abends fast im Zenit
Das Sternbild Leier mit der markanten Wega seht jetzt abends fast im Zenit (Stellarium) (Stellarium)
Besonders markant ist die blau-weiße Wega, einer der hellsten Sterne am Firmament. Direkt neben Wega zeigt sich ein kleines Parallelogramm aus vier schwachen Sternen.
Der Sage nach hat der Götterbote Hermes die Leier erfunden, indem er sieben Saiten über einen Schildkrötenpanzer spannte. Er schenkte sie Apollon, dem Gott der Musik, der sie an den berühmten Sänger Orpheus weitergab.
Der stimmte nach dem Tod seiner Frau mit wundervollem Gesang und Leier-Spiel Hades um. Orpheus durfte mit seiner Frau die Unterwelt verlassen, unter der Bedingung, sich beim Gang nach oben nicht umzudrehen.
Als er keine Schritte hinter sich hörte, drehte er sich doch um – und Eurydike musste zurückbleiben. Nach Orpheus' Tod kam die Leier an den Himmel.
Auch die Perser sahen in diesem Sternmuster eine Leier. Für andere war es eine Harfe. Den Arabern leuchtete dort mal ein Maultier, mal eine Gans. In manchen Regionen galt diese Figur als Al Nasr al Waki, als herabstürzender Steinadler.
Auf diesen Begriff geht der Name Wega zurück. Historische Sternkarten zeigen die Leier stets in den Fängen eines Greifvogels.
Auch indische Quellen sprechen oft von einem Adler. Laut den australischen Ureinwohnern pickt dort ein Huhn. Und für die Chinesen ist Wega eine Weberin.
Harfe, Maultier, Gans und all die anderen leuchten jetzt die ganze Nacht am Himmel – als Wega in der Leier.