Messbohrungen gehören zur Routine für Geologen, um aus den Ablagerungen in verschiedenen Erdschichten mehr über das Klima lange vergangener Zeiten zu erfahren. Doch mitunter könnten sie sich den Aufwand ersparen, denn das erledigten vorher bereits andere Kollegen, wenn auch aus anderem Grund. So greift auch Michael Mann von der Universität Virginia bei seinen Recherchen gerne auf Probebohrungen von Erdölfirmen zurück. "In der oberen Erdkruste bestehen gegenläufige Energieströme. So wird vom heißen Erdkern Hitze nach oben abgegeben, während andererseits von der Atmosphäre Wärme in die Oberfläche gelangt. Aus diesem beiden Energieflüssen erhalten wir Angaben über die Veränderung der Temperatur in der Vergangenheit." Statt selbst im Untergrund zu graben, griff Mann kurzerhand auf thermische Messungen zurück, die aus Erdölbohrungen stammen.
Ähnlich wie Biologen aus den Jahresringen von Bäumen oder dem Wachstum von Korallen auf die klimatische Geschichte zurückschließen, lesen Paläoklimatologen wie Mann beispielsweise in Gasanalysen aus grönländischen und antarktischen Eisproben wie in einer Klimachronik. Daneben können die Geologen aber auch auf Temperaturmessungen aus nahezu 500 Erdgas- und Erdölbohrungen zugreifen, die bis in Tiefen von mehreren Hundert Metern reichen. "Diese Messungen sind völlig unabhängig von anderen Klimaarchiven. Dennoch zeigen sie übereinstimmend, dass die Erwärmung am Ende des vergangenen Jahrhunderts ohne Beispiel ist in der jüngeren Klimageschichte", so der US-Geologe. Allerdings räumt Mann ein, dass die Datenreihen aus den unterschiedlichen Klimaarchiven der Erde nicht genau übereinstimmen. Während der vergangenen 500 Jahre sei die globale Lufttemperatur in Oberflächennähe, so belegen Analysen von Baumringen und Eisbohrkernen, um gerade ein halbes Grad Celsius gestiegen. Dagegen lesen Geologen aus den Temperaturdaten der Bohrlöcher eine Erwärmung von einem ganzen Grad Celsius.
Michael Mann versucht derzeit, diesen Widerspruch aufzulösen. Erstes Ergebnis seiner Studie: Die Bohrlochthermometer liefern demnach im Winter zu hohe Fieber-Werte aus der Erdkruste, weil Schnee auf der Oberfläche wie eine Wärmedämmung wirkt: "Die meisten der Bohrungen liegen im Zentrum der Kontinente, in Nordamerika und in Zentraleuropa. Diese Regionen geraten im Winter unter den Einfluss kalter arktischer Luftmassen. Gleichzeitig fällt dort oft viel Schnee, der mitunter verhindert, dass die atmosphärische Kälte in den Erdboden eindringt." Somit werde das Klimagedächtnis der Erdkruste ständig mit Hitze aus den Sommern gefüttert, während die Winterkälte kaum gespeichert wird. Dadurch, so meint Mann, laufe die obere Erdkruste quasi heiß und weise einen höheren Temperaturzuwachs als die anderen Klimaarchive aus. Werde dieser jahreszeitliche Einfluss stärker berücksichtigt, dann könnten die Bohrloch-Thermometer wesentlich genauere Angaben liefern, sagt Michael Mann.
[Quelle: Volker Mrasek]
Ähnlich wie Biologen aus den Jahresringen von Bäumen oder dem Wachstum von Korallen auf die klimatische Geschichte zurückschließen, lesen Paläoklimatologen wie Mann beispielsweise in Gasanalysen aus grönländischen und antarktischen Eisproben wie in einer Klimachronik. Daneben können die Geologen aber auch auf Temperaturmessungen aus nahezu 500 Erdgas- und Erdölbohrungen zugreifen, die bis in Tiefen von mehreren Hundert Metern reichen. "Diese Messungen sind völlig unabhängig von anderen Klimaarchiven. Dennoch zeigen sie übereinstimmend, dass die Erwärmung am Ende des vergangenen Jahrhunderts ohne Beispiel ist in der jüngeren Klimageschichte", so der US-Geologe. Allerdings räumt Mann ein, dass die Datenreihen aus den unterschiedlichen Klimaarchiven der Erde nicht genau übereinstimmen. Während der vergangenen 500 Jahre sei die globale Lufttemperatur in Oberflächennähe, so belegen Analysen von Baumringen und Eisbohrkernen, um gerade ein halbes Grad Celsius gestiegen. Dagegen lesen Geologen aus den Temperaturdaten der Bohrlöcher eine Erwärmung von einem ganzen Grad Celsius.
Michael Mann versucht derzeit, diesen Widerspruch aufzulösen. Erstes Ergebnis seiner Studie: Die Bohrlochthermometer liefern demnach im Winter zu hohe Fieber-Werte aus der Erdkruste, weil Schnee auf der Oberfläche wie eine Wärmedämmung wirkt: "Die meisten der Bohrungen liegen im Zentrum der Kontinente, in Nordamerika und in Zentraleuropa. Diese Regionen geraten im Winter unter den Einfluss kalter arktischer Luftmassen. Gleichzeitig fällt dort oft viel Schnee, der mitunter verhindert, dass die atmosphärische Kälte in den Erdboden eindringt." Somit werde das Klimagedächtnis der Erdkruste ständig mit Hitze aus den Sommern gefüttert, während die Winterkälte kaum gespeichert wird. Dadurch, so meint Mann, laufe die obere Erdkruste quasi heiß und weise einen höheren Temperaturzuwachs als die anderen Klimaarchive aus. Werde dieser jahreszeitliche Einfluss stärker berücksichtigt, dann könnten die Bohrloch-Thermometer wesentlich genauere Angaben liefern, sagt Michael Mann.
[Quelle: Volker Mrasek]