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Klimabedingtes Aussterben

Paläontologie.- Während in Afrika und Indien noch heute Elefanten leben, haben diese großen Säugetiere in Europa die Jahrtausende nicht überlebt. Ob und welchen Zusammenhang es zwischen klimatischen Veränderungen und dem Aussterben von besonders großen Säugetieren gibt, haben Forscher aus Dänemark simuliert.

Von Michael Stang | 01.11.2010
    Vor 50.000 Jahren tummelten sich weltweit große Säugetiere, die man heute nur noch als Fossilien im Museum betrachten kann: Säbelzahntiger, Mammuts, Riesenfaultiere oder Wollnashörner. Warum diese Tiere ausstarben, wollten Katharine Marske und ihre Kollegen vom Institut für Ökologie und Evolution der Universität Kopenhagen herausfinden.

    "Unsere Hypothese war einfach: dort, wo bestimmte Tiere plötzlich ausstarben, muss es erhebliche Klimaveränderungen gegeben haben, die sich über das ganze Land ausgebreitet haben."

    Ziel war, einen möglichen Zusammenhang zwischen erheblichen Klimaveränderungen und dem Rückgang bestimmter Tierarten zu finden. Dazu erstellten die Forscher eine Datenbank, in die sie Aufzeichnungen und Studienergebnisse von Geografen, Geologen und Paläontologen packten.

    "Bei den Simulationen haben wir uns die Zeit vor 42.000 und 21.000 Jahren angeschaut, ebenso die Situation heute. Dazu haben wir Klimadaten mit dem geografischen Vorkommen einzelner Tiere anhand von Fossilien verglichen."

    Vor 42.000 Jahren gab es so etwas wie eine Hochzeit der Säugetiere. Bis heute haben nie mehr so viele Säuger wie damals die Erde bevölkert. Damit galt für die Forscher aus Kopenhagen diese Zeit als Ausgangswert für die Berechnungen.

    "Wir haben nach klimatischen Veränderungen in der Vergangenheit gesucht und geschaut, welche Tierarten auf den jeweiligen Kontinenten wann ausgestorben sind. Dabei wurde schnell klar, dass es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden vieler Tiere und starken Temperaturveränderungen gab, die sich über einen ganzen Kontinent erstreckten."
    Vor allem die vergleichsweise hohen Temperaturen nach dem Ende der letzten Eiszeit führten zum Aussterben der großen Säugetiere, vor allem in Eurasien. Ursprünglich waren Katharine Marske und ihre Kollegen davon ausgegangen, dass die kälteliebenden Großsäuger diese Gegenden verließen und in kühlere Regionen flüchteten. Doch das war nicht der Fall. Vermutlich haben einige kleine Populationen, etwa von Mammuts, noch eine Weile überlebt. Jedoch waren sie schon so stark dezimiert, dass es letztendlich nur eine Frage der Zeit war, bis es zum endgültigen Aussterben der Spezies kam. Grund für das Massensterben der großen Säugetiere waren den Simulationen zufolge allein klimatische Veränderungen, auf die die Tierwelt vor allem auf der nördlichen Halbkugel nicht mehr entsprechend reagieren konnte.

    "Interessanterweise starben in Afrika die meisten Tierarten aus, obwohl der Klimawandel dort nicht so stark war, dennoch war sein Einfluss scheinbar groß genug. Erstaunlicherweise haben jedoch einige große Tiere wie Elefanten überlebt. Die nördlichen Kontinente wie Nordamerika und Eurasien hingegen passen sehr gut in unser Modell."

    Da überwiegend nur große Tierarten ausstarben, können unsere Vorfahren Katherine Marske zufolge auch nicht Schuld an deren Verschwinden sein. Es wäre viel einfacher gewesen, kleinere Tiere zu fangen. Da diese aber nicht ausgestorben sind, ist für die Biologin die These vom Tisch, dass ausschließlich Jäger für den Tod von Mammut und Co verantwortlich sind. Sie haben höchstens für eine früheres Ableben der Eiszeitriesen gesorgt.