Samstag, 27. April 2024

Archiv


Klimakiller Banken?

Die Umweltschutzorganisation Urgewalt hat die Gesamtinvestitionen deutscher Banken in die Kohleindustrie zwischen 2005 und 2011 zusammengerechnet. Den Banken wird aufgrund ihres erhöhten Investitionsvolumens in die klimaschädliche Energiegewinnung vorgeworfen, mit ihrem Geld den Klimawandel weiter anzutreiben.

Von Verena Kemna | 01.11.2012
    Es geht um Gelder in Milliardenhöhe, die deutsche Banken ihren Kunden in den Jahren zwischen 2005 und 2011 für Kohlebergbau- und Kohlekraftwerke zur Verfügung gestellt haben. An erster Stelle steht die Deutsche Bank, die laut Urgewalt insgesamt elfeinhalb Milliarden Euro investiert haben soll. Regine Richter von der Umweltorganisation Urgewalt ist Mitautorin der Studie.

    "Also es gibt die Banken, die sagen, ja, eine Investition in ein Kohlekraftwerk kann tatsächlich ein Reputationsrisiko sein, kann ein Problem sein für unsere Bank, und es gibt Banken, die sagen, nee, wieso soll das jetzt ein Reputationsrisiko sein. Das ist eben auch die Idee dieser Verbraucherbroschüre, da noch mal Öffentlichkeit zu machen, um zu zeigen, ja, das kann ein Problem sein, und das ist etwas, wo Verbraucher auch drauf gucken, und deshalb ist es etwas, wo ihr als Umweltabteilung einer Bank auch rein gucken solltet."

    Die Deutsche Bank verweist auf eigenes Engagement bei der Energiewende im Sinne einer ausgewogenen Energieversorgung. So sei die Deutsche Bank einer der Top Finanzierer für Erneuerbaren Energien. Ein Sprecher verweist auf das internationale Kooperationsprojekt Desertec. Das Projekt gilt weltweit als einzigartig. Ziel ist es, das Energiepotenzial von Wüsten durch Solar- und Windkraftanlagen effektiv zu nutzen, um den Energiebedarf in Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten langfristig zu decken.

    Regine Richter dagegen stellt das Engagement der Deutschen Bank bei der Bekämpfung des Klimawandels infrage. Auch die Landesbanken und andere Bankhäuser würden durch Unterstützung der Kohleindustrie den Klimawandel vorantreiben. So soll die Commerzbank laut Studie vier Milliarden Euro in die Kohleindustrie investiert haben. Dort verweist ein Sprecher auf den Stellenwert von Kohlekraftwerken als Übergangstechnologie, die noch nicht komplett durch erneuerbare Energien ersetzt werden könne. Die Commerzbank würde ihre unternehmerische Verantwortung beim Thema Klimaschutz ernst nehmen, heißt es weiter. Für Regine Richter nichts Neues.

    "Jede Bank sagt, dass sie das ganz wichtig und bedeutsam findet, aber das ist eben nicht so, dass wir sehen, dass sich das in den Investitionen widerspiegeln würde. Also, dass sie sagen, ok, Klimawandel ist ein großes Problem, und deshalb gucken wir, was sind besonders klimarelevante Investitionen, und da gehen wir entweder raus oder wir setzen uns da ein Reduktionsziel, und das findet nicht statt, und das ist eben das, was wir auch Banken vorwerfen."

    Kohlebergbau hinterlässt zerstörte Natur. So berichtet der amerikanische Fotograf Paul Corbit Brown, wie in seiner Heimat, den amerikanischen Appalachen, Bergspitzen weggesprengt werden, um Kohle zu gewinnen. Die Folgen für die Natur seien fatal. Etwa fünfhundert Bergspitzen seien bereits verschwunden, ehemals saubere Gewässer seien kontaminiert. Die Bewohner seien einem erhöhten Krebsrisiko ausgesetzt, erklärt Brown.

    "Es ist kriminell, dass Banken oder die Kohleindustrie von Tod und Krankheit profitieren, und das ist es, was hier passiert. Über Entwicklung zu sprechen, ist ok, aber Kohlebergbau bedeutet nicht Entwicklung, sondern Zerstörung."

    Die Umweltorganisation Urgewalt macht auch das Unternehmen Coal India, einen der weltweit größten Kohleproduzenten für Naturzerstörung verantwortlich. Die Deutsche Bank habe den Börsengang des Unternehmens betreut und sei mit verantwortlich dafür, dass Millionen Hektar Wald zerstört würden. Die Broschüre verweist Bankkunden auf Alternativen. So seien Investitionen in Kohle etwa für die EthikBank oder die Umweltbank ein klares Tabu.