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Klimakonferenz in Lima
Überraschender Optimismus zu Beginn des Gipfels

Zu Beginn der Klimakonferenz in Lima herrscht bei vielen Teilnehmern Optimismus: Ein weltweit geltender Vertrag über den Klimaschutz scheint greifbar. Umweltschützer allerdings befürchten, das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, könne dabei verfehlt werden.

Von Georg Ehring | 02.12.2014
    Generalsekretärin des UN-Klimaschutzsekretariats (UNFCCC) Christiana Figueres (l.) und Perus Umweltminister Manuel Pulgar Vidal (r.)
    Die Welt müsste es schaffen, bis Ende des Jahrhunderts klimaneutral zu werden, fordert Christiana Figueres, die Chefin des UN-Klimasekretariats, zu Beginn der Klimakonferenz in Lima. (picture-alliance / dpa / Paolo Aguilar)
    Langjährige Beobachter der Klimapolitik reiben sich verwundert die Augen: Optimismus dominiert zu Beginn des Klimagipfels von Lima. Europa, China und die USA haben sich Ziele gesetzt und plötzlich sieht ein globaler Klimavertrag nicht mehr wie eine Utopie aus.
    Christiana Figueres, die Chefin des UNO-Klimasekretariats, setzt darauf, dass die Welt den Weg beschreitet, den die Wissenschaft für den einzig möglichen hält, um den Klimawandel zu begrenzen:
    "Und das heißt: Wir müssen in den nächsten Jahren den Höhepunkt der weltweiten Emissionen erreichen, um dann einen Wendepunkt bei den Emissionen zu erreichen. Dem dauernden Anstieg der Emissionen muss ihr dauerhafter Rückgang folgen. Und schließlich müssen wir es schaffen, bis zum Ende des Jahrhunderts klimaneutral zu werden."
    Umweltschützer fordern höhere Klimaziele
    Ein weltweit geltender Vertrag über den Klimaschutz scheint plötzlich in greifbarer Nähe zu sein. Der Klimagipfel in Lima soll die Vorarbeiten dafür liefern – der krönende Abschluss soll nächstes Jahr in Paris stattfinden. Manche Umweltschützer bezweifeln allerdings, dass die Welt sich wirklich auf diesen Weg macht. Zum Beispiel Meena Raman vom Third World Network. Sie glaubt zwar auch, dass es ein Abkommen geben wird – allerdings werde dies den Klimawandel nicht aufhalten:
    "Meine Sorge ist: Wenn Sie auf die Ziele schauen, die sich die entwickelten Länder gesetzt haben, also die Europäische Union und die USA: Ihr Ehrgeiz ist sehr niedrig. Wir befürchten, dass alle entwickelten Länder, die eigentlich die Führung übernehmen sollten, sehr wenig davon zustande bringen. Was kann man dann von den Entwicklungsländern erwarten?"
    Sehr wenig – und deshalb würde das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, verfehlt. Die Staatengemeinschaft scheine so darauf fixiert zu sein, dass die Verhandlungen nicht scheitern, dass sie ein Abkommen ohne ausreichend Substanz in Kauf nehmen könnte.
    UNO-Klimachefin setzt auf späteres Nachbessern
    Meena Raman verweist unter anderem darauf, dass der Gipfel in Lima auch die Aufgabe hat, für mehr Klima-Ehrgeiz in den nächsten Jahren zu sorgen. Doch von höheren Zielen in der unmittelbaren Zukunft sei keine Rede mehr:
    "Wenn es vor dem Jahr 2020 keine Bewegung gibt und sich die Welt danach nur sehr schwache Ziele setzt, obwohl der Weltklimarat viel mehr fordert, dann gibt es eine große Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Wie können wir dann den Planeten bewahren?"
    Viele Unterhändler teilen die Sorge der Dritte-Welt-Aktivistin Raman zumindest teilweise. Die Europäische Union pocht darauf, Klimaziele mit dem Wörtchen "Mindestens" zu versehen – also regelmäßige Nachbesserungsrunden anzusetzen, in denen die Teilnehmer ihre Ambitionen nur nach oben korrigieren können.
    Auf späteres Nachbessern setzt auch UNO-Klimachefin Christiana Figueres. Sie weist allerdings darauf hin, dass internationale Konferenzen die Staatengemeinschaft nicht beliebig in die Pflicht nehmen können:
    "Es gibt eben keine Umweltpolizei, die die Länder zu Dingen zwingt, die sie derzeit noch nicht tun können."