Rentenstreit in der Koalition
Knackpunkt "Haltelinie": Was die Junge Gruppe so stört

Der Streit in der Koalition über das Rentenpaket zieht sich nun schon seit Wochen hin. Aber was genau stört die Junge Gruppe in der Unionsfraktion so sehr an den Plänen, dass sie sich in dieser Frage gegen ihren Parteivorsitzenden Merz wendet? Hier die Details:

    Zwei Hände öffnen einen Briefumschlag, auf dem das Logo und der Schriftzug der deutschen Rentenversicherung zu sehen ist.
    Im Zentrum des Rentenstreits in der Union steht die sogenannte "Haltelinie". (picture alliance / dpa / Matthias Balk)
    Knackpunkt in dem Streit ist die sogenannte "Haltelinie". Sie setzt das Rentenniveau auf 48 Prozent des aktuellen Durchschnittseinkommens in Deutschland fest und gilt nach Abzug der Sozialabgaben, aber vor Steuern. Die Haltelinie wurde 2019 zur Rentenstabilisierung eingeführt. Das Problem: Sie läuft Ende des Jahres aus, wenn das Gesetz nicht mehr bis dahin verabschiedet wird. Das Rentenniveau würde dann von der Lohnentwicklung abgekoppelt.

    Ohne Haltelinie weniger Rente

    Das Bundesarbeitsministerium schätzt, dass das Rentenniveau in der Folge bis 2031 um einen Prozentpunkt sinken würde - das seien für Rentnerinnen und Rentner im Schnitt rund 420 Euro weniger im Jahr. Bis 2040 wären es sogar drei Prozentpunkte weniger - also dann 45 Prozent des Durchschnittseinkommens. Arbeitsministerin Bas will die Haltelinie deshalb bis 2031 verlängern. Das ist auch in der Jungen Gruppe beziehungsweise Jungen Union weitgehend unstrittig.
    Der Gesetzentwurf geht allerdings darüber hinaus und setzt die Rente langfristig höher an: Für 2035 sieht er noch ein Niveau von 46,7 Prozent und für 2040 von 46,0 Prozent vor - damit läge das Niveau jeweils einen Prozentpunkt höher als ohne das neue Gesetz. Und das ist der Jungen Union zu teuer. Sie argumentiert, dass das Rentenpaket dann auf Kosten der jungen Generation gehe.

    Rentenausgaben steigen rapide

    Laut Gesetzentwurf belaufen sich die Rentenausgaben 2025 auf 394,4 Milliarden Euro. Und in den kommenden Jahren steigen sie rapide: Wenn die Haltelinie bis 2031 verlängert wird, dürften die Kosten in dem Jahr bei 518,3 Milliarden Euro liegen, 2040 sogar bei 677,5 Milliarden Euro. Vom Staat kommt im laufenden Jahr ein Zuschuss von 122,5 Milliarden Euro. Damit fließt jetzt schon jeder vierte Euro aus dem Bundeshaushalt in die Rente.
    Die Junge Union rechnet vor, dass die Festschreibung des Rentenniveaus für die 2030er-Jahre noch einmal rund 120 Milliarden Euro zusätzlich koste. Das ifo-Institut geht von rund zehn bis 15 Milliarden Euro jährlichen Zusatzkosten aus - insgesamt 145 Milliarden bis 2040. Das gesamte Rentenpaket zusammen mit der Ausweitung der Mütterrente und der Aktivrente würde laut einer Studie der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft bis 2050 insgesamt 479 Milliarden Euro kosten.

    Weitere Informationen:

    Altersvorsorge in Deutschland - Wie können die Renten finanzierbar bleiben?
    Diese Nachricht wurde am 02.12.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.