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Knappes Gut Wasser

Wasser wird knapp, vor allem wenn wie in England zur Verdunstung auch noch ein marodes Kanalnetz kommt. Auf Grund eines Bewässerungsverbots für Rasen steigen angeblich immer mehr britische Hobbygärtner auf Kunstrasen um. Dies ist in Deutschland wohl nicht nötig, auch wenn es weiterhin so trocken bleibt. Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) zog auf ihrer Jahrespressekonferenz Bilanz.

Von Dieter Nürnberger |
    An einer solchen Frage kommt man derzeit wohl nicht vorbei. Die Nachrichten aus England über einen dortigen Wassermangel und auch mögliche Nutzungseinschränkungen spielten bei der Veranstaltung der Deutschen Wasserwirtschaft eine Rolle - aber keine große. Denn die Antwort ist relativ eindeutig, und sie dürfte Bedenken hinsichtlich der derzeit sehr heißen Situation in Deutschland gerade rücken. Hermann Hahn, der Präsident der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, kann Entwarnung geben:

    "Ich erinnere an den heißen Sommer des Jahres 2003: Auch da hatten wir im Prinzip keine Engpässe der deutschen Wasserwirtschaft. Das gilt für die Entnahme - womit der Garten gewässert wird, oder auch unerlaubterweise noch das Auto gewaschen wird. Wir haben derzeit sogar noch mehr Reserven als 2003. Wir haben im Moment keine Schwierigkeiten, und es darf auch noch etwas weiter sommerlich bleiben. Und wir werden auf jeden Fall die öffentliche Versorgung weiter bedienen können."

    Und die Tatsache, dass eben die Wasserversorgung auch in solchen trockenen Zeiten gesichert sei, spreche für das Leistungsniveau dieser Branche, so ein recht selbstbewusster Verband. Ein paar Zahlen zur Wassernutzung in Deutschland: Rund 99 Prozent der Bevölkerung beziehen ihr Wasser aus dem öffentlichen Netz, nur bei 0,9 Prozent spielen etwa eigene Trinkwasserbrunnen überhaupt noch eine Rolle. Und beim Trinkwasserverbrauch sind die Deutschen zudem recht sparsam - rund 130 Liter pro Person und Tag, da sind die US-Amerikaner mit rund 350 Litern im Schnitt ganz anders.

    Bei der Abwasserwirtschaft kann zudem von einem ähnlich guten Niveau gesprochen werden. Die Leistung der Kläranlagen gilt europaweit als vorbildlich. Die Reinigungsleistung sei hoch und mögliche Schadstoffkonzentrationen weiterhin gering. Die Reinheitsvorgaben auf europäischer wie auch deutscher Ebene würden eingehalten:
    "Wir erreichen, und unterschreiten, diese Zielwerte. Wir leben ja in Deutschland in einer sehr intensiv genutzten Region in Europa. Das Wasser muss mehrfach genutzt werden. Demzufolge sind bei uns die Zielvorgaben, hinsichtlich der Reinigung, auch viel strenger als beispielsweise in England - wo das Wasser dann nach der Nutzung im Atlantik landet. Zielwerte sind die so genannten Nährstoffe, die zur Algenbildung geführt haben - auch hier liegen wir an der Spitze der europäischen Leistungsskala. Und auch bei den prioritären Schadstoffen, beispielsweise Schwermetalle, auch da sind wir mit unseren Leistungen sehr zufrieden und auch an der Spitze."

    Ebenso eine erfreuliche Entwicklung: Die Konzentrationen im Abwasser von Stickstoff - der wird ja weitgehend durch die Landwirtschaft verursacht - ist rückläufig. In den Jahren 2002 bis 2005 zeigte sich bei den großen Kläranlagen eine kontinuierliche Abnahme des Stickstoffabbaus von 74 auf 82 Prozent.

    Deutschland befindet sich also bei der öffentlichen Abwasserentsorgung - gemessen am Stand der Abwasserreinigung, der Zahl der Kläranlagen und dem Grad des Anschlusses an Kanalnetze - auf einem europäischen Spitzenplatz. Und somit - auch klar: Das Ganze kostet Geld. DWA-Präsident Hermann Hahn:

    "Im internationalen Vergleich sind wir mit unseren Kosten sicherlich im oberen Drittel - zweifelsohne. Wir leben in einem wasserwirtschaftlich intensiv genutzten Gebiet. Und wir wollen - und haben auch - eine akzeptable Umgebung. Dafür müssen wir etwas mehr bezahlen, als Länder, die weniger intensiv besiedelt sind, die beispielsweise an den Bergen liegen, am Ursprung eines Wasserflusses sind, und somit auch nicht die Vorbelastungen haben. Wenn wir eine vernünftige Rechnung machen, dann können wir feststellen, dass es in den vergangenen zwei Jahren unter - oder im - Inflationsbereich geblieben ist. Also: konstant."

    Im Grunde stellte heute eine recht stabile Branche ihre Ergebnisse vor. Selbst in sehr trockenen und heißen Zeiten drohe kein Wassermangel.