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Kölner Dopingforscher weisen Gendoping-Substanz nach

Zu vermelden ist ein bemerkenswerter Erfolg für die Dopingforschung. Den Experten der Deutschen Sporthochschule Köln ist jetzt das Nachweisverfahren für das Dopingmittel GW1516 gelungen.

Von Heinz Peter Kreuzer |
    Bei Versuchen mit Mäusen wurde eine erhebliche Steigerung der Ausdauerfähigkeit festgestellt, nachdem sie mit der Gendoping-Substanz GW1516 vollgepumpt worden waren. Ausdauersportlern gibt GW1516 den letzten, entscheidenden Kick, selbst für Bewegungsmuffel bewirkt es wahre Wunder. Professor Mario Thevis vom Kölner Zentrum für Präventive Dopingforschung:

    "GW1516 können sie als Trainingsimitator bezeichnen, denn auch ohne körperliche Aktivität steigern sie die Enzyme, die sie für die Energiebereitstellung benötigen. Sie vermehren die ausdauerleistungsfähige Muskulatur, und wenn sie zudem noch ein anderes Präparat, was sich auf der Dopingliste befindet, nehmen würden, nämlich Aicar, dann steigern sie nicht nur die Menge der Muskelfasern, sondern auch die Kraftwerke, die so genannten Metochondrien in den Muskelfasern und setzen so ihrer Ausdauerleistungsfähigkeit noch einen weiteren Aspekt hinzu."

    Für Aicar gibt es noch kein Nachweisverfahren, GW1516 war bisher nur im Blut zu finden. Es gibt daher Anzeichen, dass die internationale Dopingszene die Präparate einsetzt. Jetzt haben die Kölner Forscher eine Analysemethode entwickelt, die GW1516 im Urin entdeckt. Damit ist die Gefahr für Athleten wesentlich größer geworden, überführt zu werden:

    "Zum einen erhalten wir mehr Urin- als Blutproben, das heißt wir können auf der Basis einer größeren Breite nachweisen und in die Routineanalytik implementieren. Zum anderen musste zunächst geklärt werden, inwiefern GW1516 als solche auch im Urin auftaucht und inwiefern sie abgebaut und verstoffwechselt wird."

    Zur Erinnerung: Im Jahr 2008 waren von etwa 13 000 entnommenen Proben weniger als 2000 Blutproben.

    In der Medizin sind GW1516 und Aicar im Kampf gegen Fettleibigkeit und Typ 2 Diabestes vorgesehen, sie sind aber noch in der klinischen Erprobung. Beide Substanzen stehen seit diesem Jahr auf der Dopingliste und sind von der Welt-Anti-Doping-Agentur als Gendoping-Substanz eingestuft. Darunter versteht man körpereigenes genetisches Material, das manipuliert werden kann. Der Zugang zu den Präparaten sei einfach, sagt Professor Thevis:

    "Beide Substanzen können als Chemikalien erworben werden. Sie benötigen dafür Zertifikate und Ausweise, dass sie an solche Präparate herankommen. Allerdings scheint es nicht sonderlich schwierig zu sein."