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Kohlendioxid
VDA stellt Studie zu Umwelt- und Klimabilanz der Branche vor

Maximal 130 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer dürften Neuwagen in der EU ab 2015 ausstoßen. Die deutsche Autoindustrie liegt nach eigenen Angaben nur noch sechs Gramm darüber. Kein Grund, sich als Klimaheld zu feiern, sagen Umweltexperten.

Von Dieter Nürnberger | 19.02.2014
    Matthias Wissmann, der VDA-Präsident, zeigte sich heute zufrieden. In sieben von zehn Fahrzeugsegmenten stellten deutsche Hersteller inzwischen die effizientesten Modelle her. Die deutsche Wirtschaft unterstreiche damit eine weltweite Spitzenposition. Vor allem beim Motor, bei neuen Antriebsformen und auch beim Verbauen leichterer Materialen habe es Fortschritte gegeben. Die heute vorgestellten Zahlen verdeutlichen, dass 2013 die durchschnittlichen CO2-Emissionen aller neuzugelassenen PKW aus deutscher Produktion um 3,8 Prozent zurückgingen. Matthias Wissmann:
    "Wir sind im Schnitt in Deutschland von etwa 175 Gramm CO2 (2006) in der Flotte der Automobile auf 136 Gramm 2013 heruntergekommen. Das ist ein riesiger Schritt."
    Mit den aktuellen Zahlen liegen deutsche Hersteller und ihre Fahrzeuge nur noch gut ein Gramm CO2/pro Kilometer über den Werten der importierten Fahrzeuge. Für VDA-Chef Wissmann ein Zeichen dafür, dass Vorwürfe der Vergangenheit, die deutschen Hersteller würden ökologische Trends verschlafen, widerlegt seien. Doch auch heute gab es Kritik an der vorgelegten Umweltbilanz des Verbandes. Gerd Lottsiepen vom alternativen Verkehrsclub Deutschland, kurz VCD, erinnert vor allem an ältere Versprechen des VDA.
    "Die Autoindustrie hatte versprochen, dass sie im Jahr 2008 auf 140 Gramm CO2-Ausstoss / Kilometer herunterkommt. Jetzt wird dieser Wert im Jahr 2013 erreicht. Und was macht die Autoindustrie? Sie feiert sich als Klimaheld."
    Der VDA sieht auch beim Thema Elektromobilität Fortschritte in Deutschland. Bis Ende des Jahres würden 16 Modelle deutscher Hersteller in die Autohäuser kommen. Wissmann hofft auf fünfstellige Verkaufszahlen. Derzeit werden nach Branchenschätzungen rund 7.000 Elektroautos pro Jahr verkauft. Das Ziel der Bundesregierung - bis zum Jahr 2020 - rund eine Million solcher Fahrzeuge auf die Straßen zu bringen, sei sehr ehrgeizig.
    Trotz eines steigenden Verkehrsaufkommens in Deutschland sind die CO2-Emissionen aus dem Straßenverkehr in den Jahren 199 bis 2011 um 16 Prozent zurückgegangen. Das entspricht einem verringerten Ausstoß von rund 27 Millionen Tonnen CO2. Kein anderes westeuropäisches Land könne eine solche Bilanz vorweisen, so der VDA.
    Wissmann setzte sich heute wiederholt für stabile Rahmenbedingungen in der EU ein. Er hofft beispielsweise, dass das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz mit den darin verankerten Befreiungen für energieintensive Betriebe erhalten bleiben könne. Diese Ausnahmeregeln würden weniger den Autobauern direkt zugutekommen, seien aber für diverse Zulieferer existenziell.
    Die Energiekosten seien in Deutschland generell zu hoch, sagt Wissmann:
    "Die Automobilindustrie wird schon dadurch belastet, in stärkerem Maße gilt dies aber auch für unsere Grundstoffindustrien - denken Sie an Aluminium, denken Sie an Stahl. Deswegen darf auf keinen Fall der Vorschlag der Europäischen Kommission durchgehen, die energieintensiven Betriebe von den Vergünstigungen auszunehmen. Denn dann würden sie sich am Standort Deutschland nicht mehr behaupten können."