Freitag, 29. März 2024

Archiv

Kometenlander Philae
Ende des Dornröschen-Schlafs

Vor sieben Monaten war es der Sonde Philae gelungen, auf einen Kometen aufzusetzen - als erstes Raumschiff überhaupt. Weil die Landung anders verlief als geplant, konnten Philaes Solarzellen nicht von der Sonne aufgeladen werden. Als die Batterie zuneige ging, verstummte also auch die Sonde. Bis zum Wochenende. Denn jetzt wissen wir: Philae lebt.

Von Guido Meyer | 15.06.2015
    Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
    Die Landesonde Philae auf dem Weg zum Kometen Tschurjumow-Gerasimenko, gesehen von Rosetta aus. (ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA)
    Philae twittert. "Hallo Erde – wie lange habe ich denn geschlafen?", so die Statusmeldung von Europas Kometenlander am Wochenende. Die Antwort: seit dem 15. November 2014.
    "In der Nacht auf Sonntag haben wir zum ersten Mal seit dem Eintritt in die Winterschlafphase wieder Kontakt mit Philae erhalten."
    Stephan Ulamec ist der Chef der Kometenlandemission beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. Die gute Nachricht: Philae ist wach und hat's schön warm.
    "Wenn der Lander aufwacht, dann schickt er diese sogenannten Housekeepingdaten über den Strom, Daten über die Temperatur, "die zeigen, dass der Lander relativ warm ist – Temperaturen bei so 35° Grad -, dass der Solargenerator relativ viel Strom produziert."
    Die Sonne scheint länger auf die Solarpanele als gehofft, nämlich fast drei Stunden am Tag. Daraus macht Philae 24 Watt – fünf mehr als erhofft. Die schlechte Nachricht:
    "Allerdings gibt es offensichtlich ein Problem mit der Radioübertragung. Deshalb war das auch nur ein sehr, sehr kurzer Link. Und wir hoffen jetzt, in den nächsten Tagen, dass wir den Link wieder aufbauen können und mehr über den Zustand des Landers erfahren."
    Nach nur etwas mehr als einer Minute nämlich brach die Datenübertragung schon wieder ab. Gehofft hatte die ESA auf zwei Stunden. So konnte die Sonde erst einmal nur ältere Datensätze senden, die nicht ihren aktuellen Gemütszustand wiedergeben. Und wie geht es Philae heute?
    "Das wissen wir gar nicht, aber wir können davon ausgehen, es geht ihm besser als vor ein paar Tagen, weil er ja näher an der Sonne ist. Dadurch, dass sich ja der Komet mit dem Lander immer mehr der Sonne nähert, wussten wir auch, irgendwann kommt der Punkt, wo die Sonneneinstrahlung stark genug ist, dass der Lander genug Power hat. Das ist ganz offensichtlich schon ein paar Tage früher passiert, weil einige der Housekeepingdaten in dem zentralen Speicher des Landers gespeichert waren, und der konnte die nur nicht absetzen an den Orbiter."
    Auch heute hat sich Philae wieder gemeldet
    Warum die ersten Versuche der Kontaktaufnahme von Philae mit Rosetta und damit zur Erde nicht funktioniert haben, ist noch nicht klar. Wahrscheinlich hat das Mutterschiff das Gebiet der von Philae ausgesandten Funksignale nicht ganz überflogen, sondern nur zufällig und nur so halb getroffen.
    "Der Orbiter hat diesen Abstrahlkegel wohl nicht wirklich durchschritten, sondern wohl nur am Rande gestreift. Und warum das so ist und warum dieser Kegel ein bisschen in eine andere Richtung zeigt, als wir dachten – das müssen wir jetzt rausbekommen."
    Auch heute hat sich Philae wieder gemeldet, sogar noch länger als am Wochenende, aber mit Unterbrechungen. Denn nach wie vor wissen die Forscher weder, wo genau auf dem Kometen sich Philae befindet, noch wie die Position des Landers ist, also aufrecht, schräg oder gekippt. Dementsprechend schwierig ist die Kontaktaufnahme mit Rosetta, die als eine Art Relaisstation für die Funksignale von Philae funktioniert.
    Genaue Lage von Philae soll rekonstruiert werden
    "Das hat ein bisschen mit der Geometrie zu tun, wie also wirklich der Orbit von Rosetta über dem Lander ist zu dem Zeitpunkt, wenn er beleuchtet ist. Möglicherweise waren unsere Modelle zur Orientierung des Landers und des Terrains drumherum doch auch ein bisschen falsch, dass wir diesen Radiolink bis jetzt verpasst haben"
    "Obwohl der Lander ganz offensichtlich genug Strom hat und warm genug ist. Das wird noch ein paar Stunden, vielleicht ein paar Tage dauern, bevor wir es besser verstehen."
    Aus den jetzt erhaltenen Systemdaten wollen die Flugingenieure nun die genau Lage des Landers rekonstruieren und die Flugbahn von Rosetta anpassen. Am Mittwoch soll das Mutterschiff zunächst einmal tiefer sinken.
    "Man muss eben versuchen, dass Rosetta so über dem Lander sitzt, dass die Kommunikation, dass die direkte geometrische Linie gegeben ist, wenn der Lander beleuchtet ist."
    "Wenn wir das hinkriegen, längere Kommunikationsslots zu haben, dann können wir natürlich Instrumente wieder einschalten und Wissenschaft machen."