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Kompromiss im US-Kongress
Die Wut der Trump-Anhänger

Es ist noch nicht abzusehen, ob die Avancen, die US-Präsident Donald Trump den Demokraten im Kongress gemacht hat, auch greifbare Ergebnisse zeitigen werden. Eines jedoch ist klar: Viele Trump-Anhänger am rechten Rand reagieren schon jetzt mit Hysterie auf die Aussicht politischer Kompromisse ihres einstigen Idols.

Von Marcus Pindur | 16.09.2017
    US-Präsident Donald Trump spricht vor dem US-Verteidigungsministerium in Washington, D.C.
    US-Präsident Donald Trump spricht vor dem US-Verteidigungsministerium in Washington, D.C. (picture alliance / dpa / Andrea Harrer)
    Die Trump-Fans der ersten Stunde sind enttäuscht und, wie es oft ihre Art ist, wütend. Von Verrat ist die Rede. In ultimativen Worten wird der Präsident, dem sie sonst jeden Mißgriff verziehen haben, verurteilt.
    Die erzkonservative Aktivistin Ann Coulter ist bekannt für ihren drastischen und radikalen Sprachgebrauch und twitterte: "Steckt eine Heugabel in Trump, er ist tot. Wer kann jetzt nicht wollen, dass Trump impeached wird? Wenn wir keine Mauer zu Mexiko bekommen, dann hätte ich lieber einen Präsidenten Pence."
    Vizepräsident Mike Pence ist als strikt ideologischer Konservativer bekannt - ohne jedoch das populistische Charisma zu haben, das Trump ausstrahlt.
    Wenn Trump jetzt kapituliert ...
    Die Aussicht auf einen Kompromiss mit den Demokraten beim Umgang mit den sogenannten Dreamern, also Immigranten, die als Minderjährige illegal von ihren Eltern in die USA gebracht wurden, erbost auch eine der beliebtesten radikal-konservativen Radiomoderatoren, Laura Ingraham.
    "Das haben wir nicht gewählt. Wir haben für jemanden gestimmt, der etwas für amerikanische Männer und Frauen tun wollte."
    Der Fox-News-Moderator Sean Hannity legte nahe, Trump sei vom Führungspersonal der Demokraten, Nancy Pelosi und Chuck Schumer, reingelegt worden. Wenn Trump jetzt kapituliere, sei es vorbei mit ihm. Ähnlich die rechtsradikale Website "Breitbart", deren Chef der vor kurzem aus dem Weißen Haus gefeuerte Steve Bannon ist. Trump habe aufgegeben, wenn er sich auf einen Immigrationskompromiss einlasse, hieß es dort.
    Trumps rhetorischer Köder
    Trump nimmt die Signale, besonders des radikalen Teiles seiner Basis, stets genau zur Kenntnis. Deshalb warf er den Extremisten gestern erneut einen rhetorischen Köder zu.
    In einer kurzen Stellungnahme an Bord der Air Force One nahm er ein Argument auf, dass ihm vor drei Wochen viel Kritik eingebracht hatte: Nämlich die Gleichstellung von Ku-Klux-Klan-Mitgliedern und Neonazis und ihren Gegendemonstranten in Charlottesville.
    Die Lage wurde dadurch nicht weniger verwirrend, denn gleichzeitig unterzeichnete Trump eine Resolution des Kongresses, in der das Parlament sich klar gegen rechtsextreme Gewalt wandte.
    Radikale Rechte, wankelmütiger Präsident
    Charlie Dent aus Pennsylvania ist ein republikanischer Abgeordneter. Er hält einen Kompromiss zwischen Trump und einer Koalition aus Demokraten und moderaten Republikanern im Kongress durchaus für möglich.
    "Wir sollten diese Kinder schützen und gleichzeitig unsere Grenzsicherung verbessern. Das ist die Lösung, die jetzt diskutiert wird. Über die Details müssen wir uns noch einigen. Aber das Ganze kann jetzt vorangehen."
    Der große Unsicherheitsfaktor ist Donald Trump - und die radikale Rechte wird weiter alles tun, um den wankelmütigen Präsidenten unter Druck zu setzen.