Gern: Schönen guten Tag, Frau Engels.
Engels: Beginnen wir mit dem OECD-Bericht. Die OECD macht ja Hoffnung auf eine Belebung des Arbeitsmarktes, allerdings erst 2005. Der Motor der Konjunktur soll die deutsche Exportwirtschaft sein, kann sie das leisten?
Gern: Das bleibt abzuwarten, ich bin da etwas skeptischer, denn ich befürchte, dass die Weltwirtschaft, also die Außenwirtschaft den Höhenpunkt ihrer Expansion bereits überschritten hat. Wir haben im ersten Halbjahr und im zweiten Halbjahr letzten Jahres sehr kräftige Zuwachsraten gesehen, in China, in Asien insgesamt, in den USA. Hier dürfte sich eine Verlangsamung ergeben, so dass die Impulse von außen eher schwächer werden. Die Frage ist, was die Binnenwirtschaft in Deutschland macht, ob wir aus dem Tal herauskommen.
Engels: Die Binnenwirtschaft, Sie sprechen es an, gilt ja normalerweise als das, was überhaupt für ein mittelfristiges Wachstum in Deutschland sorgen kann. Kann es da hier noch durch die Arbeitsmarktreform wirklich Belebung geben?
Gern: Auch hier würde ich im Moment noch etwas skeptisch sein, denn die Reformen sind in einer Art und Weise durchgeführt worden, die ein großes Maß an Unsicherheit erzeugt hat und das allgemeine Empfinden, dass ein Durchbruch erzielt worden ist, das hat sich nicht eingestellt und das wäre nötig, damit sich die mittelfristigen Aussichten für die Investoren und für die Konsumenten verbessern und die Binnennachfrage anspringt.
Engels: Kommen wir auf den Faktor Ölpreis zu sprechen, wir haben es gerade gehört, der OECD-Experte Wurzel sagte, der hohe Ölpreis dürfte die deutsche Wirtschaft kaum belasten, da dies vor allen Dingen die USA und China beträfe. Sind Sie da auch so optimistisch?
Gern: Wir sind hier noch insofern ganz gut dran, weil der Euro gleichzeitig mit dem Ölpreisanstieg, der ja im Jahr 2001 bereits eingesetzt hat, aufgewertet wurde und dadurch sind wir von dem Preiseffekt zunächst weitgehend abgeschirmt worden, aber in der jüngsten Zeit ist es doch fühlbar geworden und was wir hier nicht sehr gut gebrauchen können, sind Inflationsimpulse, die von außen kommen und die ohnehin schwache Zunahme der Binnenkaufkraft weiter schwächen.
Engels: Um das noch zu ergänzen, der Ölpreis wird ja in US-Dollar gewertet und dementsprechend gibt es da noch einen kleinen Effekt zugunsten des Euroraums. Nun wird ja der hohe Ölpreis allgemein mit der hohen Nachfrage und den drohenden Angebotsengpässen begründet. In welchem Maß wird er derzeit auch von den Spekulanten in die Höhe getrieben?
Gern: Nach meiner Einschätzung spielt das schon eine erhebliche Rolle. Wir haben eine Reihe von Effekten, die Unsicherheit im Markt erzeugt haben, neben den Terroranschlägen und der nach wie vor und immer wieder aufflackernden Unsicherheit im Nahen Osten, gibt es die Yukos-Krise, es hat im Verlaufe des Jahres auch Unsicherheiten gegeben über die mittelfristig verfügbaren Reserven. Hier ist von einigen Konzernen nach unten revidiert worden, so dass auch dort etwas Unsicherheit entstanden ist. Ich würde sagen, dass die Spekulationsprämie, also die Risikoprämie im Moment doch erheblich ist und wenn sich die Rahmenbedingungen verbessern sollten in den kommenden Monaten, dann kann der Ölpreis auch wieder etwas fallen.
Engels: Ein wenig fallen, aber er wird ja wohl hoch bleiben. Wenn Sie alles zusammenfassen, 1,5 bis 2 Prozent sagt die OECD, ist das zu optimistisch gegriffen für Deutschland?
Gern: Das ist für dieses Jahr sicherlich drin, für nächstes Jahr erwarten wir beim Institut für Weltwirtschaft eher etwas am unteren Ende dieser Skala, denn, wie im Beitrag angesprochen, es gibt einen Arbeitstageeffekt, der in diesem Jahr das Produkt nach oben treiben wird, die Wachstumsrate erhöht und im kommenden Jahr dann entgegengesetzt wirkt, weil dieser Effekt wegfällt. Ich würde sagen, zwei Prozent im nächsten Jahr, da hätten wir ein ganz gutes Ergebnis.
Engels: Klaus Jürgen Gern vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Ich bedanke mich für das Gespräch.
Gern: Bitte sehr.
Engels: Beginnen wir mit dem OECD-Bericht. Die OECD macht ja Hoffnung auf eine Belebung des Arbeitsmarktes, allerdings erst 2005. Der Motor der Konjunktur soll die deutsche Exportwirtschaft sein, kann sie das leisten?
Gern: Das bleibt abzuwarten, ich bin da etwas skeptischer, denn ich befürchte, dass die Weltwirtschaft, also die Außenwirtschaft den Höhenpunkt ihrer Expansion bereits überschritten hat. Wir haben im ersten Halbjahr und im zweiten Halbjahr letzten Jahres sehr kräftige Zuwachsraten gesehen, in China, in Asien insgesamt, in den USA. Hier dürfte sich eine Verlangsamung ergeben, so dass die Impulse von außen eher schwächer werden. Die Frage ist, was die Binnenwirtschaft in Deutschland macht, ob wir aus dem Tal herauskommen.
Engels: Die Binnenwirtschaft, Sie sprechen es an, gilt ja normalerweise als das, was überhaupt für ein mittelfristiges Wachstum in Deutschland sorgen kann. Kann es da hier noch durch die Arbeitsmarktreform wirklich Belebung geben?
Gern: Auch hier würde ich im Moment noch etwas skeptisch sein, denn die Reformen sind in einer Art und Weise durchgeführt worden, die ein großes Maß an Unsicherheit erzeugt hat und das allgemeine Empfinden, dass ein Durchbruch erzielt worden ist, das hat sich nicht eingestellt und das wäre nötig, damit sich die mittelfristigen Aussichten für die Investoren und für die Konsumenten verbessern und die Binnennachfrage anspringt.
Engels: Kommen wir auf den Faktor Ölpreis zu sprechen, wir haben es gerade gehört, der OECD-Experte Wurzel sagte, der hohe Ölpreis dürfte die deutsche Wirtschaft kaum belasten, da dies vor allen Dingen die USA und China beträfe. Sind Sie da auch so optimistisch?
Gern: Wir sind hier noch insofern ganz gut dran, weil der Euro gleichzeitig mit dem Ölpreisanstieg, der ja im Jahr 2001 bereits eingesetzt hat, aufgewertet wurde und dadurch sind wir von dem Preiseffekt zunächst weitgehend abgeschirmt worden, aber in der jüngsten Zeit ist es doch fühlbar geworden und was wir hier nicht sehr gut gebrauchen können, sind Inflationsimpulse, die von außen kommen und die ohnehin schwache Zunahme der Binnenkaufkraft weiter schwächen.
Engels: Um das noch zu ergänzen, der Ölpreis wird ja in US-Dollar gewertet und dementsprechend gibt es da noch einen kleinen Effekt zugunsten des Euroraums. Nun wird ja der hohe Ölpreis allgemein mit der hohen Nachfrage und den drohenden Angebotsengpässen begründet. In welchem Maß wird er derzeit auch von den Spekulanten in die Höhe getrieben?
Gern: Nach meiner Einschätzung spielt das schon eine erhebliche Rolle. Wir haben eine Reihe von Effekten, die Unsicherheit im Markt erzeugt haben, neben den Terroranschlägen und der nach wie vor und immer wieder aufflackernden Unsicherheit im Nahen Osten, gibt es die Yukos-Krise, es hat im Verlaufe des Jahres auch Unsicherheiten gegeben über die mittelfristig verfügbaren Reserven. Hier ist von einigen Konzernen nach unten revidiert worden, so dass auch dort etwas Unsicherheit entstanden ist. Ich würde sagen, dass die Spekulationsprämie, also die Risikoprämie im Moment doch erheblich ist und wenn sich die Rahmenbedingungen verbessern sollten in den kommenden Monaten, dann kann der Ölpreis auch wieder etwas fallen.
Engels: Ein wenig fallen, aber er wird ja wohl hoch bleiben. Wenn Sie alles zusammenfassen, 1,5 bis 2 Prozent sagt die OECD, ist das zu optimistisch gegriffen für Deutschland?
Gern: Das ist für dieses Jahr sicherlich drin, für nächstes Jahr erwarten wir beim Institut für Weltwirtschaft eher etwas am unteren Ende dieser Skala, denn, wie im Beitrag angesprochen, es gibt einen Arbeitstageeffekt, der in diesem Jahr das Produkt nach oben treiben wird, die Wachstumsrate erhöht und im kommenden Jahr dann entgegengesetzt wirkt, weil dieser Effekt wegfällt. Ich würde sagen, zwei Prozent im nächsten Jahr, da hätten wir ein ganz gutes Ergebnis.
Engels: Klaus Jürgen Gern vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Ich bedanke mich für das Gespräch.
Gern: Bitte sehr.