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Konsumklimaindex der GfK
Verbraucher bleiben trotz Rezessionsangst Stütze der Konjunktur

Konjunkturforscher bekommen derzeit widersprüchliche Signale: Einerseits wächst die Angst vor einer Rezession, andererseits sind die Verbraucher in Kauflaune. Die niedrigen Zinsen machen Sparen unattraktiv. Ein Risikofaktor ist und bleibt der geplante Brexit.

Von Mischa Ehrhardt | 26.02.2019
Passanten in der Fußgängerzone Ludgeristraße in Münster
Die Kauflaune privater Verbraucher erweist sich als Konjunkturstütze (imago / Rüdiger Wölk)
Es ist eine Schere, die auseinandergeht, stellen Konsumforscher wie Rolf Bürkl in Nürnberg fest.
"Wir haben seit über einem Jahr einen starken Absturz der Konjunkturerwartungen; hier haben die Rezessionsängste deutlich zugenommen. Auf der anderen Seite zeigt sich die Einkommenserwartung auf sehr hohem Niveau überaus stabil - und hat sich ja auch aktuell wieder behauptet."
Niedrige Arbeitslosigkeit, steigende Löhne und die Erwartung, dass sich dies auch in den kommenden Monaten nicht ändern wird, sorgen also für eine positive Stimmung der Verbraucher. Das wiederum führt dazu, dass das Geld vergleichsweise locker in der Tasche sitzt, die Konsumenten also bereit sind, Geld auszugeben. Auch die niedrigen Zinsen spielen hierbei eine Rolle; denn sie machen es unattraktiv, Geld zu sparen. Mittlerweile ist der inländische Konsum hierzulande für rund die Hälfte des erwirtschafteten Bruttoninlandsproduktes verantwortlich – und damit ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor.
"Das heißt dass der Verbraucher immer noch die beste Waffe ist gegen jegliche Rezessionsängste in Deutschland ist. Wir haben einen starken inländischen Konsum, niedrige Inflation, niedriger Arbeitslosigkeit und der Konsument unterstützt das, indem er mehr Geld ausgeben will", sagt der Chefvolkswirt der ING, Carsten Brzeski.
Schutz gegen Rückgang der Wirtschaft
Wie die Verbraucher aber ein Schutz gegen wirtschaftlichen Rückgang sein können, so können sie auch das Zünglein an der Waage sein, wenn sie ihren Konsum einschränken. Und diese Gefahr ist zumindest unterschwellig gegeben: So hat sich die Komponente des GfK-Indexes, in die die Konjunkturerwartungen der befragten Verbraucherinnen und Verbraucher einfließen, zum fünften Mal in Folge eingetrübt.
"Für den Absturz der Konjunkturerwartungen sind in erster Linie außenwirtschaftliche Faktoren verantwortlich: Das ist zum einen der Handelskonflikt mit den USA, drohende Importzölle auf PKW; die sind natürlich für die Exportnation Deutschland auch eine Bedrohung", sagt Rolf Bürkl.
Brexit als Risiko
Nicht zu vergessen natürlich der anstehende, möglicherweise etwas herausgezögerte Brexit. Denn der könnte Lieferketten zwischen Großbritannien und den Exporteuren hierzulande reißen lassen. Zumindest in der Anfangsphase gehen Volkswirte deswegen davon aus, dass der Austritt des Landes aus der Europäischen Union zu ökonomischen Verwerfungen führen dürfte. Carsten Brzeski:
"Der Verbraucher lässt sich natürlich anstecken von den Schlagzeilen der letzten Wochen und Monate. Für Unsicherheit sorgt natürlich die tägliche Berichterstattung zum Brexit und zum Handelskonflikt, die nimmt der Verbraucher auch wahr. Und deswegen sind die Konsumerwartungen gesunken."
Also: Noch ist die Stimmung der Konsumenten gut. Sie helfen dabei, Wirtschaft und Nachfrage zu stabilisieren. Angesichts der Risiken aber kann die Stimmung ebenso schnell drehen – an den Konjunkturerwartungen ist das ein weiteres Mal abzulesen.