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Konzernumbau und Aufsichtsratsquerelen

Die Lufthansa-Aktionäre wollen den ehemaligen Konzernchef Wolfgang Mayrhuber zum Aufsichtsratschef wählen – eigentlich. Das Hin und Her um seine Kandidatur aber verärgert besonders die Großaktionäre. Bei der Hauptversammlung in Köln soll außerdem eine Umstrukturierung des Unternehmens beschlossen werden.

Von Benjamin Hammer |
    Irgendwie erinnerte die Eröffnungsmusik der Lufthansa-Hauptversammlung an eine Krönungsmesse. Wie sich Wolfgang Mayrhuber während dieser Klänge gefühlt hat, ist nicht bekannt. Klar war zu diesem Zeitpunkt nur, dass seine – Inthronisierung - nicht gesichert war, die Wahl in den Aufsichtsrat der Lufthansa. Ingo Speich war der Ärger über das Hin und Her der letzten 24 Stunden jedenfalls anzusehen. Speich arbeitet für Union Investment, einem großen Lufthansa-Aktionär.

    "Die Geschehnisse um Herrn Mayrhuber haben uns sehr verwundert. Gestern Morgen der Rücktritt von der Nominierung und gestern Abend der Rücktritt vom Rücktritt. Da muss man schon fragen: Was ist dort gelaufen? Für uns ist das durchweg negativ zu sehen und durch den Rücktritt vom Rücktritt ist die Institution letztlich schon angegriffen."

    Die Wahl des Aufsichtsrates ist für das Ende der Hauptversammlung angesetzt und wird am Nachmittag erwartet. So lange muss Mayrhuber noch etwas zittern. Von 2003 bis 2010 war Mayrhuber Vorstandschef der Lufthansa. Sein Nachfolger, der aktuelle Chef Christoph Franz, gab sich vor den Aktionären selbstbewusst. Wohlgemerkt: Gewählt haben die Aktionäre Mayrhuber noch immer nicht.

    "Meine Vorstandskollegen und ich freuen uns auf die künftige Zusammenarbeit und sind sicher, dass wir und das gesamte Unternehmen von seiner Erfahrung und Kompetenz profitieren werden."

    Die Lufthansa ist hin- und hergerissen. Nicht nur bei der Frage, ob sie einen Aufsichtsrat nominieren sollte oder nicht. Auf der Hauptversammlung wird das deutlich: Da stehen Flugbegleiter von allen Konzernairlines. Der edlen Swiss, der renommierten Lufthansa aber auch dem Billigflieger Germanwings. Mit dieser Aufstellung soll ein Spagat gelingen. Zwischen komfortablen Fernstrecken, die es mit der Konkurrenz aus Asien aufnehmen können. Und billigem Europaverkehr – meist ohne viel Schnickschnack.

    "Meine Damen und Herren, ich bin bewegt, anders kann ich es nicht sagen."

    Als Jürgen Weber den Chefposten bei der Lufthansa übernahm, da gab es noch viel Schnickschnack – und keine Billigflieger. Weber verabschiedete sich heute von den Aktionären – das Ende einer Ära in Vorstand und Aufsichtsrat. Als es um die Causa seines möglichen Nachfolgers Mayrhuber ging, da schaltete er auf Angriff. Das Hin und Her vom Vortag sei kein Fehler der Lufthansa gewesen.

    "Vielmehr haben wir große Anstrengungen unternehmen müssen, um in Ihrem Interesse, liebe Aktionäre, rein formalistische Kriterien einer blinden Corporate Governance-Auslegung durch ein Proxy-Beratungsunternehmen wieder ins rechte Licht zu rücken. Es ist bedauerlich zu beobachten, wie fremde Corporate-Governance-Muster als hierzulande bindend angesehen werden können und damit auch Schaden anrichten können."

    Weber zielte auf US-Beratungsunternehmen, denen die Abkühlungszeit von Mayrhuber von Vorstand auf Aufsichtsrat zu gering war. Dabei setzten sie jedoch auf Regeln der USA, nicht von Deutschland. Mittlerweile, so ist zu hören, haben die Unternehmen ihre Argumentation revidiert. Einer Krönung Mayrhubers zum Aufsichtsratsmitglied und -chef sollte damit nichts mehr im Wege stehen.

    Anmerkung der Redaktion: In der Audioversion ist fälschlicherweise von Holger Schleich von Union Investment die Rede. Richtig ist: Ingo Speich. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.

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