
In New York steht im Moment der iranisch-türkische Goldhändler Reza Zarrab vor Gericht. Er soll in den Jahren 2010 bis 2013 mit Wissen der türkischen Regierung US-Sanktionen gegen den Iran umgangen haben.
Nach seiner Aussage habe er mit Wissen und Duldung unter anderem des damaligen Ministerpräsidenten Erdogan geholfen, das damalige Verbot zu umgehen, den Iran für Öl und Gas in Euro oder Dollar zu bezahlen, berichtete Dlf-Korrespondent Gunnar Köhne, der den Prozess beoachtet.
Demnach hätte der Iran Erlöse aus dem Ölverkauf zum Beispiel an die Türkei in türkischen Lira auf türkischen Konten bekommen dürfen und davon nur türkische Produkte kaufen dürfen. Um doch Devisen in den Iran zu bringen, sei damit in der Türkei Gold gekauft und - teils direkt, tails auf dem Umweg über Dubai - nach Teheran gebracht worden.
Der Iran soll so allein im Juni und Juli 2012 rund 1,6 Milliarden Dollar erhalten haben, sagte Zarrab in New York aus.
Es sollen Millionen-Schmiergelder geflossen sein
Der damalige Wirtschaftsminister der Türkei Mehmet Zafer Caglayan habe beinahe 50 Millionen Euro Schmiergeld bekommen. Auch der Manager der staatlichen türkischen Halkbank Mehmet Hakan Atila, soll an der Abwicklung dieser mutmaßlichen Geschäfte beteiligt gewesen sein. Er sitzt in New York mit auf der Anklagebank.
Sollten sich die Vorwürfe so bestätigen, könnte das weite Kreise ziehen, sagte Dlf-Korrespondent Köhne. Es könnte weitere Haftbefehle geben und Milliarden-Bußgelder gegen türkische Banken. "Die Regierung Erdogan stünde als Sanktionsbrecher da."
In türkischen Medien komme der Prozess kaum vor, sagte Köhne. Allerdings würden ihn Hunderttausende per Livestream im Internet verfolgen.