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Kriegsgräberfürsorge
Volksbund-Präsident Meckel tritt zurück

Markus Meckel ist als Präsident des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge zurückgetreten. In den drei Jahren seiner Amtszeit hatte er sich einige Feinde gemacht, weil er vieles verändern wollte und nicht davor zurückscheute, die Dinge beim Namen zu nennen.

Von Sabine Adler | 23.09.2016
    Markus Meckel, Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, spricht am 16.03.2016 in Hamburg auf der Pressekonferenz zur Verleihung des Deutschen Nationalpreises.
    Markus Meckel war drei Jahre lang Präsident des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge. (dpa / picture alliance / Dominik Flügel)
    Markus Meckel, der Präsident des Volksbundes der Kriegsgräberfürsorge hat aufgegeben bevor ihn der heutige Bundesvertretertag abwählen konnte. Drei Jahre kämpfte der letzte Außenminister der DDR für einen Wandel der Organisation, die nach seiner Vorstellung mehr sein könnte als ein Friedhofs-Pflegedienst. Doch Meckel kam nicht an gegen das Beharrungsvermögen der alten Kräfte, gegen eine Geschäftsführerin, die beansprucht, was er als seine Aufgabe sieht: nämlich die Mitarbeiter zu führen.
    Meckel trat für neues Leitbild ein
    Er habe 60 Stunden die Woche ehrenamtlich gearbeitet, für eine Entschädigung von 1000 Euro, seine Kontakte zu Politik und Gesellschaft genutzt für die Finanzierung auch in Zukunft, denn Spenden und die Erblasse von Kriegswitwen nehmen rasant ab. Vor allem aber setzte sich der SPD-Politiker für ein neues Leitbild ein, das dem antiquiert anmutenden Kriegsgräberbund einen differenzierten Umgang mit den sterblichen Überresten ermöglicht hätte.
    Dass sich Markus Meckel als neuer Präsident unmissverständlich positionierte, hörten die Gäste einer Trauerfeier auf dem deutschen Friedhof von Sologubowa in der Nähe von Sankt Petersburg. Jahrzehnte nach Kriegsende wurden dort im vorigen Sommer Wehrmachtssoldaten zu Grabe getragen.
    "Wir kennen ihr einzelnes Schicksal nicht. Es werden viele darunter sein, gerade zum Ende des Krieges, die jung waren, die nichts anderes als Nationalsozialismus kennengelernt haben und deren Gedankengut. Wir können ihnen nicht alle deutsche Schuld auf die Schultern laden. Aber wir können auch davon ausgehen, dass sie Teil einer Gewalt waren, die furchtbares angerichtet hat."
    Viele Gegner
    Meckel verstand sein Amt als Präsidenten durch und durch politisch, doch seinen Gegnern wäre ein Frühstücksdirektor lieber gewesen. Im Volksbund wollten sie ihn loswerden, einer der 16 Landesverbandschefs, der sich nicht öffentlich zu erkennen geben will, sagte schon vor zwei Monaten diesem Programm, es stünde 16 zu Null, alle gegen Meckel, und mobilisierte die Truppen. Angeblich nicht gegen Meckels Reformen, sondern gegen sein Ausgabeverhalten, seinen Führungsstil, reihenweise würden Mitarbeiter kündigen.
    Das bestätigte die Geschäftsführerin Daniela Schily gegenüber diesem Sender zwar nicht, den Kompetenzstreit konnten beide aber auch nicht beenden.
    "Es ist dann schwer, wenn in so einem Apparat das dann doppelt gemacht wird oder aneinander vorbei. In dem Fall von ihm an mir vorbei."
    Meckel gab die Führung nicht ab, bewies, dass er Gelder korrekt verwendet hat, piesackte die, die sich weigern, die Dinge beim Namen zu nennen, also den Zweiten Weltkrieg als einen rassistischen Angriffs- und Vernichtungskrieg einzustufen. Zudem wollte er auf über 60 Soldatenfriedhöfen Erläuterungen anbringen, wessen Gräber da eigentlich gehegt und gepflegt werden, also nicht nur die von Helden.
    Erläuterungen auf Soldatenfriedhöfen
    "Wir müssen ja wissen, dass nicht nur Soldaten auf den Friedhöfen liegen, sondern auch die Täter neben ihren Opfern, auch die Zivilisten, auch Opfer der Wehrmachtsjustiz."
    Die Besucher werden auf diese Erklärungen jetzt länger warten müssen.