Freitag, 19. April 2024

Archiv

Krim-Krise
Eingeschränkter Luftraum

Die Warnungen aus dem Westen zeigen bei der moskautreuen Krim-Führung keine Wirkung: Die selbst ernannte Regierung sperrt den Luftraum über der Krim. In Warschau berät Kanzlerin Merkel mit dem polnischen Ministerpräsidenten Tusk.

12.03.2014
    Ein Wahlplakat in der Stadt Sebastopol auf der ukrainischen Halbinsel Krim weist auf das Referendum über einen Anschluss an Russland am 16. März hin.
    Die moskautreue Krim-Führung den Anschluss der ukrainischen Halbinsel an Russland unvermindert voran. (dpa picture alliance / Krasilnikov Stanislav)
    Die selbst ernannte Regierung der ukrainischen Halbinsel Krim treibt den Anschluss an Russland unvermindert voran. Die Einschränkung des Luftraums bis nach dem Referendum solle die Ankunft von "Provokateuren" aus Kiew und der Westukraine verhindern, sagte Vizeregierungschef Rustam Temirgalijew. Die Sperre gelte bis Montag, dem Tag nach der umstrittenen Abstimmung. So wurde denn auch bereits eine ukrainische Passagiermaschine abgewiesen und zurückgeschickt.
    Das Krim-Parlament hatte am Dienstag die Abspaltung der Halbinsel im Schwarzen Meer von der Ukraine erklärt. Eine Mehrheit für den Anschluss an Russland gilt als wahrscheinlich. Die sieben führenden Industriestaaten (G7) warnten Russland davor, die Krim zu annektieren. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso erklärte in Straßburg, die G7 und die EU wollten "keinen Zweifel an ihrer Entschlossenheit lassen". "Wir fordern Russland auf, alle Bemühungen um eine Annexion der ukrainischen autonomen Republik Krim einzustellen", sagte Barroso. "Jeder Versuch, ein Referendum in der Krim zu legitimieren, widerspricht der ukrainischen Verfassung, internationalem Recht und ist illegal."
    Mehrheit für Anschluss der Krim an Russland erwartet
    Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hat nach eigenen Angaben Beweise dafür, dass das russische Militär für Straßenblockaden auf der Krim verantwortlich ist. Die OSZE-Beobachter in der Ukraine hätten während ihrer einwöchigen Mission Beweise dafür gesichert, dass russische Halbinsel auf der Halbinsel sind. Ein Bericht nennt etwa die Ausrüstung der "Selbstverteidigungskräfte" sowie Nummernschilder von Lastwagen als Beispiele. In den vergangenen Tagen hatten moskautreue Bewaffnete den Beobachtern mehrfach den Zugang zur Krim versperrt. Ihre Uniformen wiesen keine Rangabzeichen auf.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) traf zu einem Gespräch mit dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk in Warschau ein. Tusk fürchtet, dass Deutschland und die EU gegenüber Moskau zu zaghaft vorgehen könnten – um bei Gas-Geschäften mit Russland nicht das Nachsehen zu haben. Zudem ist Tusk besorgt, dass eine Eskalation im Nachbarstaat Ukraine auch Polen in Schwierigkeiten bringen könnte. Merkel hatte sich für einen besonnenen, aber bestimmten Kurs Europas gegenüber Russland ausgesprochen.
    Abkommen mit Ukraine soll zügig unter Dach und Fach gebracht werden
    Merkel und Tusk kündigten in Warschau an, dass der erste Teil des Assoziierungsabkommens zwischen EU und Ukraine bereits kommende Woche unterzeichnet werden soll. Tusk sagte: "Wir sind beide der Auffassung, dass es gut und nützlich wäre, wenn möglichst zügig ein Assoziierungsabkommen unterzeichnet werden könnte." Der "politische Teil" des Abkommens solle deshalb bei der nächsten Sitzung des Europäischen Rats unterschrieben werden. Merkel stimmte ihm zu.
    Die Kanzlerin bekräftigte zugleich die Pläne für härtere Sanktionen gegen Russland. "Wenn es keine Kontaktgruppe gibt, sind Sanktionen unabdingbar." Der Beschluss darüber könnte bei einem Treffen der EU-Außenminister am Montag in Brüssel fallen. Die EU hatte in der vergangenen Woche einen Drei-Stufen-Plan beschlossen, falls sich Russland nicht von der Krim zurückzieht. In einem ersten Schritt wurden die Verhandlungen mit Moskau über Visa-Erleichterungen für russische Bürger ausgesetzt. Auch die Verhandlungen über ein neues Partnerschaftsabkommen mit Russland wurden vorerst auf Eis gelegt. Sollte die Lage eskalieren, hat die EU Russland auch Wirtschaftssanktionen angedroht.