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Krimikolumne
Wiedersehen mit alten Bekannten

J.K. Rowling und Henning Mankell - beide erfolgreich, beide mit einem neuen Buch. Das eine lesenswert, das andere eher nicht, meint Kolumnist Andreas Ammer.

Von Andreas Ammer | 10.12.2013
    In einem verborgenen Schloss irgendwo im Land der Schotten sitzt eine einsame reiche Frau und denkt sich Verbrechen aus ...
    Ein armer Poet in seiner Dachkammer träumt sich hinaus in die Welt der Schönen, Reichen und Dekadenten ...
    Ein französischer Professor in seiner staubigen Bibliothek weiß alles über all die Morde, die jemals beschrieben wurden ...
    In Kopenhagen kommt es währenddessen zu Straßenschlachten, bei denen die Polizei mit tödlicher Brutalität gegen Demonstranten vorgeht ...
    Die Welt ist aus den Fugen und es braucht – wenn schon nicht schwedische Kriminalautoren, die mit Schiffen Palästinensern illegal Waren liefern wollen – so doch zumindest einen Rezensenten, um all dies ins rechte Licht zu setzen:
    Wir beginnen mit der reichsten, der blondesten, der erfolgreichsten Schriftstellerin aller bekannten Planeten und unbekannten Welten. Mit der milliardenschweren Schöpferin von Harry Potter und der Parallelwelt Hogwarth, die als Autorin einfach nur weiter schreiben will, einfach nur Schreiben ... und sei es einen Krimi. Verdienen muss sie dabei nicht unbedingt noch etwas.
    Irgendwann mitten im Erfolg gibt es einen Rubicon jenseits dessen der Ruhm und die Macht und der Reichtum anfangen, in Unfreiheit umzuschlagen.
    Wer heute J.K Rowling treffen will, wird - wenn er denn zu den zwei, drei Journalisten gehört, die eine Audienz bekommen – zu einem geheimen, etwas arg barock ausgestatteten Büro in Edinburgh geführt. Dort wird er von beflissenen Damen begrüßt, ihm wird "Kaffee oder Tee?" angeboten und er wird noch ein klein wenig vertröstet. Dann entsteigt aus einem dunklen Auto die Rowling, setzt sich auf den vorbereiteten Interviewstuhl, gibt von dort aus ein steifes Interview, während dem ihr einige Male dann doch jenes kehlige Lachen entweicht, das ihre Herkunft verrät und das etwas unnatürlich wirkende Wesen dann fast noch einmal sympathisch macht.
    Eine Frau , die sich jenseits unserer schnöden Welt begeben hat, urteilte unser Rezensent nach einer Begegnung mit der Weltschriftstellerin. Eine Milliarde hat die Dame mit Schreiben verdient. Der Kameramann musste das Buch, das er sich von ihr signieren lassen wollte, übrigens erst käuflich bei ihr erwerben.
    Die Geschichte spielt nicht umsonst in Schottland.
    Schon im Sommer, als der nur wenig erfolgreiche Debutroman eines gewissen Robert Galbraith in England als ein Werk von J.K. Rowling enttarnt worden war, haben wir in der Krimikolumne hier über das Werk berichtet. Die Geschichte ging so:
    Ein gewisser Robert Galbraith veröffentlichte im Frühjahr in England unter dem Titel "A Cuckoo's Calling" einen Krimi. Der Autor wie auch sein Held, der erfolglose Privatdetektiv Cormoran Strike, waren angeblich Afghanistan-Veteranen. Strike fehlt ein Bein. Von seinem Autor fehlte ein Photo.
    Das Buch bekam freundliche Rezensionen. Es verkaufte sich ein paar tausend Mal. Angeblich interessierten sich trotzdem Fernsehstationen für die Rechte. Kein Wunder: "A Cuckoos's Calling" spielte im Milieu von Supermodels, Rappern, Modedesignern und hatte gute Dialoge. Klug hatte der Autor Galbraith Versatzstücke der Pop-Kultur zu einem intelligenten, unterhaltsamen, manchmal etwas altbackenen, weil actionarmen Krimi zusammengeschachtelt.
    Vier Monate später wurde das Pseudonym aufgedeckt und J.K. Rowling ausgerechnet von einem Mitarbeiter ihrer Rechtsanwaltskanzlei als Verfasserin enttarnt. – Sofort stand das Buch auf der Bestsellerliste.
    Schleunigst wurde das Buch von gleich drei Übersetzern, Wulf Bergner, Chritoph Göhler und Kristof Kurz jetzt ins Deutsche gebracht und letze Woche bein Großverlag blanvalet, der für ein paar billige Euro die Rechte an dem Erstlingswerk erworben hatte, in Rekordzeit veröffentlicht.
    Man würde es der etwas einsamen Autorin, die mit ihrem ersten, offiziellen "Nicht-Harry-Potter-Werk "Ein plötzlicher Todesfall" eher einen Halbflop produziert hat, eigentlich gönnen.
    Dem Buch ist es zu wünschen, denn obwohl "Der Ruf des Kuckucks" in der Welt der Superreichen und der modernen Kommunikationsmittel spielt, ist es ein beglückend altmodisches Buch. Ein Krimi wie aus den Zeiten vor den Kriegen, als englische Krimis noch "klassisch" hießen und lateinische Motti hatten. "Is demum miser est, cuius nobilitas miserias nobilitat."
    "Unglücklich ist letztlich, wessen Berühmtheit auch das eigene Elend berühmt macht," steht als Motto über "Der Ruf des Kuckucks". Ein Motto, das sowohl für das Leben seiner Autorin gilt, als auch für ihre Leiche im Buch.
    Es schneit. Ein schwarzes Supermodel hat sich aus seinem Londoner Appartement gestürzt. Ihr drogensüchtiger Musiker-Freund wird verdächtigt. Zu Unrecht! – Selbstmord lautet das eindeutige Ermittlungsergebnis der Polizei.
    Monate später beauftragt der Stiefbruder des Models den ziemlich arbeits- und erfolgslosen Privatdetektiv Cormoran Strike mit neuen Ermittlungen. Er verdächtigt einen schwarzen Rapper, der das Appartement unter dem Model angemietet hatte, des Mordes.
    Cormoran – selbst unehelicher Sohn eines bekannten Popmusikers - braucht das Geld und beginnt die Ermittlungen; tatkräftig unterstützt von seiner neuen Zeitarbeit-Sekretärin Robin in der Rolle des Sidekicks.
    Gut, dass es dieses Buch gibt, denn es ist ein gutes Buch, lautet das weise Urteil unseres Rezensenten zu "Der Ruf des Kickucks" von Robert Galbraith, hinter dem sich J.K. Rowling verbirgt.
    Angeblich hat Frau Rowling schon einen zweiten Krimi um ihren einbeinigen Privatdetektiv Cormoran Strike fertig. Den Autorennamen Robert Galbraith hat sie beibehalten. Ihr Name erscheint nicht auf dem Titel, nirgendwo im Buch. Eine Legende kämft darum, eine ganz normale Schriftstellerin zu werden. Und die Buchhändler kämpfen damit, dass sie über den Bücherstapeln mit dem Erstlingswerk von Robert Galbraith Schilder aufhängen müssen, auf denen steht: Robert Galbraith gleich J.K. Rowling.
    Luc Boltanski: Rätsel und Komplott (Suhrkamp Verlag)
    Von einem sicher recht gut verkäuflichen Buch, das gut lesbar ist, aber ein wenig im Ruch der Trivialität stehen mag, zum genauen Gegenteil. Luc Boltanski ist kein Kriminalschriftsteller, eher ein Denker, ein Soziologe genaugenommen, von dem der Klappentext reißerisch verheißt, dass er "bekannt wurde durch seine maßgeblichen Beiträge zur Theorie einer pragmatischen Soziologie der Kritik."
    Nun ist unserem Rezensenten trotz abgeschlossenem Philosophiestudium nicht ganz klar, was die Grundthesen einer "Theorie der pragmatischen Soziologie der Kritik" besagen. Trotzdem hat er Boltanskis neues Buch, das bei Suhrkamp erschienen ist und von Christiane Pries aus dem Soziologen-Französisch übersetzt wurde, in einer schlaflosen Nacht regelrecht verschlungen.
    "Rätsel und Komplotte" heißt Boltanskis neuer Soziologiereißer und erst der Untertitel verrät, was der Band in der Krimikolumne verloren hat. Das Buch behandelt "Kriminalromane, Paranoia, moderne Gesellschaft", mithin genau die Themen dieser Kolumne und es bietet durchaus verblüffende Einsichten in die Funktionen und Wirkungsweisen der erfolgreichsten literarischen Gattung: des Krimis, die ja historisch betrachtet eine junge Gattung ist. Erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es überhaupt so etwas wie Kriminalgeschichten.
    Wir zitieren aus dem ersten Kapitel: "Das Rätsel" - von dem jeder Kriminalroman handelt - "das Rätsel kann nur vor dem Hintergrund einer gefestigten Realität abstechen."
    Wenn es diese – wie etwa im Märchen oder in nicht-demokratischen, instabilen sozialen Systemen – nicht gibt, kann der Krimi nicht funktionieren.
    Verblüffend aber wahr!
    Von dieser Grundthese aus entwickelt Boltanski die verschiedenen Arten des Genres, die er in den Urgestalten von Sherlock Holmes und Maigret verkörpert findet. Boltanski unterscheidet eine englische Schule des Krimis und eine französische.
    Bei Sherlock Holmes, dem Urbild des "privaten" Detektivs sind die Fälle allesamt staatstragend. Holmes als Außenseiter der Gesellschaft wird gerufen, um die soziale Ordnung von außen zu stabilisieren.
    Maigret hingegen, das Urbild des staatsangestellten Polizisten beschäftigt sich mit der – Zitat – "Gegensätzlichkeit von Gesellschaft und Verwaltung". Er ist Mensch, aber vor allem Teil des Staates.
    In der Mitte des Buches, auf Seite 183 legt Boltanski, der staatlich finanzierte Soziologe, dann seine Karten auf dem Tisch. Er behauptet: "Maigrets Kompetenz und Handlungsweisen ähneln denen, die von einem Soziologen erwartet werden, sehr."
    Wenn Boltanski in der Folge auch noch den Spionageroman, der von einer Instabilität des Staates ausgeht und zuletzt gar Kafkas Prozess als eine Art Vorbildrealität untersucht, in der die großen Fragen unserer Gemeinwesen abgehandelt werden, dann fallen einem als Krimileser immer wieder die Schuppen von den Augen. Man ist verblüfft, fasziniert, begeistert, welche grandiosen Theorien sich aus völlig theoriefernen Büchern entwickeln lassen.
    Unser Rezensent empfiehlt "Rätsel und Komplott" von Luc Boltanski jedem Krimileser, der nur einmal im Leben den Namen einmal Hegel gehört hat, aufs innigste.
    Jesper Stein: Unruhe
    Nach wilder Soziologie ein Krimi, der sich – in der Boltanski'schen Unterscheidung – eher als französischer gibt, allerdings in Dänemark spielt.
    Sprich: der Ermittler ist Polizist und er spürt allzu genau den Unterschied zwischen der staatlicher Verwaltung eines Mordes und dessen Aufklärung, einen Anspruch den die staatliche Verwaltung an einen Mord macht und einem Abbruch, den die Realität dem entgegensetzt.
    "Unruhe" heißt dieser Band, geschrieben wurde er von dem dänischen Autoren Jesper Stein, übersetzt von Patrick Zöller, erschienen ist er bei KiWi, Kiepenheuer & Witsch.
    Ein Debut. Mein Krimi des Winters, urteilt etwas vorschnell unser Rezensent. Ihm hat die Lektüre offenbar gefallen.
    In Kopenhagen wurde ein Jugendzentrum geschlossen. Straßenkämpfe toben. Autonome aus ganz Europa reisen an, die dänische Polizei ist überfordert. Am Rande einer Demonstration wird ein Toter gefunden; gekleidet wie ein Demonstrant, aber eigentlich zu alt dafür.
    Die Stelle, an der der Tote gefunden wird, war zur Tatzeit von Polizisten bewacht. Obendrein existiert ein Videoband, auf dem jemand mit einer Jacke, auf der groß "Polizei" steht, auf den dann Toten einprügelt.
    So einen Fall möchte keiner übernehmen. Erst recht nicht Kommissar Axel Steen, fast gescheiterter Kommissar, ganz gescheiterter Vater. Zum Einschlafen braucht er jeden Abend einen Joint.
    In "Unruhe", das in Dänemark ein Bestseller war, wird ein Fall exakt so erzählt, wie ein Fall spannend erzählt werden muss. Dies ist ein Buch, das – obwohl es sonst wenig Gemeinsamkeiten gibt – funktioniert wie eine Mozart Oper: Jeder Ton ist genau richtig so wie er ist. Man ahnt den nächsten Ton immer schon kommen, man könnte das ganze Buch – wenn es denn eine Oper wäre – schon beim ersten Mal mitsingen und trotzdem
    trotzdem entwickelt "Unruhe" genau die fantastische Unruhe im Leser, jenes Gefühl zu langsam verrinnender Zeit, jene leserische Ekstase, die
    die soziologischen Untersuchungen eher unzugänglich ist, und die gemeinhin als "Spannung" bezeichnet wird.
    Wenn dieses Buch kein Krimi wäre, würde man sagen, es sei "spannend wie ein Krimi".
    Dabei ist alles in "Unruhe" so, wie es immer ist: Der Kommissar: ein fast gebrochener Charakter. Sein Chef: karrieregeil. Der Geheimdienst: mischt natürlich auch noch mit und die Ex-Frau nervt obendrein. Klingt eigentlich nach Tatort-Dutzendware.
    Wie aber Jesper Stein all diese hundertfach variierten Bausteine eines Krimis nicht neu, aber schlafwandlerisch richtig zusammensetzt, das ist nicht die Neu-Erfindung, sondern schlicht und einfach ein Höhepunkt der Gattung.
    Große Krimikunst. Und ja: Wahr wie eine Mozart-Oper.
    Albert Ostermaier: "Seine Zeit zu sterben"
    Bekanntlich hat der Krimi ja nicht nur eigene – wie die Soziologen wissen: recht unveränderliche, Gesetze, sondern er hat mit eben diesen Gesetzen auch anderen – literarischen – Schreibversuchen oft schon einiges von seiner Energie abgegeben. Seit Jahren kann man eine Art Kriminalisierung der Hochkultur beobachten.
    Gleichzeitig hat sich – von wenigen Ausnahmen abgesehen – der früher eher triviale, dann immer mehr angesehene Krimi derzeit als Genre in Deutschland leider provinzialisiert, und damit marginalisiert. Mit den manchmal halb, manchmal unfreiwillig satirischen Provinzkrimis betreibt er eine Florian Silbereisenisierung des Genres.
    Der Krimi als Musikantenstadel der Literatur. Das lässt unseren Rezensenten öfters mal zum Mülleimer greifen.
    Sinn der Rede: Einer der begabtesten Schriftsteller Deutschlands, der Münchner Albert Ostermaier, der in den 80igern als jener Lyriker bekannt wurde, der sich auch mal wieder "Ich" und "Liebe" zu sagen traute, der später hymnische Oden auf Oliver Kahn schrieb, der dann in den 90igern zu einem führenden Dramatiker des Landes wurde, Hausschreiber am Burgtheater, eben dieser 1000-Sassa versucht sich gern auch als Romancier. Und genau dieser Albert Ostermaier hat jetzt einen artifiziellen Thriller geschrieben, der bei Suhrkamp erschienen ist und – weil er in Kitzbühl spielt – fast schon als Provinzkrimi durchgehen würde, wäre da nicht dieser typisch lyrische, ostermaiersche hohe Ton, der auch dieses Werk durchzieht, als wäre es ein langes Epos.
    "Seine Zeit zu sterben" heißt das rätselhafte Buch. Die Handlung kommt schwer in Gang. Kurze Kapitel beleuchten ein Panoptikum von Reichen, Schönen oder auch normalen Familien, die sich am "Streif"-Wochenende in Kitzbühl versammeln, wo der rote Rubel rollt und der tote Zobel noch ungestraft ausgeführt wird.
    "Es würde ein Tag werden" – schreibt Ostermaier über diesen Tag aller Tage in Kitzbühl – "den jeder, wäre er erfunden, als übertrieben abtun würde, als nachkoloriert, eine blühende Eisblumenphantasie."
    Und genau so übertrieben ist Ostermaiers Buch auch: Es gönnt sich Pathos, ohne es jemals zu brechen. Auf jeder Seite des "Thrillers" findet sich ein Satz, der für sich genommen auch ein kraftvolles Gedicht wäre:
    "Der Wilde Kaiser wuchs über sich hinaus, der Himmel würde leuchten, als müsse er blau anlaufen vor Glück."
    Und in diese vertrackte Sprache verpackt, ja fast schon versteckt ist eine Thrillerhandlung mit trunkenen Oligarchen, einem verschwundenen Kind, einer Ermittlerin, die Bonnie Klaid heißt und einem Schneesturm, der alles umwirbelt als wäre er von Stifter erfunden.
    Kein guter Krimi, sicher nicht, urteilt unser Rezensent, aber das will das Buch ja auch nicht sein.
    Aber große Sprachgewalt, die derzeit kaum einem anderen Deutschen zu Gebote steht, sich aber leider nicht auf die Handlung überträgt.
    Ein bisschen viel Botox - auch in der Sprache – wurde dem Roman schon unterstellt, wie die Streif: Groß gewagt, nicht alles gewonnen.
    Immerhin: Das musste einer mal machen: versuchen, einen Thriller auf sprachlich höchstem Niveau zu schreiben. Leider fehlt Ostermaier völlig die Lakonie, die im Krimi immer noch die wirkungsvollste Stilform ist. Was machen wir damit? So eine schöne Sprache, die so wenig erzählt.
    Ich habs: das Buch ist zu schön, um wahrhaft zu sein. An diesem Kalauer hat unser Rezensent sicher lange gebastelt.
    Henning Mankell: "Mord im Herbst"
    Leider gilt es noch eine Geschichte vom Scheitern zu berichten. Und das von einem der Größten. Als ob es den spektakulären Abschied von seinem Kommissar Wallander nie gegeben hätte, ist im Zsolnay-Verlag jetzt der schmale Band "Mord im Herbst", übersetzt von Wolfgang Butt herausgekommen. Ein Nachklapp. Ein Rip Off.
    Ein Buch mit einer eigenartigen Geschichte. Im Wallander-Kosmos muss das Buch als vorletzter Wallander-Fall gelten. Es spielt nach dem vorletzten Buch "Vor dem Frost", in dem Wallanders Polizeianwärterinnentochter Linda auftaucht, und weit vor dem finalen Wallander-Krimi "Der Feind im Schatten". Eine Übersicht am Ende dieses wirklich schmalen Bandes verdeutlicht das noch einmal.
    Aber zurück zu der eigenartigen Geschichte, eigentlich war dieses Buch in seinem früheren Leben eine Art vielseitige Rabattmarke: unverkäuflich, kostenlos, eine Dreingabe. Ein Gratis-Geschenk für gute Menschen. Henning Mankell erzählt die Geschichte am Ende des Bandes selbst:
    "In Holland hatte man die Idee, dass jeder, der in einem bestimmten Monat, dem Monat des spannenden Buches, einen Kriminalroman kauft, ein Buch gratis bekommen soll. Ich wurde gefragt, ob ich es schreiben wollte."
    Mankell, für das Gute in der Welt immer zu haben, willigte ein. "Mord im Herbst" ist dieses Gratis-Buch.
    "Weitere Erzählungen über Kurt Wallander gibt es nicht," versichert Henning Mankell dann noch schnell und fügt dem Band ein Nachwort hinzu, der das schwierige Verhältnis des Erfolgsschriftstellers zu seiner Erfolgsfigur Wallander beschreibt. Fast lohnt es sich für Wallander-Groß-Fans, nur wegen dieses kleinen klugen Nachwortes, das Buch, zu kaufen, von dem der Autor doch eigentlich wollte, dass es verschenkt wird.
    Klauen wäre eine gerechte Alternative. Wenn Sie dies aber tun, dann geschieht Ihnen, was bisher mit allen geschah, die die Empfehlungen und Verrisse der Krimikolumne missachtet haben.