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Kriminalitätsberichterstattung
"Die Polizei gilt nach wie vor als privilegierte Quelle"

In den vergangenen Jahren hat sich die Zusammenarbeit von Medien und Polizei stark verändert. Aber noch immer könnten Journalistinnen und Journalisten den Angaben der Behörde in den meisten Fällen vertrauen, sagte Polizeireporter Oliver Bendixen im Dlf.

Oliver Bendixen im Gespräch mit Brigitte Baetz | 31.07.2019
22.07.2019, Bayern, München: Marcus da Gloria Martins, Pressesprecher der Polizei München, nimmt an einer Pressekonferenz teil.
Der Münchener Polizeisprecher Marcus da Gloria bei einer Pressekonferenz im Juli 2019 (picture alliance/dpa)
Anfang Juli wies der Deutsche Journalistenverband (DJV) in einer Pressemitteilung noch einmal darauf hin: Journalistinnen und Journalisten müssten Meldungen und Informationen der Polizeibehörden kritisch hinterfragen. Bei Auseinandersetzungen sei die Polizei Partei und nicht unparteiischer Beobachter.
Aber wie lässt sich das in der Praxis umsetzen? Oliver Bendixen arbeitet seit 1984 als freier Polizeireporter für den Bayerischen Rundfunk. Wie auch Behördenauskünfte und Gerichte gelte die Polizei nach wie vor als so genannte privilegierte Quelle, der man als Journalist in den meisten Fällen vertrauen könne, ohne weitere eigene Recherchen anzustellen, sagte er im Dlf. Wenn Pressestellen der Polizei falsche Informationen herausgäben, dann wohl eher aus Versehen: "Dass es wirklich absichtlich gemacht wird, um besser dazustehen, habe ich zumindest nicht erlebt."
Immer weniger eigene Recherche
Die Pressearbeit der Polizei habe sich in den letzten 20 Jahren grundlegend geändert, berichtete der Rundfunkjournalist. Die Behörde müsse inzwischen etliche Kanäle gleichzeitig bespielen. "Wenn eine Meldung über irgendeinen Polizeieinsatz über Twitter verbreitet wird, ob sie jetzt richtig oder falsch ist, sieht sich die Polizei sofort genötigt, darauf zu reagieren und das Ganze führt natürlich manchmal auch zu einem gigantischen Chaos."
Bei den Journalisten wiederum nehme der Anteil der selbst recherchierten Themen ab, sagte Bendixen. Ein echtes Problem sei es, "dass ein bisschen eine Kultur eingerissen ist, zu sagen: Ich hab jetzt hier eine unbestätigte Meldung und die haue ich jetzt einfach raus über das Internet, über Twitter oder Facebook oder auf anderen Ausspielwegen. Und ich hab ja die Möglichkeit, das innerhalb einer Viertelstunde dann detaillierter zu machen oder zu klären, was da wirklich los ist. Aber die erste Meldung ist natürlich mal draußen." Früher habe man ganz anders gearbeitet, weil es einen festen Redaktionsschluss gegeben habe.