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Kriminalstatistik 2017
Straftaten gehen um fast zehn Prozent zurück

611.000 weniger Straftaten und damit fast zehn Prozent weniger als noch 2016 - das sind die Zahlen der Kriminalstatistik für das Jahr 2017, berichtet die "Welt". Vor allem Fahrrad-, Auto- oder Taschendiebstähle, aber auch Wohnungseinbrüche sind zurückgegangen. Zuletzt waren die Straftaten vor fast 25 Jahren in diesem Maß rückläufig.

Von Panajotis Gavrilis | 23.04.2018
    Ein Mann mit Hoodie bricht mit Werkzeug einen Fensterrahmen auf
    Die Zahl der Wohungeinbrüche ist in Deutschland zurückgegangen, genau wie die der Diebstähle (imago / Jürgen Tack)
    Um fast zehn Prozent sind laut der Zeitung "Die Welt" im vergangen Jahr die erfassten Straftaten zurückgegangen. Die Zeitung bezieht sich hierbei auf die noch nicht veröffentlichte Polizeiliche Kriminalstatistik. So stark seien die Straftaten seit fast 25 Jahren nicht mehr zurückgegangen, heißt es. 2017 sollen 5,76 Millionen Straftaten in Deutschland begangen worden sein. 611.000 weniger als noch 2016.
    Konkrete Zahlen noch nicht bestätigt
    Annegret Korff, Sprecherin des Bundesinnenministeriums wollte diese Zahlen heute nicht bestätigen. "Die Zahlen sind noch nicht abschließend. Sie unterliegen noch der Abstimmung mit den Ländern. Und insofern können wir zwar in der Sache sagen, dass wir die Tendenz bestätigen können, aber die konkreten Zahlen noch nicht bestätigen können."
    Für diese Tendenz gibt es unterschiedliche Erklärungen: Straftaten, die nur Nicht-Deutsche begehen können, wie zum Beispiel, die Grenze illegal zu übertreten, sollen zurückgegangen sein.
    Diese Straftaten haben nicht unmittelbar mit der Sicherheitslage zu tun. Aber mehr als die Hälfte des Straftatenrückgangs falle auf Verstöße gegen Aufenthaltsbestimmungen, so der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Oliver Malchow.
    Viele Konflikte in Flüchtlingsheimen
    Der Kriminologe, Christian Pfeiffer, stellt auch einen Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Straftaten und der Situation von Geflüchteten in Deutschland her.
    Insbesondere in überfüllten Flüchtlingsheimen habe es 2017 viele Konflikte gegeben, so Pfeiffer gegenüber unserem Hauptstadtstudio:
    "Dann sind die aufeinander losgegangen. Und die Polizei hatte in diesen Tatorten enorm viel zu tun. Vergangenheit. Weil die Menschen heute getrennt voneinander vernünftig untergebracht sind, einigermaßen betreut werden. Also von daher hat sich die Szene dort massiv entspannt. Der Rückgang der Gewalt ist noch nicht so ausgeprägt wie die Gesamtkriminalität, aber er ist auch da. Wir sind auf einem guten Kurs, das macht Mut."
    Nicht-Deutsche seien aber immer noch überrepräsentiert bei den Gewalttaten, ergänzt der Kriminologe Pfeiffer und verweist auf das unterschiedliche Anzeigeverhalten von Betroffenen.
    "Wenn der Max von Moritz überfallen wird: Anzeigequote 13 Prozent. Wenn der Täter aber ein Mustafa ist oder ein Igor aus fremden Ländern, der vielleicht gar nicht einmal unsere Sprache spricht, dann ist die Anzeigebereitschaft doppelt so hoch. Das heißt: Die Sichtbarkeit der Gewaltkriminalität von Fremden ist auch doppelt so hoch."
    Polizeilicher Fahndungsdruck hat zugenommen
    Fahrrad-, Auto- oder Taschendiebstähle, aber auch Wohnungseinbrüche sind zurückgegangen. Auch das soll aus der Polizeilichen Kriminalstatistik hervorgehen, die der "Welt" vorliegt. Mögliche Gründe könnten hier sein, dass der polizeiliche Fahndungsdruck zugenommen hat oder dass die Menschen ihre Wohnungen besser absichern.
    Der stellvertretende Unions-Fraktionschef Stephan Harbath sagte, die Zahlen gingen in die richtige Richtung. Dagegen soll die Kriminalität an Schulen in Deutschland nach jahrelangem Rückgang wieder zunehmen. Und Frankfurt am Main verzeichnet die meisten Straftaten, München die wenigsten.
    Genaue Zahlen und Rückschlüsse werden wohl aber erst am 8. Mai möglich sein. Dann will Bundesinnenminister Horst Seehofer offiziell die Polizeiliche Kriminalstatistik vorstellen.