Kritik an Beherbergungsverbot Hoteldirektorin: "Wären mit einem blauen Auge davongekommen"
Ein Negativtest und Quarantäne für Hotelgäste: Mecklenburg-Vorpommern hat mit dem Anstieg der Infektionszahlen seine Maßnahmen verschärft. 30 Prozent ihrer Gäste hätten bereits abgesagt, sagte Susann Plath, Direktorin eines Hotels an der Ostsee, im Dlf. Sie hofft auf eine Lockerung beim Beherbergungsverbot.
Susann Plath im Gespräch mit Friedbert Meurer | 14.10.2020
Interviews im Deutschlandfunk: Mancher Politiker aus dem In- und Ausland oder Entscheider aus Wirtschaft, Wissenschaft, Sport und Kultur "sagte im Deutschlandfunk" in unseren aktuellen Informationssendungen erstmals, worüber anschließend debattiert und diskutiert wurde. Aber auch in unseren Magazinsendungen geben wir Interviewpartnern Zeit, sich zu äußern - nicht ohne die Antworten kritisch zu hinterfragen.
In Mecklenburg-Vorpommern gelten seit Beginn der Coronapandemie sehr strikte Regeln für die Tourismusbranche (picture alliance/chromorange/Wilfried Wirth)
Am Mittwoch (14.10.2020) kommen im Kanzleramt die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder zusammen, um über die Corona-Maßnahmen zu sprechen. Kanzleramtschef Helge Braun sprach im Vorfeld von einer
"historischen Dimension", die diese Zusammenkunft habe
. Dominiert wird das Treffen zweifelsohne von der Debatte um Beherbergungsverbote für Menschen, die aus Risikogebieten kommen. Nicht alle Länder setzen dieses Verbot um, einige sind dagegen, andere halten es für notwendig - allen voran Manuela Schwesig, SPD, Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern. Sie will unbedingt daran festhalten.
"Müssen bei Menschen aus Risikogebieten höhere Standards setzen" Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hat die strikten Corona-Maßnahmen in ihrem Land verteidigt. Mecklenburg-Vorpommern habe es nicht zu verantworten, dass andere Regionen Risikogebiet geworden seien.
"Unverhältnismäßigkeit zwischen den Bundesländern"
Hoteliers in ihrem Bundesland spüren die Auswirkungen schon jetzt. In ihrem Haus hätten ungefähr 30 Prozent ihre Reise abgesagt, sagte die Geschäftsführerin des Hotels The Grand in Ahrenshoop, Susann Plath, im Dlf. "Von Tag zu Tag wird es mehr." Sie war schon im Mai gegen die vom Land verhängte Oberbelegungsgrenze von 60 Prozent vor das Oberverwaltungsgericht in Greifswald gezogen und hatte dort verloren. Anschließend verließ sie mit ihrem Hotel den Branchenverband Dehoga.
Hotelbranche: "Viele Gäste konnten kurzfristig keinen Test mehr bekommen" Es sei eine Katastrophe, wie unkoordiniert in vielen Bundesländern auf das Infektionsgeschehen reagiert werde, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes, Ingrid Hartges, im Dlf. Es sei fraglich, ob das Beherbergungsverbot in dieser Geschwindigkeit verhältnismäßig sei.
Regeln sind "sehr sehr schwierig gemacht"
Woran sie sich beim Beherbergungsverbot besonders störe, sei die "Unverhältnismäßigkeit zwischen den einzelnen Bundesländern". Das führe dazu, dass ihre Gäste in andere Bundesländer reisten, "weil die Regeln sehr, sehr schwierig gemacht sind". Während man in andere Bundesländer mit einem maximal 48-Stunden-alten Negativtestergebnis einreisen darf, muss man sich in Mecklenburg-Vorpommern zusätzlich in eine mehrtätige Quarantäne begeben. Eine Lockerung dieser Maßnahme würde ihre Lage deutlich verbessern, so Plath mit Blick auf das Treffen am Mittwoch (14.10.2020). Viele ihrer Gäste hätten signalisiert, dass sie die Kosten für einen Test in Kauf nehmen würden. Denn: Nach dem Frühjahr sei es für viele auch schon das zweite Mal, dass sie keinen Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern machen dürften.
"Wir wären mit einem blauen Auge davongekommen, weil es die Löcher aus dem Frühjahr noch gibt, wir den Sommer aber gut gemeistert haben. Jetzt geht es wieder in eine Richtung, wo wir sagen müssen: Es ist ein wirklich schlechtes Jahr", so Plath zur wirtschaftlichen Situation ihres Hotels.