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USA und UNO
Kritik an Russlands Vorgehen im Getreidestreit

Nach der von Russland angekündigten Lieferung kostenlosen Getreides für sechs afrikanischen Staaten gibt es internationale Kritik am Vorgehen Moskaus. Eine Sprecherin des Weißen Hauses sagte in Washington, eine Handvoll Spenden könnten die Millionen Tonnen Getreide nicht ersetzen, die dazu beigetragen hätten, die Nahrungsmittelpreise auf der ganzen Welt zu stabilisieren.

    Präsident Putin sitzt mit Teilnehmern des Russland-Afrika-Gipfels an einem runden Tisch.
    Russland-Afrika-Gipfel in Sankt Petersburg (AFP / SERGEI BOBYLYOV)
    Sie bezog sich damit indirekt auf die russische Aufkündigung des internationalen Abkommens zum Schutz von Getreidelieferungen durch das Schwarze Meer, von denen vor allem Länder des globalen Südens profitiert hatten. Auch UNO-Generalsekretär Guterres kritisierte, einige wenige Spenden könnten die dramatischen Auswirkungen des russischen Vorgehens nicht ausgleichen. Er forderte Präsident Putin auf, zum Getreideabkommen zurückzukehren.

    Gratis-Getreide für 6 Länder

    Putin hatte gestern bei einem Gipfeltreffen mit Vertretern zahlreicher afrikanischer Staaten in Sankt Petersburg angekündigt, kostenfrei 50.000 Tonnen Getreide zu liefern. Als Adressaten nannte er Burkina Faso, Simbabwe, Mali, Somalia, Eritrea und die Zentralafrikanische Republik. Sie sollten jeweils 25.000 bis 50.000 Tonnen Gratis-Getreide aus Russland erhalten.
    Hintergrund des Angebots ist das Ende eines Abkommens über den Export von ukrainischem Getreide. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 benötigt die Ukraine faktisch die Zustimmung Moskaus, um Getreide über das Schwarze Meer außer Landes zu bringen. Der Kreml hatte sich in diesem Monat geweigert, das Abkommen zu verlängern. Viele afrikanische Staaten sind auf die Getreidelieferungen angewiesen.

    US-Außenminister Blinken fordert Druck aus Afrika

    Putin erklärte bei dem Treffen auch, Russland sei daran interessiert, die Handelsbeziehungen mit Afrika zu intensivieren. US-Außenminister Blinken rief die afrikanischen Länder auf, von Putin eine Lösung für die drohende Lebensmittelkrise zu verlangen.
    Das Treffen in Sankt Petersburg dauert bis heute. Nach russischen Angaben sind Vertreter von 49 Staaten dabei, darunter sind allerdings nur 17 Staats- und Regierungschefs.Die erste Ausgabe des Afrika-Russland-Gipfels fand 2019 mit 54 Teilnehmerstaaten in Sotschi statt.

    Ministerin Schulze warnt afrikanische Länder vor Zusammenarbeit mit Russland

    Bundesentwicklungsministerin Schulze nannte den Gipfel eine "PR-Show" des russischen Präsidenten Putin. Sie warnte die Länder Afrikas vor einer engeren Zusammenarbeit mit Russland. Wer afrikanischen Ländern billigen russischen Weizen verspreche und zugleich ukrainische Getreidehäfen bombardiere, wolle nicht den Hunger bekämpfen, sondern nur neue Abhängigkeiten schaffen, sagte die SPD-Politikerin den Funke-Medien.

    Politologe Nico Lange: "Russlands anti-kolonialistische Rhethorik verfängt noch immer"

    Der Politikwissenschaftler und Sicherheitsxperte Nico Lange sagte im Deutschlandfunk, Russlands anti-kolonialistische Rhetorik verfange bei einigen afrikanischen Staaten immer noch. Dabei verhalte sich der russische Präsident Putin selbst kolonialistisch und wie ein Krimineller, wenn er gestohlenes Getreide aus der Ukraine anbiete.
    Das Interview mit Nico Lange können Sie hier nachlesen.
    Weitere Hintergründe zum Russland-Afrika-Gipfel hören Sie hier.

    Weiterführende Informationen

    In unserem Newsblog zum Krieg in der Ukraine finden Sie einen Überblick über die jüngsten Entwicklungen.
    Diese Nachricht wurde am 28.07.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.