Kahrs: Ja.
Engels: Und jetzt haben Sie aber gesagt, wenn es dahin käme, dass es Gesetz wird, dann wollen Sie zustimmen. Was hat Sie denn überzeugt?
Kahrs: Wissen Sie, der natürliche Feind des Guten ist das Bessere. Das Bemühen der Seeheimer war, im Vorwege schon die Vorlage zu verbessern, die uns vorlag. Wir haben einige Kritikpunkte gehabt. Einiges haben wir vorher ausgeräumt. Einiges wird im laufenden Verfahren ausgeräumt werden, und dann ist es letztendlich so, dass ich auch glaube, dass es zustimmungsfähig im Bundestag sein wird.
Engels: Welche Kritikpunkte haben Sie denn noch an dem Gesetzentwurf, wie er nun im Bundestag besprochen wurde?
Kahrs: Also wir hatten im Vorwege diskutiert, dass die Vorfinanzierung des Staates, die sehr teuer hätte sein können, wegfällt. Wir haben gesagt, Unternehmen mit zehn oder weniger Mitarbeitern müssen von dieser Abgabe freigestellt werden. Und wir haben gesagt - das ist ja heute auch in der Debatte betont worden -, dass die Ausbildung in der Wirtschaft selber stattfinden muss, das heißt, Unternehmen mit zehn oder weniger Mitarbeitern müssen keine Ausbildungsplatzabgabe zahlen, können aber, wenn sie entsprechend ausbilden, Geld bekommen. Dadurch stärken wir gerade diese kleinen Selbständigen.
Engels: Nun geht der Streit ja ins Grundsätzliche. Die einen sagen, damit kann man die Ausbildungslücke schließen, die anderen - wie Friedrich Merz - sehen die Gefahr, dass sich nun Firmen im großen Stil aus der neuen Pflicht herauskaufen und das duale Ausbildungssystem auf der Kippe steht.
Kahrs: Wissen Sie, ich glaube, Friedrich Merz betreibt eine Ideologie. Es ist ja so, dass die Firmen nicht ausbilden, weil sie das schon immer mal gemacht haben, sondern sie haben ja einen Nutzen von. Sie haben einen Nachwuchs, den sie selber ausbilden, wovon sie als Unternehmen auch profitieren. Wir haben in der Vergangenheit immer dafür gekämpft, dass mehr ausgebildet wird, haben auch geholfen, subventionieren das auch in einem starken Maße. Auch die Selbstverpflichtung der deutschen Wirtschaft wird seit Jahren nicht eingehalten. Wir haben mehrere Zehntausend Jugendliche, die keine Lehrstelle haben, die auch qualifiziert sind. Jetzt muss man gucken, was man da tun kann. Mir ist es wirklich wichtig, dass die Ausbildung in den Unternehmen bleibt. Die Unternehmen, die sich nur freikaufen, werden davon nichts haben, weil sie auch keinen entsprechenden Nachwuchs finden werden, und dieses Problem haben sie dann schon in vielen Bereichen, dass ihnen Facharbeiter fehlen.
Engels: Sie sehen also Chancen, dass die Firmen auf diesen Druck tatsächlich positiv reagieren werden, oder denken Sie, das Gesetz ist als Drohung schon gut genug, um diese Lücke zu schließen?
Kahrs: Also es geht nicht darum, ob der eine dem anderen droht oder ob der eine sauer oder beleidigt ist oder ob man sich ideologisch an die Haare will, sondern es geht um die Praxis. In der Praxis ist es so, dass wir mehrere Zehntausend Jugendliche jedes Jahr haben, die keinen Ausbildungsplatz finden. Ich glaube, das ist das Gröbste und das Schlimmste, was Sie einem Jugendlichen antun können.
Engels: Da argumentieren aber auch die Firmen, viele seien nicht gut genug qualifiziert.
Kahrs: Das hängt ja auch entsprechend davon ab. Ich gebe zu, dass es Jugendliche gibt, die sich bei Firmen bewerben mit einem Qualifikationsgrad, der nicht ausreicht. Da muss man manchen auch die Wahrheit in den Schulen sagen. Mit einem schlechten Hauptschulabschluss kann ich mich nicht bei der Deutschen Bank bewerben, das ist richtig. Aber sie finden auch genug, die keinen Arbeitsplatz finden und durchaus qualifiziert sind. Deswegen sagen wir, es geht hier nicht darum, wer Recht hat. Es geht auch nicht darum, ob das Gesetz nun in allen Punkten jetzt schon perfekt ist. Da wollen wir erst hin. Es geht darum, dass die Wirtschaft ausbilden will - das sagt sie selber -, und wir wollen, dass es niemand anders macht, dass wir keine staatlichen Instrumentarien finden müssen. Deswegen unterstützen wir die Wirtschaft. Und diejenigen, die nicht ausbilden, aber davon profitieren, weil sie sich auf dem Markt die Ausgebildeten holen oder den Firmen wegkaufen, die ausbilden, die sollen das dann auch mit finanzieren, weil das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Nur - und das waren unsere Kritikpunkte in der Fraktion - muss man eben gucken, dass man es möglich wirtschaftsfreundlich auch macht und dann mit denen zusammen das macht.
Engels: Ihre Skepsis hört man immer noch heraus. Sie haben aber gesagt, der Seeheimer Kreis sei loyal und werde am Ende wohl zustimmen. Was macht Sie da so sicher, wenn Sie für alle sprechen wollen?
Kahrs: Wissen Sie, wir haben das auch lange bei uns intern diskutiert, und der schöne Spruch, dass das Bessere der natürliche Feind des Guten ist, ist etwas, wo wir fest davon überzeugt sind, dass man es vorher hätte machen müssen. Wir wären als Seeheimer die ersten gewesen, die froh gewesen wären, wenn wir auf dieses ganze Gesetz hätten verzichten können. Also ich persönliche finde, Gesetze, wo man Sachen regeln muss, Behörden mit beauftragen muss, mehr Arbeit, mehr Bürokratie, immer schlecht.
Engels: Behalten Sie sich das Recht vor, doch noch abzulehnen?
Kahrs: Wissen Sie, wir finden das alles schlecht, aber da gibt es auch ein anderes Recht, nämlich das Recht von Jugendlichen, eine Ausbildung zu bekommen. Da muss man die Übel miteinander abwägen. Das Schönste wäre, wenn die Wirtschaft, die ja in Hunderttausenden ausbildet, diese 30.000 Stellen auch zur Verfügung stellt. Das kann man auch gerne mit Forderungen an die Gesellschaft verbinden, an Eltern, die zu Hause besser erziehen, an Schulen, die entsprechend ausbilden. Aber letztendlich wollen wir alle, dass dieses Gesetz nicht notwendig ist, wenn ausgebildet wird. Wenn aber nicht genug ausgebildet wird, dann muss man sich überlegen, wie man auch diesen Jugendlichen zu ihrem Recht verhilft?
Engels: Vielen Dank für das Gespräch.
Engels: Und jetzt haben Sie aber gesagt, wenn es dahin käme, dass es Gesetz wird, dann wollen Sie zustimmen. Was hat Sie denn überzeugt?
Kahrs: Wissen Sie, der natürliche Feind des Guten ist das Bessere. Das Bemühen der Seeheimer war, im Vorwege schon die Vorlage zu verbessern, die uns vorlag. Wir haben einige Kritikpunkte gehabt. Einiges haben wir vorher ausgeräumt. Einiges wird im laufenden Verfahren ausgeräumt werden, und dann ist es letztendlich so, dass ich auch glaube, dass es zustimmungsfähig im Bundestag sein wird.
Engels: Welche Kritikpunkte haben Sie denn noch an dem Gesetzentwurf, wie er nun im Bundestag besprochen wurde?
Kahrs: Also wir hatten im Vorwege diskutiert, dass die Vorfinanzierung des Staates, die sehr teuer hätte sein können, wegfällt. Wir haben gesagt, Unternehmen mit zehn oder weniger Mitarbeitern müssen von dieser Abgabe freigestellt werden. Und wir haben gesagt - das ist ja heute auch in der Debatte betont worden -, dass die Ausbildung in der Wirtschaft selber stattfinden muss, das heißt, Unternehmen mit zehn oder weniger Mitarbeitern müssen keine Ausbildungsplatzabgabe zahlen, können aber, wenn sie entsprechend ausbilden, Geld bekommen. Dadurch stärken wir gerade diese kleinen Selbständigen.
Engels: Nun geht der Streit ja ins Grundsätzliche. Die einen sagen, damit kann man die Ausbildungslücke schließen, die anderen - wie Friedrich Merz - sehen die Gefahr, dass sich nun Firmen im großen Stil aus der neuen Pflicht herauskaufen und das duale Ausbildungssystem auf der Kippe steht.
Kahrs: Wissen Sie, ich glaube, Friedrich Merz betreibt eine Ideologie. Es ist ja so, dass die Firmen nicht ausbilden, weil sie das schon immer mal gemacht haben, sondern sie haben ja einen Nutzen von. Sie haben einen Nachwuchs, den sie selber ausbilden, wovon sie als Unternehmen auch profitieren. Wir haben in der Vergangenheit immer dafür gekämpft, dass mehr ausgebildet wird, haben auch geholfen, subventionieren das auch in einem starken Maße. Auch die Selbstverpflichtung der deutschen Wirtschaft wird seit Jahren nicht eingehalten. Wir haben mehrere Zehntausend Jugendliche, die keine Lehrstelle haben, die auch qualifiziert sind. Jetzt muss man gucken, was man da tun kann. Mir ist es wirklich wichtig, dass die Ausbildung in den Unternehmen bleibt. Die Unternehmen, die sich nur freikaufen, werden davon nichts haben, weil sie auch keinen entsprechenden Nachwuchs finden werden, und dieses Problem haben sie dann schon in vielen Bereichen, dass ihnen Facharbeiter fehlen.
Engels: Sie sehen also Chancen, dass die Firmen auf diesen Druck tatsächlich positiv reagieren werden, oder denken Sie, das Gesetz ist als Drohung schon gut genug, um diese Lücke zu schließen?
Kahrs: Also es geht nicht darum, ob der eine dem anderen droht oder ob der eine sauer oder beleidigt ist oder ob man sich ideologisch an die Haare will, sondern es geht um die Praxis. In der Praxis ist es so, dass wir mehrere Zehntausend Jugendliche jedes Jahr haben, die keinen Ausbildungsplatz finden. Ich glaube, das ist das Gröbste und das Schlimmste, was Sie einem Jugendlichen antun können.
Engels: Da argumentieren aber auch die Firmen, viele seien nicht gut genug qualifiziert.
Kahrs: Das hängt ja auch entsprechend davon ab. Ich gebe zu, dass es Jugendliche gibt, die sich bei Firmen bewerben mit einem Qualifikationsgrad, der nicht ausreicht. Da muss man manchen auch die Wahrheit in den Schulen sagen. Mit einem schlechten Hauptschulabschluss kann ich mich nicht bei der Deutschen Bank bewerben, das ist richtig. Aber sie finden auch genug, die keinen Arbeitsplatz finden und durchaus qualifiziert sind. Deswegen sagen wir, es geht hier nicht darum, wer Recht hat. Es geht auch nicht darum, ob das Gesetz nun in allen Punkten jetzt schon perfekt ist. Da wollen wir erst hin. Es geht darum, dass die Wirtschaft ausbilden will - das sagt sie selber -, und wir wollen, dass es niemand anders macht, dass wir keine staatlichen Instrumentarien finden müssen. Deswegen unterstützen wir die Wirtschaft. Und diejenigen, die nicht ausbilden, aber davon profitieren, weil sie sich auf dem Markt die Ausgebildeten holen oder den Firmen wegkaufen, die ausbilden, die sollen das dann auch mit finanzieren, weil das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Nur - und das waren unsere Kritikpunkte in der Fraktion - muss man eben gucken, dass man es möglich wirtschaftsfreundlich auch macht und dann mit denen zusammen das macht.
Engels: Ihre Skepsis hört man immer noch heraus. Sie haben aber gesagt, der Seeheimer Kreis sei loyal und werde am Ende wohl zustimmen. Was macht Sie da so sicher, wenn Sie für alle sprechen wollen?
Kahrs: Wissen Sie, wir haben das auch lange bei uns intern diskutiert, und der schöne Spruch, dass das Bessere der natürliche Feind des Guten ist, ist etwas, wo wir fest davon überzeugt sind, dass man es vorher hätte machen müssen. Wir wären als Seeheimer die ersten gewesen, die froh gewesen wären, wenn wir auf dieses ganze Gesetz hätten verzichten können. Also ich persönliche finde, Gesetze, wo man Sachen regeln muss, Behörden mit beauftragen muss, mehr Arbeit, mehr Bürokratie, immer schlecht.
Engels: Behalten Sie sich das Recht vor, doch noch abzulehnen?
Kahrs: Wissen Sie, wir finden das alles schlecht, aber da gibt es auch ein anderes Recht, nämlich das Recht von Jugendlichen, eine Ausbildung zu bekommen. Da muss man die Übel miteinander abwägen. Das Schönste wäre, wenn die Wirtschaft, die ja in Hunderttausenden ausbildet, diese 30.000 Stellen auch zur Verfügung stellt. Das kann man auch gerne mit Forderungen an die Gesellschaft verbinden, an Eltern, die zu Hause besser erziehen, an Schulen, die entsprechend ausbilden. Aber letztendlich wollen wir alle, dass dieses Gesetz nicht notwendig ist, wenn ausgebildet wird. Wenn aber nicht genug ausgebildet wird, dann muss man sich überlegen, wie man auch diesen Jugendlichen zu ihrem Recht verhilft?
Engels: Vielen Dank für das Gespräch.