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Kryptowährung
Das turbulente Auf und Ab der Bitcoins

Der Bitcoin-Hype geht weiter - und nimmt immer krassere Formen an, wenn man auf den Kursverlauf der Digitalwährung schaut: Sprünge um mehrere Tausend Euro sind an der Tagesordnung. Einige Experten warnen vor dem Platzen einer gewaltigen Blase, andere hoffen, dass Terminkontrakte den Kurs beruhigen.

Von Mischa Ehrhardt | 08.12.2017
    Angehäufte Bitcoin-Münzen
    Bis auf Weiteres sollte man vorsichtig sein mit der digitalen Währung, denn die heftigen Schwankungen könnten noch größer werden (AFP)
    Es mangelt nicht an warnenden Stimmen, wenn es um die Digitalwährung Bitcoin geht. Der Chef einer großen US-Bank nennt die Kryptowährung Betrug, Nobelpreisträger Robert Shiller warnt vor einem Platzen der Blase, sein Kollege Joseph Stieglitz fordert sogar ein Bitcoin-Verbot. Und der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank nennt Bitcoin eine "Tulpe", womit er auf die Tulpenblase anspielt, die im 17. Jahrhundert in den Niederlanden geplatzt war. Hendrik Leber, Fondsmanager beim Vermögensverwalter Acatis vermutet hinter diesen Reaktionen vor allem eines - Unkenntnis:
    "Die Kommentare, die ich gesehen habe und die negativ waren, diese Leute haben sich meistens gar nicht damit beschäftigt. Und wenn man sich ein bisschen damit beschäftigt, dann merkt man, wie fein durchdacht dieses System ist. Darum glaube ich: Viele Urteile sind vorschnell und viele Urteile sind auch aus Angst heraus getrieben. Denn Bitcoin könnte eine ernste Konkurrenz zu Währungen sein. Und es ist ganz normal, dass Notenbanken sagen, wir fühlen uns da unwohl mit so einem neuen Gebilde, das da heranwächst."
    Auch Kriminelle setzen auf Bitcoins
    Hendrik Leber hat sich schon früh mit digitalen Währungen auseinandergesetzt. Und in sie investiert - auch in Bitcoins. Deswegen ist er sozusagen parteiisch. Er kann aber auch nachvollziehen, weswegen viele Menschen Digitalwährungen mit Skepsis begegnen - natürlich erst recht vor dem Hintergrund der starken Kursschwankungen.
    "Im Moment ist der Markt noch auf Entdeckungsreise. Es gibt die Freaks, die Bitcoins einsetzen, es gibt Kriminelle und Wirtschaftsflüchtlinge. Das heißt, die Szene ist unausgegoren - deswegen die starken Kursschwankungen. Wenn das Ganze in eine Reifephase kommt, dann wird das auch wesentlich stabiler sein."
    Terminkontrakte als Beruhigungspille
    Einen Teil zur Reifung beitragen könnten sogenannte Futures oder Terminkontrakte. Die wollen manche US-Börsen in den kommenden Tagen einführen. Einfach gesagt handelt es sich um Wetten über den Kursverlauf in der Zukunft.
    "Terminkontrakt heißt eigentlich fast eine Adelung eines bestimmten Assets. Die Intention dahinter ist, den Markt liquider zu machen, vor allem Dingen dann aber auch verschiedene Preisfindungsmechanismen zusammen zu führen, um einen Preis zu finden. Genau das ist ja das Problem bei Bitcoins: Sie haben die Börse in Schanghai und andere Börsen haben ganz andere Preise. Das ist etwas, was man mit Terminkontrakten überwinden könnte. Ob das funktionieren wird, steht auf einem anderen Blatt."
    In der Tat spielt der Bitcoin-Kurs in diesen Tagen verrückt: An manchen Bitcoinbörsen wie in Schanghai kletterte der Kurs heute bis auf rund 20.000 Dollar, um dann wieder heftig zu fallen. Um mehrere Tausend Dollar geht es mal rauf, mal runter. Von der Einführung der Terminkontrakte an zwei größeren US-Börsen erwartet Hendrik Leber jedenfalls zunächst keinen weiteren Schub nach oben für den Bitcoin - im Gegenteil.
    "Und sobald mal an den Terminbörsen gehandelt wird, kann es gut sein, dass mal jemand massiv Druck ausübt. Also dass jemand verkauft, um sich später einzudecken. Wir vermuten, dass da verschiedene Spieler gegeneinander antreten und das könnte einen Rückschlag geben."
    Bis auf Weiteres sollte man also vorsichtig sein mit der digitalen Währung. Die heftigen Schwankungen des Kurses dürften so schnell nicht abebben - sie könnten sogar größer werden.