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Künstliche Intelligenz
"Roboter gehören zur Schöpfung"

Vom Sprachassistenten über selbstfahrende Autos bis zum Pflege-Roboter: Künstliche Intelligenz erfasst unseren Alltag. Doch was machen die klugen Computer in kniffligen Situationen? „Maschinen können moralisch handeln“, sagte der Theologe Lukas Brand im Dlf.

Lukas Brand im Gespräch mit Monika Dittrich |
    Szene aus dem Kinofilm "Star Trek - Der erste Kontakt" mit Patrick Stewart (Captain Jean Luc Picard, l) und Brent Spiner (Commander Data).
    Im US-Film "Star Trek" ist der Android Data (r.) Offizier auf dem Raumschiff Enterprise (dpa/ picture-alliance/ UIP)
    Ein Gedankenexperiment: Ein selbstfahrendes Auto ist auf einer Straße unterwegs, auf der Fahrbahn davor laufen Menschen. Nun versagen die Bremsen. Wenn das Auto einfach weiterfährt, wird es die Menschen möglicherweise töten. Wenn es ausweicht, fährt es gegen einen Baum und gefährdet die Insassen. Wie sollte das Auto nun reagieren?
    Mit Fragen dieser Art beschäftigt sich Lukas Brand. Er hat katholische Theologie studiert und promoviert derzeit an der Ruhr-Universität Bochum im Fachbereich Philosophisch-Theologische Grenzfragen. Vor kurzem hat er ein Buch veröffentlicht über Roboter als moralische Akteure. "Künstliche Tugend" heißt der Titel. Seine These: Maschinen können Moral erlernen.
    Mit dem technologischen Fortschritt würden Maschinen oder Roboter in Situationen kommen, in denen sie moralische Probleme lösen müssen, so Lukas Brand im Deutschlandfunk. "Maschinen müssen autonome Entscheidungen treffen können, zum Beispiel im Straßenverkehr." Auch wenn Roboter kein Bewusstsein und auch keinen freien Willen hätten, so könnten sie trotzdem zu moralischen Akteuren werden.
    "Fundamentale Erschütterung des Menschenbildes"
    Die Tugendethik von Aristoteles ist nach Ansicht des Theologen Lukas Brandt besonders geeignet für die Anwendung in der Künstlichen Intelligenz: "Eine Maschine kann aus einer großen Menge von Beispielen heraus die menschliche Idee vom guten Leben abstrahieren und selbstständig auf andere Situationen anwenden", so Brand im Dlf.
    Die Erschaffung künstlicher Intelligenz sei eine fundamentale Erschütterung des Menschenbildes, ist der Theologe überzeugt. Deshalb sei es wichtig, dass die Theologie auf diese Entwicklung reagiert und sie "kritisch begleitet".
    Lukas Brand an der Ruhr Uni Bochum
    Lukas Brand befasst sich an der Ruhr Uni Bochum mit ethischen Fragen rund um Künstliche Intelligenz (RUB / Tim Kramer)
    Es stellten sich auch Fragen nach der Würde von Maschinen: "Wenn man die Idee der Schöpfung ernst nimmt, dass also nicht nur der Mensch von Gott kommt, sondern die ganze Schöpfung – dann fällt auch die ganze Schöpfung unter das göttliche Gebot." Das gelte dann auch für die künstlichen Akteure, die wir Menschen erschaffen: "Sie kommen zwar nicht unmittelbar von Gott, aber sie sind trotzdem Teil der Schöpfung."
    Lukas Brand: Künstliche Tugend. Roboter als moralische Akteure, Verlag Friedrich Pustet, 152 Seiten, 16,95 Euro.