
Dass es in einer konservativen Partei konträre Auffassungen zu Positionen einer Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht gegeben habe, dürfe niemanden erstaunen. Das sei auch völlig legitim, schreibt Nassehi in einem Beitrag für die Onlineseite der Zeitschrift Kursbuch. Aus diesen inhaltlichen Differenzen sei aber ein kulturkämpferischer Konflikt geworden. Das sei bemerkenswert, zumal die kritisierte Kandidatin zum Schwangerschaftsabbruch eine Position vertrete, die von der Mehrheit der Bevölkerung geteilt werde.
"Sachfragen werden zu Identitätsfragen gemacht"
Nassehi hob hervor, in solchen Kulturkämpfen gehe es nicht mehr um Kompromiss und Relativierung eigener Positionen. Vielmehr würden Sachfragen von rechts und von links der Mitte zu Identitätsfragen gemacht. Damit drohe die Demokratie, eine Stärke zu verlieren. Der gepflegte Kompromiss werde diskreditiert und es würden nur noch Extrempositionen zugelassen. Das Problem sei, so der Münchner Soziologe wörtlich, dass bei Identitäts- und Überzeugungsfragen jeder Depp eloquent mitreden könne.
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Diese Nachricht wurde am 14.07.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.