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Kunstsammler Flick zahlt jetzt doch

Der Kunstsammler Friedrich Christian Flick hat der Zwangsarbeiter-Stiftung fünf Millionen Euro gespendet. Alle Appelle an den Sammler, dessen umstrittene Collection seit letzten Herbst im Hamburger Bahnhof in Berlin mit Unterstützung der Bundesregierung eine temporäre Bleibe gefunden haben, verhallten bisher ungehört. Über Gründe für den Meinungsumschwung lässt sich vorerst allerdings nur spekulieren.

Von Stefan Koldehoff | 22.04.2005
    So gut die Berater sind, die Friedrich Christian Flick hat, wenn es ums Kunstkaufen geht, so schlecht sind offenbar jene Menschen ausgewählt, die ihn in Sachen Öffentlichkeitsarbeit beraten. Wieder einmal, wie schon so oft, schirmen sie den Sammler von der Öffentlichkeit ab. Sechs dürre Zeilen in einer Pressemitteilung bestätigen, dass Flick fünf Millionen Euro an die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" gespendet hat. Zur Begründung heißt es nur: "Herr Flick möchte das Schicksal der ehemaligen Zwangsarbeiter würdigen und ihnen seinen tiefen Respekt und sein Mitgefühl zum Ausdruck bringen."

    Das allerdings lässt zu viele Fragen offen: Warum kam Flick die Erkenntnis nicht früher? Warum entgegnete er Kritikern, die ihn seit Jahren zur Einzahlung in den Fonds aufforderten und ihm die Weißwaschung von "Blutgeld" durch seine Kunstsammlung vorwarfen, immer nur, er halte keine Beteiligungen mehr an Unternehmen des Konzerns? Und warum gesteht der Sammler jetzt nicht einfach ein, dass er die Lage falsch eingeschätzt hat – die der oft nach wie vor in Armut lebenden ehemaligen Zwangsarbeiter, aber auch seine eigene? Die Kritik an Flicks Starrsinnigkeit schloss am Ende ungerechtfertigerweise sogar die Kunst mit ein, die er sammelte.

    Grund zu Schadenfreude oder Häme besteht trotzdem nicht: Eine Fünf-Millionen-Spende ist, so spät – und viel zu spät – sie auch kommen mag, mehr als eine Geste: Sie ist ein Bekenntnis zur eigenen Verantwortung, und die trägt Friedrich Christian Flick, auch wenn er selbst nie schuldig geworden ist. Würde er jetzt noch Berlin seine "Flick Collection" stiften, die ja nach wie vor nur Dauerleihgabe in öffentlichen Räumen ist, dann wäre der Sammler endgültig den Verdacht los, sein Kunstengagement sei vor allem eigennützig.