Diese Figur gehört nicht zu den 48 antiken Sternbildern. Der niederländische Theologe und Astronom Petrus Plancius hat das Tier mit dem langen Hals erstmals 1612 auf einem Himmelsglobus eingezeichnet. Dort eine Giraffe zu erkennen, erfordert eine blühende Fantasie. Denn in dieser Himmelsgegend gibt es nur sehr lichtschwache Sterne. Kein Wunder, dass dieser Bereich in der Antike einfach Niemandsland war.
Auf der berühmten Sternkarte Albrecht Dürers von 1515 – der ältesten gedruckten Himmelsansicht aus Europa – ist die Lücke zwischen Großem Bär und Kassiopeia sehr auffällig. Einst befand sich der Himmelspol in der heutigen Giraffe. Damals gab es keinen hellen Polarstern. Im alten China hieß einer der ganz schwachen Sterne dort "Himmelsachse".
Am 8. Mai 1997 beobachtete der italienisch-niederländische Satellit BeppoSAX einen gewaltigen Gammastrahlenausbruch im Sternbild Giraffe. Zum ersten Mal ließ sich die Entfernung so eines Phänomens bestimmen. Mit der Explosion in der Giraffe war klar, dass die Gammablitze Milliarden Lichtjahre entfernt aufflammen. So war das jahrzehntealte Rätsel dieser Ausbrüche gelöst.
Im Kontrollraum des Satelliten in Rom stand – was für ein himmlischer Zufall – eine kleine Giraffe aus Holz.