Der Schriftsteller Martin Mosebach versucht dagegen seine Faszination an der alten katholischen Liturgie zu ergründen, die ihn als "wirkliches Mysterium" zutiefst erschüttert hat. Nur die Fremdartigkeit des lateinischen Ritus, so glaubt Mosebach, kann der katholischen Religion ihre Suggestionskraft zurück geben. Ohne jede Hysterie und polemische Überhitzung widmen sich die übrigen Kursbuch-Autoren der Strukturverwandtschaft zwischen den Fundamentalismen: Dabei zeigt sich, dass sich aggressive Gottesmänner in den USA, jüdische Orthodoxie und islamistische Terroristen in ihrer Apologie der Gewalt näher stehen als ihre Ideologien vermuten lassen. Was dieses Kursbuch besonders lesenswert macht, sind die Differenzierungen zum Thema Islam, Demokratie und Gewalt, die den exzellenten Essays von Navid Kermani und Werner Schiffauer zu verdanken sind.
Schiffauer versucht die extremistische Lesart des Islam zurückzuweisen, die sich in einem Diktum von Metin Kaplan, dem Guru des sogenannten Kalifatstaats ausdrückt und die da lautet: "Wenn man Muslim ist, ist man kein Demokrat. Wenn man Demokrat ist, ist man kein Muslim." Dagegen setzt Schiffauer seine erhellenden Differenzierungen von der islamischen Vision der "Gelehrtenrepublik", in der mehrere Lesarten des Koran miteinander konkurrieren. Die politische Agitation eines Osama bin Laden, - so zeigt dann Kermani - geriert sich stets als prophetische Rede, die von dem sakralen Status der arabischen Sprache profitieren will. Eine Sakralität freilich, die Bin Laden in einen mörderischen Puritanismus verwandelt.