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Kurznachrichtendienst
Brasiliens Behörden sperren WhatsApp

WhatsApp ist in Brasilien ein beliebtes Kommunikationsmittel. Nun hat ein Richter den Dienst jedoch gesperrt - der zu Facebook gehörende Kurznachrichtendienst hatte sich geweigert, Chat-Protokolle in Kriminalfällen herauszugeben. Die Sperre soll 72 Stunden dauern.

02.05.2016
    Ein Handy mit der Messenger-App "Whatsapp"
    Whatsapp ist in Brasilien nach einer richterlichen Verfügung vorläufig gesperrt worden. (imago stock&people)
    Eine entsprechende Richterentscheidung wurde den fünf führenden Telefonanbietern des Landes übermittelt. Seit 14 Uhr Ortszeit funktioniert der Dienst in Brasilien nicht mehr. Im Falle einer Weigerung zur Blockade drohen den Mobilfunkanbietern Strafen von rund 500.000 Reais (127.000 Euro) pro Tag, hieß es. Der drastische Schritt wurde nach Medienberichten von dem Richter Marcel Montalvão angeordnet. Er verlangt von der WhatsApp-Mutterfirma Facebook, Informationen für ein Strafverfahren gegen einen Ring mutmaßlicher Drogenschmuggler zur Verfügung zu stellen.
    Brasilien ging mehrmals gegen WhatsApp vor
    Derselbe Richter hatte Anfang März die Festnahme von Facebooks Vizepräsident für Lateinamerika, Diego Dzodan, angeordnet. Dzodan wurde damals vorgeworfen, er habe sich einer richterlichen Anordnung widersetzt, Gesprächsprotokolle mutmaßlicher Drogenhändler an die Ermittler weiterzugeben. Facebook sprach damals von einer "extremen" und "unverhältnismäßigen Maßnahme".
    Bereits im Dezember 2015 war WhatsApp in Brasilien aus denselben Gründen kurzfristig gesperrt worden. Damals hob ein Berufungsgericht die geplante Blockade von zwei Tagen nach einigen Stunden wieder auf und verhängte stattdessen eine Geldstrafe.
    Jeder zweite Brasilianer nutzt WhatsApp
    WhatsApp wurde 2009 gestartet und im Februar 2014 von Facebook für 19 Milliarden US-Dollar gekauft. Mittlerweile hat der Dienst nach eigenen Angaben weltweit rund eine Milliarde Nutzer. Facebook-Chef Mark Zuckerberg bezifferte die Zahl der WhatsApp-Nutzer in Brasilien auf 100 Millionen, was in etwa der Hälfte der Bevölkerung entspricht.
    Der Dienst stellte jüngst komplett auf die sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung um, bei der auch die WhatsApp-Betreiber keinen Zugriff auf die Inhalte der Unterhaltungen haben.
    (nch/adi)