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Kurzsichtigkeit bei Kindern
Mit einfachen Mitteln Schlimmeres verhindern

Junge Menschen können immer schlechter sehen. Die Ursachen für die zunehmende Kurzsichtigkeit sind aber nicht mehr allein genetisch, sondern eine Folge des heutigen Lebensstils. Ein Grund: der ständige Blick aufs Smartphone. Bei Kindern kann man aber mit einfachen Mitteln in vielen Fällen der Kurzsichtigkeit vorbeugen.

Von Ulrike Nikola | 14.06.2016
    Ein Junge sitzt mit seinem Schulranzen auf einer Tischtennisplatte auf einem Spielplatz in Berlin und spielt auf einem Smartphone
    Schon kleine Kinder schauen täglich aufs Smartphone - eine Gefahr für die Augen. (picture alliance / dpa / Jens Kalaene)
    "Was ist denn das für ein Buchstabe? Das ist ein T."
    Der sechsjährige Fabian ist gerade im ersten Schuljahr. Seit ein paar Monaten hat er eine Brille, die ihm beim Lernen in der Schule hilft. Die Kurzsichtigkeit von Kindern hat in Deutschland deutlich zugenommen, warnen die Augenärzte auf dem Ophthalmochirurgen-Kongress in Nürnberg. Kongresspräsident Dr. Armin Scharrer:
    "Smartphone oder das Tablet verführen dazu, dass die Dinge ganz nah ans Auge geführt werden. Man weiß, dass alles, was näher als 30 Zentimeter am Auge dran ist, verursacht, ein Fortschreiten der Kurzsichtigkeit. Es ist wichtig, dass man nicht ununterbrochen in Smartphone und Tablet reinschaut, sondern dass man liest und dann nach einer halben Stunde oder Stunde Pause macht von zehn Minuten und dann kann man weitermachen."
    Tageslicht schützt vor Kurzsichtigkeit
    Darüber hinaus empfehlen die Augenärzte, dass Kinder und Jugendliche mindestens zwei Stunden am Tag draußen im Freien verbringen. Denn das Tageslicht ist ein wichtiger Schutz vor Kurzsichtigkeit:
    "Da wird mehr Dopamin ausgeschüttet und das Tageslicht führt dazu, dass das Längenwachstum des Augapfels zum Stillstand kommt. Das heißt, der Augapfel wächst nicht mehr in die Länge. Das normale Auge hat eine Länge von 24,2 Millimetern, und wenn das darüber hinaus geht, umso stärker die Kurzsichtigkeit."
    Kein neues Phänomen
    Hier sorgt schon ein Millimeter mehr für 2,7 Dioptrien. Dass Kinder schlechter sehen können, ist eine Entwicklung, die bereits in den 90er Jahren eingesetzt hat – zeitgleich mit der Verbreitung von Computern. So trägt fast die Hälfte der heute 25- bis 29 Jährigen eine Brille wegen Kurzsichtigkeit. Die Zahl hat sich zu der Zeit davor verdoppelt. Kindern, bei denen die Kurzsichtigkeit rasch voran schreitet oder sehr stark ist, rät Dr. Scharrer zu einer medikamentösen Behandlung:
    "Das sind Atropin-Augentropfen in einer extrem niedrigen Dosierung: 0,01 Prozent – einmal abends ein Tröpfchen in beide Augen – und diese Tropfen führen nachweislich dazu, dass das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit um 70 Prozent reduziert. De facto keine Nebenwirkungen – das wurde über fünf Jahre in großen Studien in Asien erprobt."
    Atropin ist eine Mischung aus giftigen Nachtschattengewächsen, die in das Wachstum des Augapfels eingreifen. Noch wird das Medikament in Deutschland kaum verschrieben, da die Studien aus Asien noch ganz neu sind. Apotheker mischen es derzeit nur auf Privatrezept an. Bei Erwachsenen helfen diese Tropfen nicht mehr, erklärt der Augenarzt Dr. Armin Scharrer. Manche Patienten entscheiden sich daher für eine Operation:
    "Bei ganz starken Fehlsichtigkeiten wird man die Linse austauschen und nicht die Hornhaut operieren, sondern die natürliche Linse durch eine künstliche Linse mit einer anderen Brechkraft ersetzen."
    Risikofaktor für spätere Erkrankungen
    Doch trotz aller Fortschritte bei OP- oder auch Laserverfahren: Kurzsichtigkeit ist nicht nur lästig, sie gilt als Risikofaktor für spätere Netzhautschäden und andere Augenerkrankungen. Daher ist Vorbeugung von Kindesbeinen an der beste Weg zu guter Augengesundheit. Also Blick weg vom Display und mal öfter raus in die Natur.