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Landwirte zeigen sich zufrieden

In Berlin findet die Grüne Woche statt, die weltgrößte Leistungsschau der Ernährungswirtschaft. In Deutschland hat die Landwirtschaft in diesem Jahr wenig zu klagen, trotz Skandalen und Forderungen nach strengeren Lebensmittelkontrollen. Die Geschäfte laufen laut Bauernverband gut.

Von Jule Reimer | 18.01.2012
    Insgesamt blickt die deutsche Ernährungsindustrie zufrieden auf das vergangene Jahr zurück, wenngleich sich der satte nominale Umsatzzuwachs wegen gestiegener Energie- und anderer Kosten real auf etwas über ein Prozent reduziert. Den Verbrauchern prophezeit Jürgen Abraham, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie – BVE – trotz gestiegener Rohstoffkosten:

    "Das, was der Handel davon weitergibt, ist ja nicht immer unbedingt der Wert, den wir bekommen. Die Spanne des Handels spielt da ja auch eine Rolle, so dass wir mit der Preiserhöhung im Rahmen der Inflationsrate liegen werden.'"

    Beste Chancen sieht Abraham im Exportgeschäft, mit dem die Branche mittlerweile fast ein Drittel ihres Umsatzes von 162 Milliarden Euro erwirtschaftet. Und im Trend zum qualitätsorientiertem Einkauf. Auch der Deutsche Bauernverband reagiert auf die Diskussion um den Antibiotikaeinsatz in und die Kritik an der Massentierhaltung. Verbandspräsident Gerd Sonnleitner:

    ""Wir hinterfragen alle Eingriffe beim Tier wie beispielsweise die Ferkelkastration, genauso ist das beim Kälberenthornen oder beim Schwänzekupieren bei den Schweinen."

    Allerdings – da sind sich Gerd Sonnleitner und Jürgen Abraham vom BVE einig: Wenn Geflügel, Schweinen und Rindern mehr Raum und mehr Zeit zu wachsen zugestanden wird, dann werden tierische Produkte teurer:

    "Das alles wird natürlich auf den Preis eine Auswirkung haben. Wie groß die sein wird und welche Forderungen der Landwirt erfüllen muss, das kann ich heute nicht sagen, aber teurer wird’s auf jeden Fall. Aber der Verbraucher fordert es auch so, wir von der Industrie auch und das wird seine Entsprechung finden müssen."

    Die Forderung der EU-Kommission, künftig sieben Prozent der landwirtschaftlichen Fläche für den Schutz der Artenvielfalt zu reservieren, lehnen DBV und BVE unisono ab. Jürgen Abraham:

    "Wenn man weiß, dass in den nächsten 30 Jahren die Lebensmittelproduktion um 70 Prozent gesteigert werden muss, dann erscheint es doch kontraproduktiv, wenn wir jetzt Flächen stilllegen, zumal wir die Konkurrenz haben zwischen Kraftstoffen und Lebensmitteln."

    In den letzten Monaten haben viele Hedgefonds ihr Engagement im Rohstoffbereich reduziert. Dora Borbeley, Rohstoffanalystin bei der DEKA-Bank prophezeit:

    "Die zweite Jahreshälfte 2011 hat recht stark fallende Agrarrohstoffpreise gebracht. Wir rechnen für 2012 – wenn es witterungsbedingt nicht zu viele Kapriolen gibt – dann wieder mit moderaten Preisanstiegen."

    Gespannt warten die Analysten jetzt darauf, ob sich die geplanten strengeren Regeln für den Derivate-Handel sowie das neue weltweite Agrarmarktinformationssystem AMIS auswirken. AMIS haben die G20-Staaten ab diesem Jahr eingerichtet, um den Überblick über die Weltgetreidereserven zu erleichtern und der Spekulation mit Agrarrohstoffen den Wind aus den Segeln zu nehmen.

    DBV-Präsident Gerd Sonnleitner mag jedenfalls angesichts der Euro-Krise und den weltweit ungewissen Konjunkturaussichten keine Preisprognosen stellen. Jürgen Abraham von der Deutschen Ernährungsindustrie ist forscher:

    "Meine Prognose ist: Die Rohstoffpreise halten sich, obwohl ich auch weiß, dass das eine globale Sache ist, wo wir nicht in Europa oder in Deutschland alleine Einfluss haben können."