Jochen Spengler: Die Märkte entspannen sich leicht. Die gestrigen Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank und anderer Notenbanken wirken anscheinend beruhigend. Vielleicht hat auch die Mahnung des EZB-Präsidenten Trichet gewirkt.
"Nehmt wieder Vernunft an. Exzessiver Pessimismus ist nicht ratsam. Der gesamte Planet ist vereint und wir rufen die Akteure im internationalen Finanzwesen auf, Ruhe zu bewahren und zur Besinnung zu kommen. Der Markt ist aufgewühlt, aber es gibt Vertrauenselemente. Alle Handelnden müssen sich ihrer Verantwortung bewusst werden, private wie öffentliche Akteure."
Spengler: Weltweit bemühen sich die Politiker darum, die Finanzkrise in den Griff zu kriegen, ihre Handlungen zu koordinieren. Frankreich und Deutschland etwa signalisierten in einer gemeinsamen Erklärung Geschlossenheit, wohl auch, um Berichten entgegenzutreten, nach denen Präsident Sarkozy am letzten Wochenende sauer gewesen sein soll auf Angela Merkel, weil sich die Bundeskanzlerin geweigert hatte, einen EU-weiten Hilfsfonds für Banken einzurichten. Morgen kommen in Washington die Finanzminister und Notenbankchefs der sieben wichtigsten Industrienationen zusammen und auch die Jahrestagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) am Wochenende steht ganz im Zeichen der Krise.
Es gibt ein Wort, das jahrelang ein Unwort war, das aber nun wieder in Mode zu kommen scheint: Verstaatlichung. Die Finanzkrise führt offenbar zu einem Sinneswandel. Zumindest kann man wieder Staat machen mit dem Staat. Ausgerechnet jene Finanzmanager, Politiker, Banker und Wirtschaftsexperten, die jahrelang Staatsregeln und Staatsvorschriften abgelehnt haben als unzulässigen Eingriff in das freie Spiel der Marktkräfte, die rufen nun nach dem Staat als Retter in höchster Not - auf nationaler Ebene und vor allem auf internationaler Ebene.
Islands Regierung hat heute mit der Kauptingbank das größte Finanzinstitut des Landes verstaatlicht. Damit sind es nun die drei größten Banken, die in Island im Besitz des Staates sind. Gestern hat die Regierung ihrer Majestät in Großbritannien die acht größten Banken teilweise verstaatlicht und sogar die US-Regierung hat angesichts der dramatischen Lage im Finanzsektor über die teilweise Verstaatlichung von Banken nachgedacht.
Ist das sinnvoll und wenn ja, warum geschieht es nicht bei uns? - Das wollen wir wissen von Dirk Rudolph. Er ist Spezialist für Banken und Finanzsysteme an der Frankfurter Schule für Finanzen und Management. Guten Tag, Herr Rudolph.
Dirk Rudolph: Guten Tag, Herr Spengler.
Spengler: Herr Rudolph, was halten Sie von den Verstaatlichungen in Großbritannien, in den USA, in Island?
Rudolph: Der Begriff Verstaatlichung ist hier etwas irreführend. Wir verstehen unter Verstaatlichung dann häufig die Verstaatlichung auf langfristiger Perspektive, dass wir hier Bereiche der Wirtschaft hätten, die durch den privatwirtschaftlichen Sektor nicht gemanagt werden könnten.
Das ist gar nicht die Intention derjenigen, die jetzt hier Banken in den genannten Ländern verstaatlichen. Es geht hier um ein vorübergehendes Engagement. Es geht darum, ein sehr schlechtes - lassen Sie mich den technischen Ausdruck mal benutzen - Erwartungsgleichgewicht nicht Wahrheit oder nicht Realität werden zu lassen, das in einer Abwärtsspirale bestehen könnte.
Es gibt ein gutes Erwartungsgleichgewicht, das dann darauf hinausläuft, dass wir alle erwarten, dass die Banken und unser gesamtes Finanzsystem generell auf soliden Füßen stehen kann, und das kann auch sein. Es geht jetzt darum, dass ein Investor einspringt und im Gegensatz zu vielen dezentralen Marktteilnehmern dieses gute Erwartungsgleichgewicht, also die gute Nachricht sozusagen, Wahrheit werden lässt und Realität werden lässt.
Spengler: Und das ist ein nur vorübergehendes Engagement des Staates?
Rudolph: Das wird ein vorübergehendes Engagement werden. Er wird sich sicherlich einschalten auch gerade in das Risikomanagement. Er wird sich vermutlich auch einschalten darin, wie langfristig die Anreize und Sanktionen gegenüber denjenigen gesetzt werden, die Verantwortung tragen. Und wenn diese Arbeit dann geschafft ist, dann wird er sich wieder zurückziehen und wird, wie wenn eine Post oder Postbank privatisiert wird, sich wieder zurückziehen und dann eben auch auf gute Marktzeiten warten und damit sicherlich auch wieder Gewinne einfahren können und damit einen Teil auf jeden Fall der Gelder, die er jetzt rauslegen muss, wieder zurückbekommt.
Spengler: Um es noch mal ganz klar zu machen, Herr Rudolph. Das wird also so aussehen in Island, in Großbritannien, in den USA: Der Staat hat im Augenblick das Sagen und irgendwann, wenn wieder alles in Ordnung ist, wird er seine Anteile an diesen Banken, an den Versicherungen - davon sind ja auch Versicherungen betroffen - wieder verkaufen, wieder auf den Markt bringen.
Rudolph: Alles korrekt, ja.
Spengler: Und in dieser Zeit, in der er nun das Sagen hat, da wird er bestimmte Regeln durchsetzen, zum Beispiel was die Vergütung von Managergehältern, was die Vergütung von Managern angeht?
Rudolph: Das muss man etwas breiter sehen. Es geht jetzt nicht darum, denke ich mal, dass er neue Gehälter mit den bestehenden Vorständen aushandelt - darum geht es nicht -, oder jetzt einen neu zu bestellenden Vorstand einen neuen Vertrag anbietet. Es wird um gesetzliche Regelungen gehen, die vielleicht bei der Kreditwirtschaft besondere Regelungen für die Vertragsgestaltung generell vornehmen.
Spengler: Nun ist aber nachzulesen, dass die amerikanische Regierung zum Beispiel die Managergehälter in diesen von ihnen geretteten Banken auf zum Beispiel 300.000 Dollar begrenzen möchte.
Rudolph: Ja, das ist korrekt.
Spengler: Also wäre das doch eine Möglichkeit?
Rudolph: Das wird man sicherlich tun können. Aber worum es geht ist: Es geht jetzt gar nicht um einige Millionen, die da in falsche Hände fließen, die natürlich die Emotionen sehr belasten, sondern es geht jetzt darum, generelle Regeln zu finden auch für die Zukunft, um unser Banken- und Finanzsystem in Europa, in den Vereinigten Staaten stabil zu gestalten.
Spengler: Geht es nicht auch darum, diejenigen verantwortlich zu machen, die Verantwortung tragen müssten?
Rudolph: Ja. Es geht jetzt sicherlich darum, diejenigen, die hier sich falsch verhalten haben... Aber ich denke, woran wir ganz stark denken müssen ist, dass wir generelle Regeln finden, die den Tag überdauern und die eine zweite nächste Krise nicht möglich machen. Was man da zum Beispiel ändern sollte, ganz generell, das ist, dass man langfristige Anreize gibt und langfristige Sanktionsmöglichkeiten. Das hat man weitgehend aus der Hand gegeben. Oder was heißt "aus der Hand"? - Man hat sie nie richtig eingeführt.
Spengler: Wie könnte man das denn machen?
Rudolph: Indem man die Vertragsgestaltung zum Beispiel auch so nimmt, dass man sagt, ein Teil der Boni, die du bekommst, die werden dir erst in vielen Jahren oder Jahrzehnten ausgezahlt. Es spricht ja nichts dagegen, dass wir auch eine Institution hätten, die dann kontrolliert, ob in der Zeit, in der die Verantwortung dem bestimmten Vorstand zufällt, bestimmte Fehlentscheidungen getroffen wurden, die zu großen Verlusten [geführt haben].
Nehmen wir beispielsweise mal die Belegschaftsaktionäre. Wenn sie bei einer privatwirtschaftlich börsennotierten Bank angestellt sind und sie haben Belegschaftsaktien, die sparen sie ja an für ihre Altersvorsorge. Warum sollte dann die Altersvorsorge des Mitarbeiters, der ein kleines Gehalt bekommt, gefährdet werden und diejenigen, die diese Verantwortung eigentlich zu tragen haben und die für diese Entscheidungen verantwortlich sind, dass deren Altersersparnissen dort unangetastet bleiben.
Spengler: Herr Rudolph, kann man so etwas auch einführen, ohne dass der Staat schon Anteile an einem Unternehmen besitzt?
Rudolph: Das ist sicherlich davon unabhängig. Ein weiterer Vorteil eines Staatsengagements ist jetzt sicherlich die Tatsache, dass der Staat damit natürlich auch noch weitergehende Einsichtsmöglichkeiten hat. Er ist jetzt der Investor und er hat jetzt Möglichkeiten, Transparenz für sich zu schaffen, die vorher mit normaler BaFin-Aufsicht nicht möglich gewesen ist.
Spengler: Wenn das so sinnvoll ist, warum machen wir das nicht bei uns, sondern überlassen das den Amerikanern und den Briten?
Rudolph: Das hängt in gewisser Weise auch mit der Dramatik der Entwicklungen zusammen.
Spengler: Heißt das, dass es bei uns noch schlimmer kommen muss, damit man was Vernünftiges macht?
Rudolph: Ich würde nicht sagen, dass es vernünftig ist. Es geht darum, dass man hier ein Erwartungsgleichgewicht vermeidet durch einen solchen Eingriff, der ziemlich katastrophale Auswirkungen haben könnte. In den USA ist dort viel größerer Grund zur Sorge als bei uns.
Wir haben hier dieses Drei-Säulen-System und wir haben hier zwei große Säulen, die völlig unabhängig von diesen ganzen Problemen sind in ihrer Anlage, von ihrer Intention her. Das heißt nicht, dass sich nicht auch in solchen Instituten Wertpapiere befinden können - wir haben das bei den Landesbanken gehabt -, die aus den Vereinigten Staaten stammen und bestimmten Kriterien gar nicht entsprechen.
Spengler: Danke! - Das war Dirk Rudolph, Spezialist an der Frankfurt School of Finance & Management. Danke für das Gespräch, Herr Rudolph.
Rudolph: Vielen Dank für das Gespräch. Auf Wiederhören!
"Nehmt wieder Vernunft an. Exzessiver Pessimismus ist nicht ratsam. Der gesamte Planet ist vereint und wir rufen die Akteure im internationalen Finanzwesen auf, Ruhe zu bewahren und zur Besinnung zu kommen. Der Markt ist aufgewühlt, aber es gibt Vertrauenselemente. Alle Handelnden müssen sich ihrer Verantwortung bewusst werden, private wie öffentliche Akteure."
Spengler: Weltweit bemühen sich die Politiker darum, die Finanzkrise in den Griff zu kriegen, ihre Handlungen zu koordinieren. Frankreich und Deutschland etwa signalisierten in einer gemeinsamen Erklärung Geschlossenheit, wohl auch, um Berichten entgegenzutreten, nach denen Präsident Sarkozy am letzten Wochenende sauer gewesen sein soll auf Angela Merkel, weil sich die Bundeskanzlerin geweigert hatte, einen EU-weiten Hilfsfonds für Banken einzurichten. Morgen kommen in Washington die Finanzminister und Notenbankchefs der sieben wichtigsten Industrienationen zusammen und auch die Jahrestagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) am Wochenende steht ganz im Zeichen der Krise.
Es gibt ein Wort, das jahrelang ein Unwort war, das aber nun wieder in Mode zu kommen scheint: Verstaatlichung. Die Finanzkrise führt offenbar zu einem Sinneswandel. Zumindest kann man wieder Staat machen mit dem Staat. Ausgerechnet jene Finanzmanager, Politiker, Banker und Wirtschaftsexperten, die jahrelang Staatsregeln und Staatsvorschriften abgelehnt haben als unzulässigen Eingriff in das freie Spiel der Marktkräfte, die rufen nun nach dem Staat als Retter in höchster Not - auf nationaler Ebene und vor allem auf internationaler Ebene.
Islands Regierung hat heute mit der Kauptingbank das größte Finanzinstitut des Landes verstaatlicht. Damit sind es nun die drei größten Banken, die in Island im Besitz des Staates sind. Gestern hat die Regierung ihrer Majestät in Großbritannien die acht größten Banken teilweise verstaatlicht und sogar die US-Regierung hat angesichts der dramatischen Lage im Finanzsektor über die teilweise Verstaatlichung von Banken nachgedacht.
Ist das sinnvoll und wenn ja, warum geschieht es nicht bei uns? - Das wollen wir wissen von Dirk Rudolph. Er ist Spezialist für Banken und Finanzsysteme an der Frankfurter Schule für Finanzen und Management. Guten Tag, Herr Rudolph.
Dirk Rudolph: Guten Tag, Herr Spengler.
Spengler: Herr Rudolph, was halten Sie von den Verstaatlichungen in Großbritannien, in den USA, in Island?
Rudolph: Der Begriff Verstaatlichung ist hier etwas irreführend. Wir verstehen unter Verstaatlichung dann häufig die Verstaatlichung auf langfristiger Perspektive, dass wir hier Bereiche der Wirtschaft hätten, die durch den privatwirtschaftlichen Sektor nicht gemanagt werden könnten.
Das ist gar nicht die Intention derjenigen, die jetzt hier Banken in den genannten Ländern verstaatlichen. Es geht hier um ein vorübergehendes Engagement. Es geht darum, ein sehr schlechtes - lassen Sie mich den technischen Ausdruck mal benutzen - Erwartungsgleichgewicht nicht Wahrheit oder nicht Realität werden zu lassen, das in einer Abwärtsspirale bestehen könnte.
Es gibt ein gutes Erwartungsgleichgewicht, das dann darauf hinausläuft, dass wir alle erwarten, dass die Banken und unser gesamtes Finanzsystem generell auf soliden Füßen stehen kann, und das kann auch sein. Es geht jetzt darum, dass ein Investor einspringt und im Gegensatz zu vielen dezentralen Marktteilnehmern dieses gute Erwartungsgleichgewicht, also die gute Nachricht sozusagen, Wahrheit werden lässt und Realität werden lässt.
Spengler: Und das ist ein nur vorübergehendes Engagement des Staates?
Rudolph: Das wird ein vorübergehendes Engagement werden. Er wird sich sicherlich einschalten auch gerade in das Risikomanagement. Er wird sich vermutlich auch einschalten darin, wie langfristig die Anreize und Sanktionen gegenüber denjenigen gesetzt werden, die Verantwortung tragen. Und wenn diese Arbeit dann geschafft ist, dann wird er sich wieder zurückziehen und wird, wie wenn eine Post oder Postbank privatisiert wird, sich wieder zurückziehen und dann eben auch auf gute Marktzeiten warten und damit sicherlich auch wieder Gewinne einfahren können und damit einen Teil auf jeden Fall der Gelder, die er jetzt rauslegen muss, wieder zurückbekommt.
Spengler: Um es noch mal ganz klar zu machen, Herr Rudolph. Das wird also so aussehen in Island, in Großbritannien, in den USA: Der Staat hat im Augenblick das Sagen und irgendwann, wenn wieder alles in Ordnung ist, wird er seine Anteile an diesen Banken, an den Versicherungen - davon sind ja auch Versicherungen betroffen - wieder verkaufen, wieder auf den Markt bringen.
Rudolph: Alles korrekt, ja.
Spengler: Und in dieser Zeit, in der er nun das Sagen hat, da wird er bestimmte Regeln durchsetzen, zum Beispiel was die Vergütung von Managergehältern, was die Vergütung von Managern angeht?
Rudolph: Das muss man etwas breiter sehen. Es geht jetzt nicht darum, denke ich mal, dass er neue Gehälter mit den bestehenden Vorständen aushandelt - darum geht es nicht -, oder jetzt einen neu zu bestellenden Vorstand einen neuen Vertrag anbietet. Es wird um gesetzliche Regelungen gehen, die vielleicht bei der Kreditwirtschaft besondere Regelungen für die Vertragsgestaltung generell vornehmen.
Spengler: Nun ist aber nachzulesen, dass die amerikanische Regierung zum Beispiel die Managergehälter in diesen von ihnen geretteten Banken auf zum Beispiel 300.000 Dollar begrenzen möchte.
Rudolph: Ja, das ist korrekt.
Spengler: Also wäre das doch eine Möglichkeit?
Rudolph: Das wird man sicherlich tun können. Aber worum es geht ist: Es geht jetzt gar nicht um einige Millionen, die da in falsche Hände fließen, die natürlich die Emotionen sehr belasten, sondern es geht jetzt darum, generelle Regeln zu finden auch für die Zukunft, um unser Banken- und Finanzsystem in Europa, in den Vereinigten Staaten stabil zu gestalten.
Spengler: Geht es nicht auch darum, diejenigen verantwortlich zu machen, die Verantwortung tragen müssten?
Rudolph: Ja. Es geht jetzt sicherlich darum, diejenigen, die hier sich falsch verhalten haben... Aber ich denke, woran wir ganz stark denken müssen ist, dass wir generelle Regeln finden, die den Tag überdauern und die eine zweite nächste Krise nicht möglich machen. Was man da zum Beispiel ändern sollte, ganz generell, das ist, dass man langfristige Anreize gibt und langfristige Sanktionsmöglichkeiten. Das hat man weitgehend aus der Hand gegeben. Oder was heißt "aus der Hand"? - Man hat sie nie richtig eingeführt.
Spengler: Wie könnte man das denn machen?
Rudolph: Indem man die Vertragsgestaltung zum Beispiel auch so nimmt, dass man sagt, ein Teil der Boni, die du bekommst, die werden dir erst in vielen Jahren oder Jahrzehnten ausgezahlt. Es spricht ja nichts dagegen, dass wir auch eine Institution hätten, die dann kontrolliert, ob in der Zeit, in der die Verantwortung dem bestimmten Vorstand zufällt, bestimmte Fehlentscheidungen getroffen wurden, die zu großen Verlusten [geführt haben].
Nehmen wir beispielsweise mal die Belegschaftsaktionäre. Wenn sie bei einer privatwirtschaftlich börsennotierten Bank angestellt sind und sie haben Belegschaftsaktien, die sparen sie ja an für ihre Altersvorsorge. Warum sollte dann die Altersvorsorge des Mitarbeiters, der ein kleines Gehalt bekommt, gefährdet werden und diejenigen, die diese Verantwortung eigentlich zu tragen haben und die für diese Entscheidungen verantwortlich sind, dass deren Altersersparnissen dort unangetastet bleiben.
Spengler: Herr Rudolph, kann man so etwas auch einführen, ohne dass der Staat schon Anteile an einem Unternehmen besitzt?
Rudolph: Das ist sicherlich davon unabhängig. Ein weiterer Vorteil eines Staatsengagements ist jetzt sicherlich die Tatsache, dass der Staat damit natürlich auch noch weitergehende Einsichtsmöglichkeiten hat. Er ist jetzt der Investor und er hat jetzt Möglichkeiten, Transparenz für sich zu schaffen, die vorher mit normaler BaFin-Aufsicht nicht möglich gewesen ist.
Spengler: Wenn das so sinnvoll ist, warum machen wir das nicht bei uns, sondern überlassen das den Amerikanern und den Briten?
Rudolph: Das hängt in gewisser Weise auch mit der Dramatik der Entwicklungen zusammen.
Spengler: Heißt das, dass es bei uns noch schlimmer kommen muss, damit man was Vernünftiges macht?
Rudolph: Ich würde nicht sagen, dass es vernünftig ist. Es geht darum, dass man hier ein Erwartungsgleichgewicht vermeidet durch einen solchen Eingriff, der ziemlich katastrophale Auswirkungen haben könnte. In den USA ist dort viel größerer Grund zur Sorge als bei uns.
Wir haben hier dieses Drei-Säulen-System und wir haben hier zwei große Säulen, die völlig unabhängig von diesen ganzen Problemen sind in ihrer Anlage, von ihrer Intention her. Das heißt nicht, dass sich nicht auch in solchen Instituten Wertpapiere befinden können - wir haben das bei den Landesbanken gehabt -, die aus den Vereinigten Staaten stammen und bestimmten Kriterien gar nicht entsprechen.
Spengler: Danke! - Das war Dirk Rudolph, Spezialist an der Frankfurt School of Finance & Management. Danke für das Gespräch, Herr Rudolph.
Rudolph: Vielen Dank für das Gespräch. Auf Wiederhören!