"Ich habe viel auf Deutsch gelernt. Das ist aber keine einfache Sprache. Deswegen: Das braucht ein bisschen Zeit."
"Ein paar Wörter, die ich schon gelernt habe. Vielleicht: Integration, Führungskompetenz."
Murat und Oma, jeweils Mitte 20, sprechen bereits ganz passabel Deutsch. Murat studiert in Deutschland Internationale Beziehungen, Omar Biotechnologie jeweils im Master. Dabei sind Murat und Omar nicht die wahren Namen der beiden jungen syrischen Studierenden.
"Sicher, das ist brandgefährlich. Wir hören immer wieder davon, wie Familienmitglieder zuhause angegriffen werden, wenn sich Verwandte kritisch in europäischen Medien äußern."
Wenn’s komplizierter wird, reden Murat und Oma lieber auf Englisch weiter. Dabei ist das, was sie zu sagen haben außergewöhnlich: Während viele syrische Flüchtlinge dauerhaft in Deutschland bleiben wollen, haben die beiden einen ganz anderen Plan: Sie wollen wieder zurück, nach Syrien. Sie wollen Aufbauhilfe leisten in ihrem Heimatland.
"Mein Hauptmotiv: Syrien – das ist mein Land, meine Heimat. Und ich möchte etwas dazu beitragen, das dieses Land, in dem ich aufgewachsen bin, in dem ich meine Ausbildung bekommen habe, wieder auf die Beine kommt."
"23 Jahre lang habe ich in Syrien gelebt, bin dort aufgewachsen. Dieses Land hat mir viel gegeben. Und ich finde: Ich habe etwas davon meinem Land zurückzugeben. Der Tag wird kommen, an dem wir die Ärmel hochkrempeln und Syrien wiederaufbauen."
Wiederaufbau in Syrien: mehr als nur der Neubau von Straßen oder Häusern
So ähnlich wie Murat und Omar denken jene 190 weiteren syrischen Studierenden, die am Programm "Leadership for Syria" des Deutschen Akademischen Austauschdienstes teilnehmen. Das Ziel: Die jungen Frauen und Männer aus Syrien sollen neben ihrem Fachstudium fit gemacht werden für die spätere Aufbauarbeit in ihrem Heimatland.
"Heute haben wir mit unserem Face-to-Face-Workshop begonnen. Wir lernen dabei, wie man eine Gruppe, eine Organisation, eine Verwaltung leitet. Und das ist sehr wichtig: Wir lernen, wie man ein neues Syrien aufbaut. Es geht um soziale, politische Kenntnisse, die man dazu benötigt – ein Lern- und Trainingsprogramm, das die Universität Konstanz ausgearbeitet hat."
Die wurde mit der Ausarbeitung des Lern- und Trainingsprogramms für die rückkehrwilligen syrischen Flüchtlinge beauftragt. Derzeit explodieren in Syrien weiter Bomben, Tag für Tag. Und so wird es, glaubt Omar, noch lange dauern, bis er das Wissen, das er sich derzeit aneignet, in Syrien anwenden kann.
"Ich denke, so in fünf bis zehn Jahre können wir an eine Rückkehr denken. Syrien wird dann nicht so sein wie vor dem Krieg. Aber zumindest werden wir dann Frieden haben."
Murat dagegen will nicht so lange warten.
"Wiederaufbau in Syrien – das ist mehr als nur der Neubau von Straßen oder Häuser. Ich denke an die rund fünf Millionen Syrer, die in die Nachbarländer geflüchtet sind und dort unter fürchterlichen Bedingungen leben. Ich will dort hingehen, helfen, gleich nach Abschluss meines Studium in Deutschland. Die Kinder, die dort leben, sind die Zukunft Syriens. Und sie brauchen unsere Hilfe jetzt. Und wir dürfen nicht warten, bis der Krieg zu Ende ist."