
Matthias Schmale wusste, dass er keinen leichten Job annahm, als er 2017 Direktor des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen für die Palästinenser im Gaza-Streifen wurde, aber damit, dass die USA ihre Zahlungen an das Hilfswerk einstellen würden, hatte Schmale nicht gerechnet.
"Dass der größte Geldgeber mehr oder weniger von heute auf morgen wegbricht, das ist 'ne Herausforderung die ich so nicht vorhergesehen habe."
Das Hilfswerk, abgekürzt UNRWA, ist in dem abgeriegelten und verarmten Gaza-Streifen der Rettungsanker für einen Großteil der Bevölkerung. Es versorgt palästinensische Flüchtlinge und ihre Nachkommen mit Lebensmitteln, betreibt Gesundheitszentren und Schulen und beschäftigt rund 13.000 Menschen, die meisten Lehrer.
Rückzug der USA
Das alles geht nur mit Spendengeldern, der internationalen Staatengemeinschaft. Anfang 2018 gaben die USA ihren Rückzug aus der Finanzierung des Hilfswerks bekannt. Schon wenige Monate später, musste Matthias Schmale im Gaza-Streifen erste Konsequenzen ziehen und rund 100 Mitarbeiter entlassen. 500 weitere können nur noch in Teilzeit beschäftigt werden. Stolz ist Schmale darauf, dass die Lebensmittelhilfe für mehr als eine Million Menschen aufrechterhalten werden konnte - auch weil andere Geldgeber einsprangen.
"Uns ist im Sommer, im Juni, das Geld komplett ausgegangen und wir haben es halt geschafft über neue Mittel und Umschichtungen und ein internes Darlehen, sagen wir mal, diese Hilfe weiter zu führen bis Ende des Jahres. Das ist wichtig im gegenwärtigen Kontext hier in Gaza."
Doch nun müssen die Lebensmittelhilfen der Vereinten Nationen im Gaza-Streifen und im Westjordanland doch gekürzt und zum Teil sogar gestrichen werden. Das Welternährungsprogamm der UN wird im neuen Jahr 27.000 bedürftigen Palästinensern gar keine Lebensmittelgutscheine mehr geben können. 165.000 weitere Betroffene bekommen künftig weniger Unterstützung, erklärt Stephen Kearney, der Leiter des Welternährungsprogramms in den palästinensischen Gebieten.
"In diesem Jahr zahlten wir pro Person zehn Dollar im Monat, damit die nötigsten Lebensmittel gekauft werden konnten. Das lag unter dem Durchschnitt des Armutsniveaus aber es half durchzuhalten. Wir kürzen nun um 20 Prozent auf acht Dollar - ein erheblicher Einschnitt, der nicht nur die Empfänger trifft, sondern auch die örtliche Wirtschaft."
Es drohen weitere Kürzungen
Die Einschnitte sind nötig, weil die USA und andere Geldgeber ihre Unterstützung zurück gefahren haben. Es drohen auch weitere Kürzungen. Nach Angaben des Welternährungsprogramms fehlen 57 Millionen US-Dollar um die Lebensmittelhilfe im neuen Jahr aufrecht erhalten zu können. Direktor Stephen Kearney sagte.
"Die Menschen, die wir versorgen sind die Schwächsten in Palästina und wir wissen, dass wir sie nun neuen Ängsten aussetzen und ihre Verzweiflung steigern. Das Welternährungsprogramm wird alles versuchen, um die Finanzierungslücke zu schließen."
Das Programm verteilt Lebensmittelgutscheine, mit denen die betroffenen Palästinenser in lokalen Geschäften einkaufen können. Auch dieser arbeitslose Vater von drei Kindern aus dem Gaza-Streifen bekommt die Gutscheine. "Bei der aktuellen Wirtschaftslage bin ich zu 70 bis 80 Prozent davon abhängig. Es gibt nirgendwo Jobs und sehr viele Arbeitslose in der Stadt. Deshalb hilft mir das Programm die nötigsten Bedürfnisse zu decken."
Nicht nur die Programme der Vereinten Nationen in den Palästinensergebieten sind vom Finanzierungsrückzug der USA betroffen. Weil sich auch die staatliche Entwicklungshilfebehörde USAID zurückzieht, sind Entwicklungsprojekte betroffen, die von der Behörde unterstützt wurden. Im neuen Jahr werden sich auch diese Kürzungen auswirken.